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Fachartikel, 19.09.2007
Förderprogramme für Forschung und Entwicklung
Der Mittelstand hat oft das Nachsehen
Staatliche Förderprogramme für die Forschung und Entwicklung (FuE) von Spitzentechnologie zielen meist auf große Unternehmen, der Mittelstand bleibt dabei zumeist außen vor. Und das, obschon es gute Gründe gibt, gerade kleine und mittlere Unternehmen bei ihren Innovationsvorhaben unter die Arme zu greifen – durch beispielsweise steuerliche Vergünstigungen.
In einer globalisierten Wirtschaftswelt können kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) nur mithalten, wenn sie technologisch auf der Höhe der Zeit sind – Massenprodukte kommen aus China, Deutschland muss sich spezialisieren. Das kostet Geld. Denn für Neuerungen müssen die entsprechenden FuE-Kapazitäten geschaffen werden. Ohne staatliche Hilfen geht das aber nur selten, denn bevor Kreditgeber einen Wechsel auf die Zukunft ausstellen, müssen die Geschäftsaussichten schon sehr rosig sein. Mittelständische Firmen stecken dabei in einem Dilemma. Sie können den Konzernen in puncto Forschung und Entwicklung nicht Paroli bieten, auch wenn die Bilanz auf der Beschäftigungsseite gar nicht einmal so schlecht ist:

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Forschungspersonal.
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In Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern arbeiteten nach Angaben des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft im Jahr 2005 zwar rund 57.000 Vollzeitforscher; damit ist fast jeder fünfte in einem Unternehmen tätige Wissenschaftler im Mittelstand beschäftigt.

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Forschungsmittel
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Wenn’s ums Geld geht, fallen die Kleinen aber hoffnungslos zurück: Die FuE-Aufwendungen der kleinen und mittleren Betriebe betrugen im Jahr 2005 rund 5,9 Milliarden Euro. Gemessen an den 40,4 Milliarden Euro, die Großunternehmen für Forschung und Entwicklung in die Hand nehmen, ist das eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Auch verglichen mit den Mitteln, die kleine wie große Unternehmen selbst in die Forschung stecken, sind die staatlichen Zuschüsse fast dem Bereich der Portokasse zuzuordnen. Diese Strukturzahlen sind bislang allerdings nur für das Jahr 2003 verfügbar:

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Insgesamt summierten sich staatliche Forschungsaufträge oder Fördermittelzuletzt auf 1,6 Milliarden Euro – mittelständische Firmen haben davon gerade einmal 326 Millionen Euro abbekommen.
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Dabei sind die staatlichen Zuschüsse eigentlich gut angelegt. Einer Studie der Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Consult zufolge haben 80 Prozent der geförderten Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Jeder Förder-Euro induziert zusätzliche eigene FuE-Ausgaben in Höhe von 71 Cent. Und: Die Hälfte der Unternehmen verfolgt Projekte, die sie ohne Förderung unterlassen hätte.

Die Untersuchung der IW Consult bestätigt die Ergebnisse des Stifterverbandes, dass der Mittelstand bei der Forschungsförderung im Nachteil ist. So haben nur 8 Prozent der kleinen KMU mit bis zu 1 Million Euro Umsatz in den vergangenen fünf Jahren staatliche Forschungsgelder bekommen; bei mittelgroßen Firmen mit 1 bis 50 Millionen Euro Umsatz liegt diese Quote bei 10 Prozent, bei großen Mittelständlern mit 50 bis 250 Millionen Euro Umsatz bei 16 Prozent. Dagegen erhält in Deutschland jedes dritte Großunternehmen FuE-Fördermittel vom Staat.

Diese Schieflage kommt nicht von ungefähr: Viele industrielle Mittelständler arbeiten in den „falschen“ Technologiegebieten. Denn die Forschungsförderung ist sehr selektiv: Fast 60 Prozent der geförderten Betriebe sind in der Bio- oder Nanotechnologie, der Medizintechnik,
der Mikrosystemtechnik, den optischen Technologien oder den regenerativen Energien aktiv. Das sind jedoch überwiegend Wirtschaftsbereiche, die vornehmlich von großen Firmen abgedeckt werden.

Außerdem ist praktisch die gesamte technologieungebundene Innovationsförderung auf Kooperationen und Netzwerke ausgerichtet. Eine einzelbetriebliche FuE-Förderung für Mittelständler gibt es nur in den neuen Ländern – über das Programm InnoWatt. Die Crux daran: Nicht alle Innovationsvorhaben des Mittelstands lassen sich am besten in Kooperation mit anderen Betrieben oder Forschungsinstituten angehen. Was fehlt, ist eine generelle FuE-Förderung, die dem Mittelstand mehr innovativen Biss gibt. Denn gerade für die KMU hat die staatliche Forschungsförderung die Funktion einer Initialzündung:

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In geförderten Kleinbetrieben betragen die FuE-Ausgaben bezogen auf den Umsatz stolze 30 Prozent; bei nicht unterstützten Minifirmen fallen für die Forschung nur Peanuts ab.
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Beim „mittleren“ Mittelstand ist die Relation kaum besser. Damit das Forschungslaufrad rollt, muss der Staat es also anschieben. Das geht auf vielerlei Art und Weise – Geld ist zwar ein wichtiger, aber nicht der einzige FuE-Treiber. Die IW Consult hat folgende Empfehlungen erarbeitet, um die Innovationsfähigkeit der KMU zu erhöhen und das Ziel von EU und Bundesregierung zu erreichen, den Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt bis 2010 von 2,5 bis auf 3 Prozent zu steigern:

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Infoportal Forschungsförderung
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Fast zwei Drittel der Unternehmen informieren sich im Internet über Fördermöglichkeiten, besonders kleine Betriebe. Von daher wäre es sinnvoll, ein gemeinsames Portal für alle Förderprogramme des Bundes und der Länder einzurichten. Das erleichtert die Orientierung.

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Vereinfachtes Bewertungs- und Kontrollverfahren.
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Die Bürokratie, die für Unternehmen und Institutionen mit jedem Förderantrag verbunden ist, treibt so manche kleine und mittlere Firma zur Verzweiflung – am Ende lässt man lieber die Finger davon. Der bürokratische Aufwand sollte deshalb reduziert werden. Wenn weniger kontrolliert wird, erhöht sich zwar die Missbrauchsgefahr. Nur was nutzt die Auflistung von Angaben, die oft ohnehin nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden können?

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Technologieungebundene Förderung
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Unternehmen sind näher am Markt als Ministerien. Was der Kunde will, weiß man vor Ort besser als jede Ministerialbürokratie. Deshalb müssen die Fördermöglichkeiten offener gestaltet werden. Heute sind sie noch zu oft von politischen Vorgaben beeinflusst. Unternehmen, die z.B. eben nicht ihr Hauptaufgabengebiet in der Energieeinsparung oder in der Nanotechnologie sehen, gehen leer aus. Selbst wenn sich ihre Produkte für die deutsche Volkswirtschaft – und damit auch für die Beschäftigung – als Renner erweisen könnten.

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Steuerliche FuE-Förderung
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Einen anderen Weg, die Förderung von bestimmten Programmen abzukoppeln und den Unternehmen die Forschungsrichtung zu überlassen, sind Tax Credits. Normalerweise können Firmen die Kosten für Forschung und Entwicklung zwar von der Steuer absetzen. Wenn sie aber in den ersten Jahren keinen Gewinn mit den Neuerungen machen, nutzt das wenig. Besser wären eine erhöhte Absetzbarkeit und Steuergutschriften – eben Tax Credits. Das Finanzamt zahlt hier Geld aus, wenn entsprechende Forschungsausgaben nachgewiesen werden. Andere Länder wie die Niederlande praktizieren diese Methode bereits.

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Modifizierte Forschungsprämie
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Über ein neues Programm des Bundesforschungsministeriums erhalten öffentliche Forschungsinstitute eine Prämie, um Erfindungen für die Wirtschaft voranzutreiben. Ob die auftraggebenden Unternehmen davon etwas haben, bleibt zweifelhaft. Besser wäre es, den Unternehmen eine Prämie zu zahlen, mit der sie zu einem zertifizierten Forschungsinstitut ihrer Wahl gehen. In diesem Fall ist sichergestellt, dass gezielt marktfähige Produkte entwickelt werden – und auch private Institute an den Forschungsgeldern partizipieren.

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Pro Inno II

Mit dem Programm Pro Inno II (Programm Innovationskompetenz mittelständischer Unternehmen) fördert der Bund seit dem Jahr 2004 Kooperationsprojekte zwischen Unternehmen sowie Firmen und Forschungseinrichtungen. Eingeschlossen ist der Austausch von FuE-Personal. Dafür stehen bis 2009 gut 900 Millionen Euro zur Verfügung. Pro Inno II bringt einige Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger: Jetzt werden auch westdeutsche KMU nicht mehr beim Zugang benachteiligt. Außerdem gibt es Zuschüsse, wenn man ausländische Partner ins Boot holt. Gefördert wird jede Entwicklung ohne Einschränkung auf bestimmte Technologien.

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