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Fachartikel, 06.06.2007
G8-Gipfel
Der Weg zu mehr Transparenz bei Hedgefonds und auf dem Finanzmarkt
Die Uhr läuft – der G8-Gipfel am 8. Juni in Heiligendamm steht kurz bevor. Auf der Agenda der acht führende Wirtschaftsnationen dieser Welt stehen, auf speziellen Wunsch der Deutschen Regierung, auch die Hedgefonds. Finanzminister Peer Steinbrück fordert eine stärkere Transparenz der international agierenden Kapitalanlage-Gesellschaften, um das Risiko ernster Krisen auf den Finanzmärkten einzudämmen.

Mit dem Begriff Hedgefonds verbinden sich vor allem spektakuläre Schlagzeilen. Am 16. September 1992 beispielsweise, dem berühmten „schwarzen Mittwoch“, drängten Spekulanten das britische Pfund aus dem europäischen Währungssystem. Die Verteidigung des letztlich

unhaltbaren Wechselkurses kostete die Zentralbanken umgerechnet mehrere Milliarden Dollar, während allein der Hedgefonds des bekannten Spekulanten George Soros schätzungsweise 1 Milliarde Dollar Gewinn einstrich. Bis heute halten sich die Briten vom Euro fern.

Der zweite, ebenso bekannte Fall betrifft ausgerechnet zwei Wirtschaftsnobelpreisträger: Myron Scholes und Robert C. Merton haben eine mathematische Formel zur Bewertung von Aktienoptionen entwickelt. Während ihre Forschung mit Lorbeer und Geld belohnt wurde, holten

sie sich als Mitbetreiber des Long-Term Capital Management-Hedgefonds (LTCM) eine blutige Nase. Im Herbst 1998 stand der LTCM kurz vor dem Zusammenbruch. Mehrere große Banken versorgten ihn schließlich in einer konzertierten Aktion unter Federführung des damaligen US-Notenbank-Chefs Alan Greenspan mit einer üppigen Kapitalspritze.Wäre die Rettungsaktion fehlgeschlagen, hätte der LTCM-Zusammenbruch möglicherweise eine weltweite Finanzkrise ausgelöst.

Im Jahr 2005 schließlich kam es zu einer großen Irritation, weil der langjährige Vorstandsvorsitzende der Deutsche Börse AG, Werner Seifert, auf Druck des Hedgefonds TCI seinen Posten räumte. Wohlgemerkt: TCI hatte bei Weitem keine Mehrheit der Stimmrechte. Hedgefonds unterscheiden sich von herkömmlichen Aktien-Investmentfonds in erster Linie durch ihre Anlagestrategien. Während diese beispielsweise Unternehmensanteile kaufen und auf Kursgewinne bauen, können Hedgefonds auch bei fallenden Kursen Geld verdienen. Zudem können die Manager der innovativen Fonds anders als die von normalen Investmentfonds aus einem größeren Arsenal von Geschäftsstrategien auswählen. Denn sie unterliegen nicht den strengen gesetzlichen Regeln, die erlassen wurden, um Anleger vor allzu großen Risiken schützen. Zum Schaden ihrer Geldgeber haben die Hedgefonds bis dato jedoch nicht agiert:

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Ein Investor, der 1997 im Januar 100 Dollar in einen durchschnittlichen Hedgefonds gesteckt hat, bekam zehn Jahre später im April 280 Dollar heraus. Wer sein Geld zum selben Zeitpunkt in ein US-Aktienportfolio entsprechend dem S&P 500 Total Return-Index investierte, dessen Kapital wuchs bis heute lediglich auf 222 Dollar an.
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Zudem haben sich die Hedgefonds in den vergangenen zehn Jahren wesentlich kontinuierlicher entwickelt. Während die spekulativen Fonds insgesamt das ihnen anvertraute Geld beständig vermehrten, waren Aktienbesitzer einer regelrechten Achterbahnfahrt der Emotionen ausgesetzt.

Auf bejubelte Kurssprünge folgte schließlich der große Katzenjammer, als die Internetblase platzte. Die Sache mit den Hedgefonds hat aus Anlegersicht vor allem einen Haken: Wer sich daran beteiligen will, muss viel Geld mitbringen. Selbst sehr reiche Investoren haben in der Regel nicht genug Mittel, um sich gleichzeitig bei mehreren der Kapitalsammelstellen zu engagieren.

Wenn die G8-Staatschefs im Ostseebad Heiligendamm auf die Hedgefonds zu sprechen kommen, wird es jedoch kaum um die Renditechancen dieser Anlageform gehen. Der Blick der Industrienationen-Vertreter dürfte vor allem auf die weltwirtschaftlichen Risiken gerichtet sein. Denn die Hedgefonds legten im vergangenen Jahrzehnt nicht nur eine gute Performance hin, sie zogen auch nahezu unglaubliche Summen an Kapital an:

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Noch 1997 verwalteten 3.000 Hedgefonds ein Vermögen von 130 Milliarden Dollar. Heute gibt es weltweit fast 10.000 Fonds mit einem Gesamtkapital von 1,4 Billionen Dollar – das ist deutlich mehr als der derzeitige Börsenwert sämtlicher DAX-Unternehmen.
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