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Fachartikel, 21.06.2012
Innovationsirrtümer
Was innovative Unternehmen wirklich ausmacht
Innovation sichert keinen Unternehmenserfolg, Kreativität erst recht nicht. Worauf sich Unternehmen konzentrieren sollten, um die Voraussetzungen für herausragende schöpferische Leistungen zu schaffen.
Was haben Apple, Google und Facebook gemeinsam? Sie werden wegen ihres Erfolges, wegen ihrer Geschäftsideen und wegen ihrer genialen Gründer bewundert. Dass diese Unternehmen zurzeit sehr erfolgreich sind, ist unbestritten, dass ihre Geschäftsmodelle Hand und Fuß haben ebenso, und dass ihre weltbekannten Gründer geschickt waren, erst recht.  Grund genug also, sich die einschlägigen Erfolgsstories dieser Firmen zu kaufen und es ihnen in puncto Innovationskraft gleichzutun, oder? Mitnichten, denn genau hier hat die Sache ein paar Haken.

Erstens: Vergessen Sie Genialität


Warum studieren wir derartige Best Practices? Weil wir herausragende Leistungen bewundern – und zwar umso mehr, je leichter diese Leistungen auf uns wirken. Elegante und scheinbar einfache Lösungen lassen uns eher eine verborgene Genialität vermuten als das, was in Wirklichkeit dahinter steckt: nämlich konsequente, systematische und konzentrierte Arbeit. Geniales wird nur von außen als genial angesehen. Die Innensicht kreativer Menschen oder erfolgreicher Unternehmen hat damit meist gar nichts zu tun. Sie ähnelt vielmehr einem endlosen Streben, das so gut wie immer in harter Arbeit ausartet.

Zweitens: Vergessen Sie zündende Ideen

Fragen Sie sich auch öfters, wie Sie Ihre Mitarbeiter zu mehr und vor allem besseren Ideen motivieren können? Lassen Sie Kreativitätsseminare veranstalten und die Ideen Ihrer Mitarbeiter prämieren? Und ist dieses Unterfangen ebenso fruchtlos wie in den meisten Unternehmen? Kein Wunder, sind doch zündende Ideen nicht mehr als der erste Satz eines Buches: ein Einstieg in einen längeren Prozess. Viel wichtiger als die Suche nach tollen Ideen ist es nämlich, die Voraussetzungen für einen konstanten Ideenfluss zu schaffen, aus dem sich zahllose kleinere und größere Einfälle zu einem Ideengewebe verdichten können.

Drittens: Vergessen Sie „kreative Köpfe“

„Hätten wir bloß genügend kreative Mitarbeiter, dann wären wir auch innovativ!“ So oder so ähnlich klingt der nächste Fehlschluss vieler Unternehmen. Selbstverständlich wollen Sie qualifizierte Mitarbeiter, die auch über ihren eigenen Tellerrand hinausblicken. Aber stellen Sie sich einmal vor, Sie hätten lauter junge Bill Gates oder Steve Jobs in Ihrer Firma. Ihre Führungskräfte wären hoffnungslos überfordert. Die gute Nachricht: Es geht gar nicht darum, die genialsten Köpfe anzuheuern, sondern den richtigen Mix an guten Leuten zusammenzustellen und diese Menschen dann professionell zu führen. Kreative Leistungen sind nämlich eine direkte Folge guter Führungsarbeit. Wer nur die mangelnde Kreativität der eigenen Mitarbeiter beklagt, macht es sich zu leicht – und hat vielleicht eher ein Führungs-, als ein Kreativitätsproblem.

Viertens: Vergessen Sie Innovation

Kreativität wird gemeinhin als Basis für die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens angesehen und Innovationskraft als Basis für den Erfolg. Das stimmt jedoch so nicht. Die Basis für die Innovationsfähigkeit ist die Fähigkeit eines Unternehmens, angemessen auf Umweltveränderungen zu reagieren, und nicht, möglichst viele gute Ideen zu produzieren. Diese Anpassungsfähigkeit wiederum ist aber bei weitem nicht der einzige Erfolgsfaktor. Daneben spielen auch die Marktstellung Ihres Unternehmens, seine Produktivität sowie nicht zuletzt seine Profitabilität und Liquidität eine wesentliche Rolle. Wer diese Dinge vernachlässigt, dem hilft die eigene Kreativität und Innovationskraft auch nichts – diese Erfahrung machen jährlich tausende Start-ups.

Worauf Sie sich konzentrieren sollten

Wie können Sie also „geniale Ideen“ entstehen lassen? Als genial sehen Menschen Leistungen an, die für die Nutzer ein besonders wichtiges Anliegen lösen, gegenüber vergleichbaren Angeboten überlegen sind, in ihrer Handhabung anschlussfähig sind und deren Qualität oder Effekt möglichst lange anhält. Moses‘ Zehn Gebote sind ein Beispiel dafür. Ihr Angebot muss zum Glück nicht ganz so viel leisten. Wenn Sie aber in Ihrem Unternehmen die Voraussetzungen für herausragende schöpferische Leistungen fördern wollen, sollten Sie sich auf folgende vier Dinge konzentrieren:

1. Bestehendes und Entstehendes ausbalancieren

Fragen Sie sich, wie viel Ressourcen Sie in die Entstehung von Neuem wirklich investieren wollen und können. Als Faustregel gilt: ein Viertel Neues, drei Viertel Bestehendes. Wollen Sie wirklich, dass sich Ihre Mitarbeitenden rund einen Tag pro Woche mit anderem als der Abarbeitung des laufenden Geschäfts befassen? Ist es für Sie eine Frage der Lebensfähigkeit, oder wollen Sie nur Ihre Mitarbeiter bei Laune halten? Und wer soll den Raum für die Entwicklung von Neuem bekommen: alle Ihre Mitarbeiter, nur bestimmte Spezialisten, oder vielleicht gar nur das Topmanagement?

2. Auseinandersetzungen fördern

Als nächstes sollten Sie sich fragen, wie weit Sie wirklich bereit sind, Bestehendes infrage stellen zu lassen? Wie ist es um Ihre Streitkultur bestellt? Neues ist immer in Konflikt mit Bestehendem. Dabei steigt die Qualität der Auseinandersetzung in der Regel mit der Zahl der Meinungen. Diese Konflikte müssen Sie jedoch auch aushalten können – und Sie müssen vor allem eine Instanz installiert haben, die solche Konflikte regelt. Ein klarer Geschäftszweck, ein glaubwürdiger Wertekatalog und sinnvolle Policies erleichtern es Ihnen, diese Auseinandersetzung produktiv zu nützen.

3. Schaffensprozesse und Kopfarbeiter verstehen


Fachkräfte ticken anders als Führungskräfte. Sie folgen nicht der Logik der Effizienz und Effektivität, sondern der Logik des Schaffensprozesses. In Schleifen aus Versuch und Irrtum nähern sie sich einer Stimmigkeit an und würden dabei am liebsten nie aufhören, alle Details zu verbessern, wenn man sie nur ließe. Sie wollen größtmögliche Freiheit und möglichst keine engen Zielvorgaben. Sie dienen ihrer eigenen Sache, der Nabel des Universums ist für sie ihr eigenes Metier und nicht etwa Störfaktoren wie Führungskräfte oder Kunden. Dies – wie Kopfarbeiter ticken und Schaffensprozesse funktionieren – müssen Sie verstehen, um es zu managen.

4. Menschen produktiv machen


Sie können Menschen nicht kreativer machen, wohl aber engagierter und produktiver. Dazu ist es hilfreich zu wissen, dass es in der Regel vier Dinge sind, die heutige Wissensarbeiter motivieren: Erstens müssen sie das Gefühl haben, einer sinnvollen Sache und einem klaren Zweck zu dienen. Zweitens müssen sie so autonom und selbstgesteuert wie möglich arbeiten können. Drittens ist es für sie essenziell, ihre Ideen auszutauschen und dadurch etwas mitzugestalten. Und viertens brauchen sie stetig wachsende Herausforderungen, entlang derer sie immer besser werden.

Kreativität folgt automatisch

Wenn Sie diese vier Dinge bei der Gestaltung Ihres Unternehmens berücksichtigen, brauchen Sie sich im wahrsten Sinn des Wortes keine Gedanken mehr über die Kreativität Ihrer Mitarbeitenden zu machen. Sie werden geniale Ideen erarbeiten, ohne auch nur einen Gedanken an kreative Köpfe, zündende Ideen oder Innovationsförderung zu verschwenden. Letztlich ist der Lackmustest für Kreativität, dass Sie nicht mehr darüber reden. Denn das tun weder wirklich kreative Menschen noch wirklich innovative Unternehmen.
ZUM AUTOR
Über Wolfgang A. Erharter
Erharter Management- und Organisationsentwicklung
Wolfgang Erharter begleitet als Managementtrainer und Organisationsberater in Deutschland, Österreich und der Schweiz Unternehmen in Veränderungsprozessen sowie in der Führungskräfteentwicklung. Seit 2007 ist er als Berater ...
Erharter Management- und Organisationsentwicklung
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