VOLLTEXTSUCHE
Fachartikel, 09.09.2008
Existenzgründung
Immer weniger Existenzgründer in Deutschland
­­Deutschland gehen die Existenzgründer aus: Im vergangenen Jahr haben nur gut halb so viele Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt wie zu Beginn des Jahrzehnts. Grund hierfür ist zum einen die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und zum zweiten, dass Existenzgründer nicht mehr so stark vom Staat gefördert werden wie noch zur Zeit der Ich-AG.
Seit dem Jahr 2000 spürt die KfWFörderbank anhand von 40.000 Telefoninterviews dem Unternehmergeist in Deutschland nach. Das Ergebnis ihres so ermittelten Gründungsmonitors für 2007 ist ernüchternd:

Rund 860.000 Personen machten sich 2007 im Neben- oder Vollerwerb selbstständig – das war die niedrigste Gründerzahl seit Beginn des Jahrzehnts.

Gegenüber 2006 brachen die Gründungen um 20 Prozent ein. Am stärksten schrumpfte dabei die Zahl derjenigen, die ihr Berufsleben ganz der neuen eigenen Firma widmeten: Im vergangenen Jahr gab es rund 30 Prozent weniger Vollerwerbsgründer; insgesamt waren es 315.000. Auch das markiert einen Tiefstand. Für das rückläufige Gründungsgeschehen sind vor allem zwei Ursachen auszumachen:

Die gute Arbeitsmarktlage

Der anhaltende Beschäftigungsboom – im vergangenen Jahr waren rund 600.000 Menschen mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt als im Jahr zuvor – macht es attraktiver, sich einen abhängigen Arbeitsplatz zu suchen. Vor allem diejenigen, die sich ansonsten aus der Not heraus selbstständig machen, weil sie keine andere Beschäftigungsalternative haben, zieht es nun in das Angestelltenverhältnis.

Die geringeren Existenzgründungshilfen

Die Bundesagentur für Arbeit fördert Gründer mittlerweile nicht mehr so stark wie in der ersten Hälfte des Jahrzehnts. Im Jahr 2006 wurden die Ich-AG und das Überbrückungsgeld abgeschafft und durch das Instrument des Gründungszuschusses ersetzt. Zudem wird die Förderung deutlich restriktiver gehandhabt als früher: Empfänger von Arbeitslosengeld II haben keinen Anspruch mehr auf diese Hilfe; Bezieher von Arbeitslosengeld I müssen spätestens drei Monate vor Ablauf dieser Leistung einen Antrag auf den Zuschuss stellen und darüber hinaus ein Gutachten vorlegen, das die wirtschaftlichen Perspektiven ihres Vorhabens positiv bewertet.

So alarmierend sich die Zahl der Gründer entwickelt, so erfreulich ist wenigstens ein anderer Aspekt: Diejenigen, die auf eigene Rechnung arbeiten wollen, verfolgen öfter eine neue Idee. Immerhin jeder sechste Existenzgründer wagt sich inzwischen mit einem Produkt- oder einem Dienstleistungsangebot auf den Markt, das bisher noch nicht erhältlich war – 2006 zählte nur jeder achte Neuselbstständige zu dieser innovativen
Spezies.

Auch die Industrie- und Handelkammern berichten Positives aus ihren Gründungsberatungen und -seminaren. So waren die Teilnehmer 2007 insgesamt besser vorbereitet als in den Jahren zuvor. Zwar wies noch immer die Hälfte von ihnen Defizite im kaufmännischen Wissen auf, fast genauso viele hatten sich keine Gedanken darüber gemacht, ob ihr geschäftliches Konzept nicht schon längst von etablierten Firmen umgesetzt worden ist, und drei von zehn konnten ihre Produktidee nicht klar beschreiben. In den Jahren 2005 und 2006 waren die  Wissenslücken allerdings noch größer.

Das hohe Interesse an Informationen rund um das Thema Unternehmensgründung spiegelt sich auch in der Nutzung der entsprechenden Internetangebote:

Im vergangenen Jahr gab es mit 12 Millionen Downloads ein Drittel mehr Zugriffe auf die Seiten der Kammern als 2006.

Wie sehr Deutschland auf möglichst rege Gründerinnen und Gründer angewiesen ist, zeigt deren positive Beschäftigungsbilanz. Denn eine gute Geschäftsidee nutzt nicht nur den Jungunternehmern selbst, sondern auch anderen. So hat 2007 jede Vollerwerbsgründung im Schnitt einen weiteren Arbeitsplatz geschaffen, im Jahr davor war es rechnerisch nur ein halber. Alles in allem haben Vollzeit- und Nebenerwerbsgründer im vergangenen Jahr rund 455.000 Stellen aus der Taufe gehoben.

ZUM AUTOR
Über Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln e.V.
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ist das führende private Wirtschaftsforschungsinstitut in Deutschland. Das Institut vertritt eine klare marktwirtschaftliche Position und will das Verständnis wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse in Politik und Öffentlichkeit festigen und verbessern. Dazu analysiert das ...
Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln e.V.
Postfach 101942
50459 Köln

+49-221-49810
WEITERE ARTIKEL DIESES AUTORS
Studie zur gesellschaftlichen Mitte
Vom Facharbeiter bis zum Gymnasiallehrer – die Mittelschicht in Deutschland ist bunter und ... mehr

ANDERE ARTIKEL AUS DIESEM RESSORT
SUCHE
Volltextsuche





Profisuche
Anzeige
PRESSEFORUM MITTELSTAND
Pressedienst
LETZTE UNTERNEHMENSMELDUNGEN
Anzeige
BRANCHENVERZEICHNIS
Branchenverzeichnis
Kostenlose Corporate Showrooms inklusive Pressefach
Kostenloser Online-Dienst mit hochwertigen Corporate Showrooms (Microsites) - jetzt recherchieren und eintragen! Weitere Infos/kostenlos eintragen
EINTRÄGE
PR-DIENSTLEISTERVERZEICHNIS
PR-Dienstleisterverzeichnis
Kostenlos als PR-Agentur/-Dienstleister eintragen
Kostenfreies Verzeichnis für PR-Agenturen und sonstige PR-Dienstleister mit umfangreichen Microsites (inkl. Kunden-Pressefächern). zum PR-Dienstleisterverzeichnis
BUSINESS-SERVICES
© novo per motio KG