Lernen beginnt sehr oft mit Ent-lernen
Für viele Menschen besteht der Sinn der Rhetorik einzig und alleine darin, eine Botschaft zu verpacken, frei nach dem Motto: "Rhetorik verpackt Inhalte". Doch ist das wirklich so?
Ist es nicht genau dieses Verpacken, was es so schwierig macht ein guter und interessanter Rhetoriker zu sein? Verfehlt dies unter Umständen sogar den Sinn der Rhetorik? Sicher ist, dass man so an Glaubwürdigkeit und Autorität verliert.
Warum also nicht dahin schauen, wo sich die Rhetorik einst entwickelt hat und zwar ganz frei von intellektueller Profilneurose oder mit dem Zwang theoretisch glänzen zu wollen. Auch ganz ohne altgriechisches Sprachwissen, großes Latinum oder Philosophiestudium lässt sich viel aus dieser Zeit für den heutigen Alltag und seinen Situationen übertragen. Einzig der gesunde Menschenverstand reicht aus. Die antiken Rhetorik-Schulen haben sich nicht nur auf die formale Rhetorik begrenzt, sondern diese mit umfassenden literarischen, moralischen und ethischen Unterweisungen untermauert. Für Rhetoren von einst war Rhetorik noch mit praktischer Philosophie, humanistischer Ethik, Werteorientierung, einer sorgfältigen Argumentation sowie der Anwendung von Kritik im klassischen Sinne und nicht zuletzt die Auseinandersetzung (Diskurs) mit aktuellen Themen eng verbunden. Daneben war auch die Auseinandersetzung im Diskurs an der Tagesordnung. Damit wurden die Schüler in die Lage versetzt, ihre eigenen Lösungen und Ideen hervorzubringen, um diese dann der Kritik ( im philosophischen Sinne) zur Prüfung zu stellen - Lernen beginnt mit Ent-lernen.
Der wahre Sinn der Rhetorik
Rhetorik muss auspacken, präsentieren, anbieten und verständlich sein, damit der Gesprächspartner/Zuhörer sehen und verstehen kann, worüber geredet wird, welche Absicht dahinter steht und was erreicht werden soll. Wie soll er auf den Redner und seine Ausführungen eingehen können, wenn er nicht versteht, worum es geht. Den geeigneten Weg suchen, um die Zuhörer zu erreichen (also eine Botschaft zu präsentieren, anzubieten und verständlich zu machen), eben auszupacken, ist die bessere Alternative, um den Sinn der Rhetorik zu erfüllen.
Das Wort „Sinn“ ist doppeldeutig belegt und die Rhetorik bedient sich beider Definitionen. Sinn – als Ziel, Zweck, Absicht, Wert, im Speziellen den Sinn der Rhetorik selbst. Sinn – als Wahrnehmung – ich sehe, höre, fühle und fasse.
Jeder hat sicher schon einmal über den Sinn des Lebens nachdenken wollen oder hat es vielleicht schon getan. Das ist eine sehr umfassende und weittragende philosophische Auseinandersetzung und man kann leicht den Überblick verlieren – ganz anders bei der Rhetorik. Der Sinn der Rhetorik hat vier Aufgaben zu erfüllen – mehr nicht.
Dies überrascht viele, denn das klingt fast zu einfach, aber es ist so. Schaut man sich Untersuchungen der Wissenschaft genauer an, stellt man fest, dass wir heute immer besser Einzelaspekte der Rhetorik erklären können. Wir haben immer bessere Modelle, mit denen wir verstehen können, wann Menschen zuhören, wann unser Gehirn etwas besonders gut versteht und wie eine Botschaft eine Handlung, sei es ein Kauf oder einfach nur das Interesse an einem weiteren Gespräch auslösen kann. Doch wird eine Rede dadurch überzeugend, dass ein Redner Phänomene der menschlichen Kommunikation kennt? Werde ich ein besserer Redner, nur weil ich die neuesten Erkenntnisse aus Neurologie, Psychologie und angewandter Hirnforschung kenne?
Wie oft erlebt man, dass brillante Experten - vielleicht auch als Folge ihres umfassenden Wissens – eben nicht überzeugen können und eben nicht die Menschen erreichen. Der Grund liegt darin, dass sie zu wenig oder gar nicht versuchen die vier Aufgaben der Rhetorik zu erfüllen. Was passiert aber, wenn…
Kann eine Rede erfolgreich sein, wenn eine Aufgabe der Rhetorik nicht erfüllt ist? Können Menschen dann noch überzeugt werden? Sicher nicht. Die vier Aufgaben der Rhetorik kann jeder erlernen und umsetzen. Wichtig dabei ist, dass stets alle vier Aufgaben beachtet werden. Den Sinn erfüllen, stärkt den Redner und die Zuhörer, ihn (den Sinn) nicht zu erfüllen schwächt den Redner sowie auch die Zuhörer. Gute Redner haben deshalb nur ein Ziel: starke Zuhörer!
Und wie geht das nun?
Kehren wir zurück in die Antike. Dort existieren zwei Begriffe: nämlich ethos und êthos und hier liegt der Schlüssel.
ethos – die Gewohnheit, die Sitte und den Brauch
êthos - Charakter und Denkweise, die Sitte und Brauch verinnerlicht hat
(Quelle M.Klopfer)
Will jemand auf ganz authentische und natürliche Weise ein guter Rhetoriker werden, also glaubwürdig, verständlich, überzeugend und nachhaltig, benötigt er weder Methoden noch Tools. Im Gegenteil, die Gefahr sich zu verbiegen und damit das Gegenteil zu erreichen ist zu groß.
Vom ethos zum êthos ist die Lösung, das heißt unter anderem:
Die gute Nachricht dabei ist, dass dies unabhängig von Beruf, Status, Intellekt oder Geld etc. von jedem Menschen geleistet werden kann, wenn er nur ein wenig Disziplin und Motivation mitbringt.
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