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Fachartikel, 13.11.2008
Begeisternd Reden halten
Die Zuhörer auf eine Reise mitnehmen
­B­ei vielen (Fest-)Reden fragen sich die Zuhörer schon nach wenigen Sätzen: Wann wird endlich das Buffet eröffnet? So sehr ödet sie der Vortrag an. Hier einige Tipps, worauf Sie beim Vorbereiten Ihrer Weihnachts- und Neujahrsansprache achten sollten.
Der Saal ist geschmückt, die Häppchen garniert, und die Gäste sind in eleganter Robe erschienen. Nun harren alle der Dinge, die da kommen mögen. Dann tritt der Redner ans Pult und spricht die ersten Worte. Alle lauschen ihm gebannt. Doch nach zwei, drei Minuten erlahmt das Interesse. Und die Zuhörer fragen sich im Stillen: Wann wird endlich das Buffet eröffnet?

Dieses Phänomen kann man in den kommenden Wochen wieder häufig beobachten. Denn die Zeit vor und nach dem Jahreswechsel ist die Hoch-Zeit für Reden. Schließlich gehört die Chef-Ansprache ebenso zum obligatorischen Programm jeder Weihnachtsfeier wie das gemeinsame Festessen. Ähnlich ist es bei den Neujahrsempfängen – sei es für Kunden oder Verbandsmitglieder. Auch hier sind Reden ein fester Bestandteil des Programms. Und dies, obwohl die Zuhörer sie oft eher als „sättigende Beilage“, denn als Ohrenschmaus empfinden.

Einen Draht zum Publikum finden

Dabei blicken die Zuhörer der Rede oft durchaus gespannt entgegen – sofern sie nicht aus den Vorjahren die langatmigen und selbstherrlichen „Festansprachen“ des Chefs oder Vorsitzenden bereits zur Genüge kennen. Entsprechend leicht könnten die Redner ihr Publikum begeistern.

Denn der Erfolg einer Rede hängt vorwiegend davon ab, wie sympathisch der Redner den Zuhörern ist. Auch Aufbau und dramaturgische Gestaltung der Rede sind wichtig. Der Redner muss also vor allem einen Draht zum Publikum finden und seine Botschaften gut verpacken. Was er sagt, ist hingegen eher zweitrangig.

Doch wie gewinnt ein Redner die Sympathie der Zuhörer? Vor allem dadurch, dass er authentisch wirkt. Hierfür muss die Rede ihm auf den Leib geschneidert sein. Wenig glaubwürdig wirkt es, wenn ein Erbsenzähler sich als Witzbold präsentiert. Oder ein Einzelkämpfer sich verbal mit allen Anwesenden verbrüdert. Das ist und wirkt nicht authentisch. Also gehen die Zuhörer auf Distanz.

Den Anlass und das Ziel der „Reise“ analysieren

Ein Redner gleicht einem Reiseführer. Er nimmt seine Zuhörer mit auf eine Gedankenreise – zum Beispiel durch das vergangene Jahr. Also sollte er im Vorfeld überlegen: Was ist der Anlass der Reise? Wohin soll sie gehen? Und: Wer nimmt an der Reise teil? Erst danach sollte er das Reiseprogramm, also den Inhalt und Ablauf der Rede, planen.

Eine Ansprache bei einer Weihnachtsfeier sollte anders als eine Neujahrsrede konzipiert sein. Denn bei einer Weihnachtsfeier steht das gemeinsame Feiern zentral, bei einem Neujahrsempfang hingegen sollen die Zuhörer oft schon auf die Herausforderungen im neuen Jahr eingestimmt werden. Also kann die Rede mehr Information enthalten. Zudem kann sie einen stärker appellativen Charakter haben.

Beim Planen der Rede sollte der Redner wissen: Wer sitzt mir gegenüber? Sind die Zuhörer vorwiegend Mitarbeiter, die den Chef nur ein, zwei Mal pro Jahr sehen, sollte die Rede anders konzipiert sein, als wenn im Auditorium nur Führungskräfte sitzen. Ebenfalls wichtig ist: Welche Beziehung besteht zwischen den Zuhörern? Kennen sie sich gut oder sehen sie sich nur einmal jährlich? Gehören sie derselben Organisation an oder nicht? Denn wenn die Anwesenden Tag für Tag zusammenarbeiten, haben sie auch gemeinsame Erfahrungen, auf die sich der Redner beziehen kann. Sehen Sie sich hingegen nur ein Mal im Jahr, muss er auf andere Elemente zurückgreifen, um ihr Ohr zu finden. Zum Beispiel die Entwicklung in der Branche, der alle angehören. Oder die gemeinsamen Befürchtungen aufgrund der aktuellen Krise im Finanzmarkt.

Mit den Zuhörern in einen Dialog treten

Ein guter Redner kommuniziert mit seinen Zuhörern – selbst wenn nur er spricht. Zum Beispiel mit den Augen, indem er häufig Blickkontakt mit dem Auditorium sucht. Deshalb sollten Reden so frei wie möglich vorgetragen werden. Wichtig ist auch, das Publikum immer wieder persönlich anzusprechen. Nicht indem Sie als Redner alle zwei bis drei Minuten die Floskel „Meine sehr verehrten Damen und Herren“ verwenden, sondern indem Sie den Zuhörern zum Beispiel rhetorische Fragen stellen: „Kennen Sie folgende Situation, ...“ oder „Vielleicht geht es auch Ihnen so, ...“ Oder indem Sie in die Rede Beispiele aus der Erfahrungswelt der Zuhörer integrieren. Auch ein Schuss Humor und Selbstironie tut jeder Rede gut.

Je kürzer eine Rede ist, umso besser ist sie meist. Eine Festrede zur Weihnachtsfeier sollte nicht länger als zehn, maximal fünfzehn Minuten dauern. Länger dauert auch die Neujahrsansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Fernsehen nicht. Eine Rede sollte höchstens drei Kernbotschaften enthalten. Zum Beispiel: Die Arbeitsplätze sind sicher. Unser Unternehmen sieht einer rosigen Zukunft entgegen. Und: Dass es unserem Betrieb so gut geht, verdanken wir dem Einsatz aller Mitarbeiter.

Für das inhaltliche Planen Ihrer Rede können Sie die Mindmap-Methode nutzen. Sie funktioniert wie folgt: Schreiben Sie zunächst in die Mitte eines Blatt Papiers das Thema oder den Anlass der Rede. Zum Beispiel: „Weihnachtsfeier“ oder „Strategie 2009“. Notieren Sie dann entlang von Linien, die von diesem Zentrum ausgehen, alles, was Ihnen zum Thema einfällt. Zum Beispiel: „Ertragsentwicklung“, „Dank an Mitarbeiter“, „Neue Produkte“. Notieren Sie anschließend entlang von Seitenarmen dieser Linien, erneut alles, was Ihnen hierzu einfällt. So bekommen Sie schnell einen Überblick über die möglichen Inhalte der Rede. Und wenn Sie merken, es wird zu viel? Dann streichen Sie einfach einige (Seiten-)Arme.

Knackig starten, feurig enden

Planen Sie besonders sorgfältig den Beginn und Schluss Ihrer Rede. Wie aufmerksam das Publikum Ihnen zuhört, hängt weitgehend vom Einstieg ab. Gute Einstiege sind Anekdoten – zuweilen auch ein Witz. Ein Beispiel: Ein Franzose, ein Deutscher und ein Engländer werden zum Tode verurteilt. Alle haben einen letzten Wunsch frei. Zuerst der Franzose: „Ich möchte noch einmal die Marseillaise hören.“ Dann der Deutsche: „Ich will eine Rede halten.“ Schließlich der Engländer: „Ich möchte erschossen werden, bevor der Deutsche mit seiner Rede beginnt.“

[ Bauen Sie Ihre Rede dramaturgisch auf. Alles sollte auf ein großes Finale hinstreben, das dem Publikum im Gedächtnis bleibt – ähnlich wie bei einem Feuerwerk. ]

Eine Rede sollte aus möglichst kurzen Sätzen bestehen. Schachtelsätze mit mehreren Nebensätzen sind schnell unverständlich. Sie bergen zudem die Gefahr, dass der Redner sich verheddert und hängen bleibt. Oft ist bei ungeübten Rednern dann der Rest der Rede gelaufen. Sie werden nervös und verhaspeln sich immer häufiger. Und irgendwann wartet das Publikum nur noch auf den nächsten Versprecher.

Wichtig ist zudem eine aktive Sprache. Also zum Beispiel „Wir planen ...“ statt „Unsere Planung sieht vor ...“ Durchforsten Sie Ihr Manuskript nach substantivierten Verben wie „Durchführung“, „Neuorientierung“ und „Maximierung“. Taucht ein solches Wort auf, können Sie davon ausgehen: Diese Aussage kann einfacher, verständlicher formuliert werden.

Redesicherheit gewinnen Sie vor allem durch Routine und eine gute Vorbereitung. Hierzu zählt auch das laute Üben der Rede. Insbesondere den Einstieg, das Ende sowie die Übergänge zwischen den Redepassagen sollten Sie so lange üben, bis Sie diese sozusagen auswendig kennen. Stoppen Sie beim Üben auch die Dauer der Rede. So merken Sie schnell, wann es Zeit wird, das Buffet zu eröffnen.

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ZUM AUTOR
Über Ingo Vogel
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Ingo Vogel ist Verkaufs- und Rhetoriktrainer, Bestsellerautor und Top-Speaker. Er gilt als „der Experte für emotionale Verkaufsrhetorik“. Vor seiner Trainer- und Beratertätigkeit absolvierte er ein Ingenieur-Studium mit Prädikatsexamen ...
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