Rund 860.000 Personen machten sich 2007 im Neben- oder Vollerwerb selbstständig – das war die niedrigste Gründerzahl seit Beginn des Jahrzehnts.
Gegenüber 2006 brachen die Gründungen um 20 Prozent ein. Am stärksten schrumpfte dabei die Zahl derjenigen, die ihr Berufsleben ganz der neuen eigenen Firma widmeten: Im vergangenen Jahr gab es rund 30 Prozent weniger Vollerwerbsgründer; insgesamt waren es 315.000. Auch das markiert einen Tiefstand. Für das rückläufige Gründungsgeschehen sind vor allem zwei Ursachen auszumachen:
Die gute Arbeitsmarktlage
Der anhaltende Beschäftigungsboom – im vergangenen Jahr waren rund 600.000 Menschen mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt als im Jahr zuvor – macht es attraktiver, sich einen abhängigen Arbeitsplatz zu suchen. Vor allem diejenigen, die sich ansonsten aus der Not heraus selbstständig machen, weil sie keine andere Beschäftigungsalternative haben, zieht es nun in das Angestelltenverhältnis.
Die geringeren Existenzgründungshilfen
Die Bundesagentur für Arbeit fördert Gründer mittlerweile nicht mehr so stark wie in der ersten Hälfte des Jahrzehnts. Im Jahr 2006 wurden die Ich-AG und das Überbrückungsgeld abgeschafft und durch das Instrument des Gründungszuschusses ersetzt. Zudem wird die Förderung deutlich restriktiver gehandhabt als früher: Empfänger von Arbeitslosengeld II haben keinen Anspruch mehr auf diese Hilfe; Bezieher von Arbeitslosengeld I müssen spätestens drei Monate vor Ablauf dieser Leistung einen Antrag auf den Zuschuss stellen und darüber hinaus ein Gutachten vorlegen, das die wirtschaftlichen Perspektiven ihres Vorhabens positiv bewertet.
So alarmierend sich die Zahl der Gründer entwickelt, so erfreulich ist wenigstens ein anderer Aspekt: Diejenigen, die auf eigene Rechnung arbeiten wollen, verfolgen öfter eine neue Idee. Immerhin jeder sechste Existenzgründer wagt sich inzwischen mit einem Produkt- oder einem Dienstleistungsangebot auf den Markt, das bisher noch nicht erhältlich war – 2006 zählte nur jeder achte Neuselbstständige zu dieser innovativen
Spezies.
Auch die Industrie- und Handelkammern berichten Positives aus ihren Gründungsberatungen und -seminaren. So waren die Teilnehmer 2007 insgesamt besser vorbereitet als in den Jahren zuvor. Zwar wies noch immer die Hälfte von ihnen Defizite im kaufmännischen Wissen auf, fast genauso viele hatten sich keine Gedanken darüber gemacht, ob ihr geschäftliches Konzept nicht schon längst von etablierten Firmen umgesetzt worden ist, und drei von zehn konnten ihre Produktidee nicht klar beschreiben. In den Jahren 2005 und 2006 waren die Wissenslücken allerdings noch größer.
Das hohe Interesse an Informationen rund um das Thema Unternehmensgründung spiegelt sich auch in der Nutzung der entsprechenden Internetangebote:
Im vergangenen Jahr gab es mit 12 Millionen Downloads ein Drittel mehr Zugriffe auf die Seiten der Kammern als 2006.
Wie sehr Deutschland auf möglichst rege Gründerinnen und Gründer angewiesen ist, zeigt deren positive Beschäftigungsbilanz. Denn eine gute Geschäftsidee nutzt nicht nur den Jungunternehmern selbst, sondern auch anderen. So hat 2007 jede Vollerwerbsgründung im Schnitt einen weiteren Arbeitsplatz geschaffen, im Jahr davor war es rechnerisch nur ein halber. Alles in allem haben Vollzeit- und Nebenerwerbsgründer im vergangenen Jahr rund 455.000 Stellen aus der Taufe gehoben.