Nach der Umfrage des dib stieg im Jahr 2007 die Zahl der eingereichten Vorschläge pro 100 Mitarbeiter von 64 auf 72.
Am eifrigsten sind die Belegschaften der Kautschukindustrie. Dort zählte man 294 Verbesserungsvorschläge je 100 Köpfe. Staatsdiener dagegen denken nur selten konstruktiv mit. Lediglich sieben Vorschläge pro 100 Mitarbeiter gingen bei den Behördenchefs ein. Offenbar findet das Thema dort noch wenig Beachtung – die Amtsleiter müssten sich deshalb stärker darum kümmern.
Zu den Nachzüglern in Sachen Ideenmanagement gehörten 2007 auch die Banken – dort kamen auf je 100 Mitarbeiter nur 13 Vorschläge. Am geringsten fiel die Quote mit nur drei Vorschlägen pro 100 Beschäftigte jedoch in den Krankenhäusern aus. Hier fehlt es wohl immer noch an Wettbewerbsdruck – trotz zahlloser Gesundheitsreformen.Selbst in Firmen, die ihr Personal anleiten, Vorschläge zu machen, ist nach wie vor viel Luft in der Ideenpipeline:
In nur 28 von 100 Unternehmen mit Ideenbörse wurde im Jahr 2007 im Schnitt von jedem Mitarbeiter mindestens ein Verbesserungsvorschlag eingereicht.
Es gibt indes keinen Grund, als Arbeitnehmer zögerlich zu sein und sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Denn die abgelieferten Ideen sind größtenteils brauchbar – und sie lassen sich rasch umsetzen:
Im Schnitt aller Branchen lag der Realisierungsgrad der eingereichten Vorschläge bei 65 Prozent – zwei Drittel der Ideen fielen also buchstäblich auf fruchtbaren Boden.
Die umgesetzten Ideen waren für die Unternehmen und für die Mitarbeiter durchweg lohnend:
Der sich weiter verstärkende internationale Wettbewerb wird die Unternehmen veranlassen, künftig noch stärker die Kreativität der Arbeiter und Angestellten anzuzapfen. Einen Königsweg, wie man das am besten macht, gibt es nicht – obwohl das Vorschlagswesen eine lange Tradition hat. Schon Alfred Krupp, der Stahlbaron, verlangte 1872 in seinem Generalregulativ von seinen Führungskräften, Anregungen und Vorschläge zur Verbesserung aus dem Kreise der Mitarbeiter dankbar entgegenzunehmen und durch die nächsten Vorgesetzten an die Prokura zu befördern, damit diese eine Prüfung veranlasst.
Dieses Grundprinzip hat seitdem Bestand. Jeder Betrieb, der in die Fußstapfen Alfred Krupps getreten ist, hat jedoch sein eigenes Rezept, wie er an die Ideen der Belegschaft herankommt – angefangen vom Weg (Intranet, Arbeitskreis etc.) bis hin zur Prämierung. Verallgemeinern kann man allerdings das Ziel: Es wird heute weniger der große Wurf angestrebt. Vielmehr geht es um viele kleine Verbesserungen.
Außerdem empfehlen Fachleute neben einem innovationsfreundlichen Arbeitsklima möglichst kurze Wege: Neue Ideen müssen in kurzer Zeit begutachtet werden und, wenn sie praxistauglich sind, vom Mitarbeiter selbst umgesetzt werden. Das Erfolgserlebnis spornt – oft zusammen mit einer Geldprämie – zu weiteren Aktivitäten an.
Gerade in der Anfangsphase eines Ideenmanagements sollten die Beschäftigten immer wieder aufgefordert werden, nach Einsparpotenzialen zu suchen. Plakate, Wettbewerbe, Beilagen zur Gehaltsabrechnung etc. haben sich als Erinnerungsstützen bewährt.
Damit eine Idee rasch umgesetzt wird, ist es sinnvoll, möglichst viele Entscheidungskompetenzen und Zuständigkeiten dezentral beim jeweiligen Vorgesetzten anzusiedeln. Von den Chefs wird dabei nicht verlangt, dass sie konkret vorgeben, wo etwas geändert werden muss. Das bleibt den Mitarbeitern überlassen. Diese bringen ihre Erfahrungen ein, organisieren sich selbst und vereinbaren untereinander – auch bereichsübergreifend – ihre Vorgehensweise.
Die meisten Beschäftigten sind es ohnehin gewohnt, neue Wege zu gehen. Nach einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung und der Bundesanstalt für Arbeitsmedizin müssen 72 Prozent der Arbeitnehmer häufig oder manchmal bisherige Verfahren verbessern und Alternativen ausprobieren. Unternehmen, die neu in die Materie des Vorschlagswesens einsteigen, finden beim dib praktische Unterstützung – das Institut bietet Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten an – etwa zum dib-Dipl.-Ideenmanager.
Wie mitgedacht wird
Deutsche Post IT-Service GmbH: Hier kam ein findiger Kopf auf die Idee, man müsse sich doch per Handy für eine Postkarte oder einen Standardbrief eine Briefmarke in Form einer zwölfstelligen Nummer besorgen können. Diese überträgt man einfach handschriftlich auf die Post – und erspart sich damit den Gang zum Postamt. Der Arbeitgeber fand die Idee gut und spendierte zusätzlich zur Geldprämie einen Mini-Cooper.
Deutsche Bahn AG: Es geht auch schneller, dachte sich ein Mitarbeiter der Fahrzeuginstandhaltung der Bahn: Wegen eines Lieferproblems bei Bremsscheiben für neue Radsätze schlug er vor, nicht länger zu warten. Vielmehr sollte man doch die Scheiben von bereits stillgelegten Baureihen einmal aufarbeiten. Gedacht, getan. Der Vorschlag brachte ihm eine Prämie von mehr als 15.000 Euro und dem Unternehmen einen einmaligen Jahresnutzen von gut 62.000 Euro.