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Fachartikel, 15.09.2009
Scheren im Kopf
Wie Sie Denkblockaden effektiv beseitigen
Jeder kennt das Phänomen, dass gerade dann, wenn uns unser berufliches Umfeld, ein Problem oder auch ein zeitkritisches Projekt zwingen, kreativ zu sein, eine Lösung zu finden, oder neue Ideen zu entwickeln, wir uns oftmals nur im Kreis drehen. Alle Kreativität scheint weg, unser Denkvermögen vollends ausgeschaltet. Solche Kreativitäts- und Denkblockaden lassen sich jedoch beheben, insbesondere wenn man weiß, worin sie sich begründen, und bewusst entgegensteuert.

„Denken Sie doch mal in vollkommen neue Richtungen.“ „Seien Sie kreativ.“ „Machen Sie sich doch mal frei im Kopf.“ So oder so ähnlich klingt es, wenn Ihr Chef Sie auffordert, neue Ideen zu entwickeln. Einfach alles hinter sich lassen, den „Reset“-Schalter im Kopf drücken und vollkommen neu denken. Und? Klappt es? In den meisten Fällen nicht. Sie bemühen sich, frischen Wind in Ihren Kopf zu lassen, grübeln und sinnieren. Um dann ernüchtert festzustellen, dass Sie doch wieder bei den altbekannten Lösungen  landen. Sie sind frustriert und denken: „Ich bin nicht kreativ.“

Sie sind es doch: Sie sind nur gerade ein Opfer Ihrer Scheren im Kopf geworden. Die jeden neuen Denkweg gleich abschneiden. Mit tausend Gründen, warum es nicht funktionieren kann.

Schere 1: Die Gewohnheitsschere

Wie diese Schere arbeitet: Sie sehen etwas Ungewohntes: Eine neue Idee, eine quergedachte Lösung. Statt zu jubeln, spüren Sie erst einmal ein Gefühl der Ablehnung. Kollegen von Ihnen sagen: „Das haben wir noch nie so gemacht“

Warum die Schere aktiv wird: Unser Gehirn zieht automatisch bekannte Lösungen unbekannten vor. Reine Hirnbiologie: Das geht schneller als ständig nach neuen Lösungen zu suchen. Mit diesem Mechanismus schafft es unser Kopf, den Großteil aller im Alltag auftretenden Probleme schnell und effektiv zu lösen.

Wie Sie diese Schere deaktivieren: Arbeiten Sie wie immer die Lösung aus, die Ihr Gehirn ausspuckt. Und verbieten sie sich gleich wieder. Stellen Sie sich vor, Ihr Chef würde Ihnen sagen: „So geht das nicht. Ich will alles noch einmal neu.“ Damit zwingen Sie Ihr Gehirn, die Gewohnheitsschere auszuschalten. Ihren Kollegen setzen Sie mit einfachen Fragen schachmatt. Auf „Das haben wir noch nie so gemacht“ reagieren Sie mit: „Ist das jetzt gut oder schlecht?“ Wenn er „schlecht“ sagt, bitten Sie um eine fundierte Begründung. Sie brauchen nur noch abwarten, bis er sich verzettelt.

Schere 2: Die Machbarkeitsschere

Wie diese Schere arbeitet: „Geht nicht!“ Sobald Sie eine Idee haben, spuckt Ihr Kopf tausend Einwände aus, warum es nicht funktionieren kann.

Warum die Schere aktiv wird: Unser Kopf ist von Natur aus auf Gefahrenabwehr programmiert. Ein Relikt aus der Steinzeit. Wenn unsere Vorfahren nicht genau erkennen konnten, ob sie einen Stock oder eine Schlange vor sich hatten, taten sie erst einmal gut daran, es für eine Schlange zu halten. Ihr Kopf wird Sie immer erst vor den Gefahren und Hindernissen einer neuen Lösung warnen.

Wie Sie diese Schere deaktivieren: Bis Sie Ihre Idee erfolgreich umgesetzt haben, werden Sie noch Dutzende von Hindernissen überwinden müssen. Notieren Sie alle Einwände gegen Ihre Idee. Formulieren Sie für jeden Einwand WKI-Fragen: „Wie kann ich das Hindernis am besten überwinden?“ Entwickeln Sie daraus Ihren Aktionsplan für die nächsten Wochen. Und bei Ihren Kollegen? Setzen Sie die Idee in Bezug zu Ideen, die funktioniert haben. Leicht provokant (aber hochwirksam) ist eine Aussage wie: „Die Menschheit ist zum Mond geflogen. Sagen mir eine Begründung, warum das hier dann nicht funktionieren soll.“

Schere 3: Die Wissensschere

Wie diese Schere arbeitet: Sie suchen nach einer Lösung. Ihr Kopf entpuppt sich dabei als Faulpelz und suggeriert Ihnen: „Da gibt es nichts.“

Warum die Schere aktiv wird: Wenn unser Gehirn etwas nicht weiß, reagiert es mit einer einfachen Botschaft: „Es gibt keine Lösung.“ Das ist natürlich völliger Unsinn, aber für unseren Kopf allemal besser als zu signalisieren: „Ich weiß zu wenig.“ Das würde unser Selbstvertrauen auf Dauer erschüttern. Glauben Sie nicht alles, was aus Ihrem Kopf herauskommt!

Wie Sie diese Schere deaktivieren: Gehen Sie ab heute davon aus, dass es für alles eine Lösung gibt. Sie wissen nur nicht, in welchem Bereich sie zu finden ist. Formulieren Sie konkrete Suchfragen und nehmen Sie Kontakt mit Menschen aus anderen Bereichen auf. Sie werden staunen, wie schnell Sie neue quergedachte Lösungen finden! Ihren skeptischen Kollegen bieten Sie einfach eine Wette an: „Fünfhundert Euro, wenn ich eine Lösung finde.“ Sie werden sehen, wie schnell er bzw. sie kippt.

Schere 4: Die Regelschere

Wie diese Schere arbeitet: Diese Schere wird schon ganz früh aktiv. Bevor Sie überhaupt beginnen, in eine neue Richtung zu denken, suggeriert sie ihnen: „Das darf man nicht.“

Warum die Schere aktiv wird: Von frühester Kindheit an werden wir konditioniert: „Das darfst Du nicht.“ „Das macht man nicht.“ Im Berufsleben sind wir perfekte Regel-Chamäleons: Wir passen uns schnell den Regeln unserer Umgebung an. Leider zu perfekt: Indem wir ständig alles richtig machen wollen, beschneiden wir unsere Kreativität. Indem wir dauernd Vorhersagen darüber treffen, was alles nicht erlaubt sein könnte.

Wie Sie diese Schere deaktivieren: Stellen Sie sich zwei einfache Fragen: „Warum sollte das nicht erlaubt sein?“ „Was könnte im schlimmsten Fall passieren?“ Gewöhnen Sie sich die „Strategie des sanften Bulldozers“ an: Niemanden fragen, erst mal machen. Dabei werden Sie schnell feststellen: Die Regeln, von denen Sie dachten, dass sie Sie fesseln, werden vom sanften Bulldozer mühelos zur Seite geschoben. Ihren skeptischen Kollegen erzählen Sie am besten nichts davon. Sie werden es schon irgendwann merken.

Schere 5: Die Widerspruchsschere

Wie diese Schere arbeitet: Diese Schere achtet ganz genau darauf, was Sie von sich geben. Sobald ein Widerspruch droht, signalisiert sie klar: „Stopp!“

Warum die Schere aktiv wird: Wir neigen dazu, nach außen immer ein logisches nachvollziehbares Bild abzugeben. Alles was widersprüchlich scheint, ist uns ungeheuer: Gestern noch dagegen – heute dafür, da fühlen wir uns sofort als Wendehälse. Mit dieser Haltung manövrieren wir uns langsam aber sicher ins kreative Abseits: Die Dinge ändern sich nun mal schnell. Die Widerspruchsschere hat schon manchen klugen Manager in einen Betonkopf verwandelt.

Wie Sie diese Schere deaktivieren: In Alternativen zu denken und sich nicht zu früh auf eine Option festzulegen, ist im kreativen Denken ein Qualitätsmerkmal, keine Schande. Wer weiß denn in Zeiten der Veränderung wirklich, welche Strategien und Ideen am Ende funktionieren? Wir werden es in Zukunft häufiger erleben, dass unterschiedlichste Strategien und Denkwege nebeneinander bestehen. Gewöhnen Sie sich an, Plan B immer griffbereit zu haben. Erklären Sie es Ihren Kollegen genau so. Sie erscheinen dann nicht  mehr als widersprüchlich, sondern bleiben logisch nachvollziehbar.

Ohne Ihre Scheren im Kopf werden Sie sich am Anfang möglicherweise manchmal etwas unsicher fühlen. Das ist normal: Wie so vieles, was sich die Natur ausgedacht hat, haben auch die Scheren einen Sinn. Sie geben uns das Gefühl von Sicherheit und Orientierung. Doch Sie werden schnell merken: Ohne die Scheren lebt es sich nur leichter, Sie bringen Ihre Kreativität auf Hochtouren!

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Jens-Uwe Meyer hat eine entlastende Botschaft: Man muss kein Genie sein, um gute Ideen zu haben! Selbst Thomas Edison schüttelte seine zahlreichen Erfindungen nicht aus dem Ärmel, sondern arbeitete gezielt darauf hin.
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Über Jens-Uwe Meyer
Die Ideeologen - Gesellschaft für neue Ideen mbH
Jens-Uwe Meyer kombiniert das Know-how seines MBA-Studiums mit kreativem Denken - als Trainer für Kreativität in Unternehmen, Ideen-Workshops und Innovationsprozessen, als motivierender Redner auf Kongressen und Veranstaltungen sowie als ...
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