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Fachartikel, 12.08.2015
Unternehmerisches Denken fördern
Was Unternehmen von Handwerksbetrieben lernen können
Mitdenken, Selbstständigkeit, unternehmerisches Denken - welcher Chef wünscht sich das nicht von seinen Mitarbeitern. In kleinen Handwerksunternehmen trifft man diese Attribute jedoch deutlich öfter an als in mittelständischen und großen Unternehmen. Und das ist kein Zufall ....
Gerade im technischen, nicht-akademischen Umfeld etwa im Maschinenbau sind viele Mitarbeiter der Industrie ganz ähnlich ausgebildet wie in kleinen Handwerksbetrieben. Doch die Aufgaben und Arbeitsweise im Handwerk unterscheiden sich gewaltig von denjenigen in der Industrie: Das reicht vom Bewusstsein über den Kundenwunsch bis hin zu den konkreten Anforderungen, die an den Mitarbeiter gestellt werden. Einiges davon lässt sich auch in größere Organisationen übertragen – mit einigem Gewinn für Mitarbeiter wie Führung.

Präsenz von Kunden und Kundenwünschen


So wird etwa ein Installateur eines Handwerksbetriebs direkt vom Kunden gerufen, er erledigt seine Aufgabe beim Kunden vor Ort. So trägt er selbst die Verantwortung für das, was er tut, und nimmt auch direkt seinen Erfolg oder Misserfolg wahr. Entsprechend ist sein Ehrgeiz, den Kunden zufrieden zu stellen – wie natürlich auch seinen Vorgesetzten, den Inhaber des Betriebs. Wenn er seine Arbeit gut macht, hinterlässt er einen bleibenden Eindruck und legt die Grundlage für einen Folgeauftrag. Somit ist auch sein Beitrag am Vertrieb sehr wertvoll.

Dagegen muss beispielsweise ein Gerätemontierer in der produzierenden Industrie streng nach Vorgabe vorgehen, um Stückzahl, Termine und Qualität einzuhalten. Der Ablauf ist strukturiert und leicht übertragbar, was sich schlicht aus der Organisation ergibt und auch dem hohen Produktivitätsdruck geschuldet ist. Dabei sind allerdings der Kundenauftrag und das Ergebnis beim Endkunden vom konkreten Arbeitsalltag meist weit weg, und auch Rückmeldungen finden eher selten den Weg zurück zum Mitarbeiter. Doch das muss gar nicht so sein: so ist es organisatorisch durchaus einzurichten, die Vertriebsmitarbeiter auch ab und zu in die Fertigung zu holen und von den Reaktionen der Kunden berichten zu lassen. Vorstellbar ist auch, Produktionsmitarbeiter einmal mit zum Kunden zu nehmen, damit sie dort erleben, wie ihre Produkte weiter verarbeitet werden und wie zufrieden die Kunden sind. Die Wirkung wäre sicherlich beachtlich.

Eigenständigkeit und Mitdenken

Des weiteren hat der Kollege im Handwerk weite Wege zum Arbeitsplatz – eben zum Kunden – und muss seine Werkzeuge und Materialien disponieren, selbst zusammenpacken und mitnehmen. Dabei darf er nichts vergessen, er hätte weder Zeit noch Gelegenheit, nachträglich etwas zu beschaffen. Mit unvorhergesehenen Situationen bei der Arbeit muss er selbstständig umgehen und Lösungen vor Ort suchen; etwa, wenn ein Werkzeugeinsatz verschleißt, oder wenn er andere Gegebenheiten vorfindet als vereinbart. Vorausschauend muss er sogar mit Überraschungen rechnen und Vorkehrungen für Lösungen treffen. Der Handwerker braucht also eine Menge Flexibilität und eine kreative Problemlösungskompetenz.

Damit ein reibungsloser Ablauf möglich ist und die einzelnen Arbeitsschritte rechtzeitig an die nächste Station weitergegeben werden, arbeiten die technischen Mitarbeiter im Unternehmen nach vorgegebenen Prozessen, finden ihr Werkzeug an ihrem Arbeitsplatz vor und bekommen in der Regel schnell Hilfe, wenn etwas nicht funktioniert oder ein Werkzeug defekt ist.

Ein größeres Bewusstsein für die eigene Leistung und deren Bedeutung für das Endergebnis beim Kunden lässt sich aber auch im Industriebetrieb erreichen. Zum Beispiel, in dem die Mitarbeiter Verantwortung für ihre Prozessbeschreibung im Qualitätsmanagementsystem bekommen und die Prozessabläufe selbst dokumentieren. So wird der Mitarbeiter zum „Prozesseigner“; derartig verwurzelte Qualitätsmanagementsysteme fallen übrigens bei QMS-Audits immer wieder positiv auf. Dabei entwickeln die Mitarbeiter auch ein besseres Verständnis für die übergeordneten Zusammenhänge.

Motivation und Führung

Verantwortung übertragen, Eigenständigkeit fördern – das liegt nun in der Macht der Führungskräfte. Ziel ist, möglichst Hilfestellung zu geben, ohne allzu viel zu kontrollieren. Sie können Mitarbeiter auch in Zusatzaufgaben einbinden, um die jeweils persönlichen Stärken zu nutzen und weiter auszubauen. Wer etwa besonders geschickt seine Arbeitsumgebung organisiert, bekommt vielleicht die Verantwortung für die Organisation eines Lagers zugesprochen. Das motiviert und reduziert die Betreuung durch die Führungskräfte.

Es lohnt sich, einmal das Arbeiten in kleinen Handwerksbetrieben zu beobachten. Zwar wird es sich in größeren Unternehmen nicht ganz genauso organisieren lassen. Doch ein paar hilfreiche Prinzipien lassen sich sehr gut auf den Mittelstand übertragen. Und umgekehrt – aber das ist wieder ein eigenes Kapitel.
ZUM AUTOR
Über Dr. Uwe Seidel
fluenTec GmbH
Dr. Uwe Seidel übernimmt als Interim Manager Führungsaufgaben im Maschinenbau – von der Neuausrichtung einer Strategie über Unternehmensverkauf bis zur Produktentwicklung.
fluenTec GmbH
Lerchenheid 5
97616 Salz

+49-9771-630403
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