Die wissenschaftliche Betrachtung des Phänomens Führung begann in den 40er Jahren, als Wissenschaftler die Verhaltensweisen großer und kleiner Gruppen untersuchten und Rück-schlüsse auf die Arbeitsleistung dieser Gruppen zogen. Zahlreiche Studien folgten und mit ihnen Thesen zum „idealen“ Führungsverhalten. Durch Beobachtung von Gruppen kamen im-mer wieder unterschiedliche persönliche Eigenschaften wie emotionale Intelligenz, Kommunikationsfähigkeit, psychische Stabilität und vieles mehr heraus. Erstaunlich hierbei ist, dass jeder aufgestellte Katalog von Führungsmerkmalen in der Praxis schnell durch andere Beispiele widerlegt wurde.
Gruppen lassen sich nicht täuschen
Vielmehr fanden Gruppendynamiker heraus, dass es eine Art „Gruppenweisheit“ gibt. Diese entsteht aus den Zielen, Emotionen und Sehnsüchten der Einzelnen, wie auch aus dem Zustand der Gruppe insgesamt. Und sie lässt sich nur schwer täuschen. In Firmen ist sie nur allzu bekannt als das „Hintergrundrauschen“, als „Flüstergespräche auf dem Gang“, die das Arbeitsklima widerspiegeln und zum Teil bestimmen. Bei diesen Gesprächen in Kantinen und Kaffeepausen, hinter dem Rücken der formalen Macht, wird genau beobachtet, wer als Führungspersönlichkeit akzeptiert ist und wer nicht. Ein Urteil, dem nur schwer zu entkommen ist.
Weiter fand man heraus, dass Autorität in Gruppen am ehesten bei jenem Gruppenmitglied zu finden ist, das nach Meinung „aller“ am besten die aktuelle, oftmals unausgesprochene Gruppenaufgabe erfüllen kann. Diese Gruppenfunktion entspricht den offenen oder geheimen Bedürfnissen der Einzelnen und der Gruppe. Dabei kann es sich um einen Mannschaftssieg zur richtigen Zeit handeln; das kann aber auch ein integrierender Visionär sein oder auch eine Autorität, die mit starker Hand Klarheit bringt. Eine Gruppe scheint also jene Eigenschaften einer Führungskraft zu bevorzugen, die in einer bestimmten Situation die Lösung bringt oder herbeiführen hilft. Erst in der Interaktion zwischen Führer und Geführten entscheidet sich der Erfolg.
Leadership läßt sich nicht planen
Für alle, die sich nicht auf die formale Macht verlassen wollen, bedeutet diese Erkenntnis: Führung ist nicht im Labor „planbar“ oder „kopierbar“ und auch nicht wie Rechtschreibung oder Rechenregeln erlernbar. Ebenso scheinen Führungskräfte nicht universell einsetzbar zu sein. Obwohl es tagtägliche Praxis in Unternehmen ist. Beispielsweise, wenn eine Beförderung „ansteht“ oder jemand aufgrund fachlicher Vorzüge in einem anderen Bereich gebraucht wird. Formal werden er oder sie die Rolle sicher gut machen, doch wird hinter den Kulissen die Gruppe sie auch wirklich unterstützen oder ihnen folgen?
Empathie und situatives Führen
Auf der anderen Seite hat die Erkenntnis auch etwas Gutes. In gewisser Weise ist Führung lernbar, ohne andere kopieren zu müssen. Denn es werden zwei Grundeigenschaften benö-tigt, die jeder in sich stärken kann: Einfühlungsvermögen (Empathie), um zu „erfühlen“ was in der Gruppe vorgeht, und zweitens die Fähigkeit, der Situation angemessen zu reagieren und vor allem vorausschauend und authentisch zu handeln.
Neue Anforderungen an die Führungskräfteentwicklung
Für Bildungsanbieter und Personalentwickler bedeutet dies: weg von starren Führungs- und Managementmodellen, hin zur authentischen Führungspersönlichkeit. Aber wie kann dieser Weg aussehen? Es gilt, dem Einzelnen einen geschützten Erfahrungsraum zu bieten, in dem er seine eigene Rolle und Wirkung kennenlernen kann. Er sollte aber auch erfahren können, welche Möglichkeiten er hat, Neues in sein Verhaltensrepertoire mit aufzunehmen. Das sind alles Dinge, die nicht mit einem Buch allein erlernbar sind. Dinge, die aber sehr wohl aus jedem Einzelnen selbst heraus entspringen können. Entsprechende Angebote an solch verhaltens- und persönlichkeitsorientierten Seminaren finden in den letzten Jahren immer stärker Anklang. Die Verwunderung, die meist am Anfang bei den Teilnehmern da ist, macht im Verlauf des Seminars der Begeisterung Platz. Authentische Führung kann also erlernt werden, wenngleich der Weg dorthin kein einfacher ist.
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