Trotz der herausragenden Bedeutung immaterieller Vermögenswerte für die Zukunftsbranchen spiegelt sich diese bisher nicht in einem entsprechenden Bedeutungszuwachs von Intellectual Property (IP) für die Unternehmensfinanzierung wider. Obgleich beispielsweise Patente und Marken zentrale Anforderungen an Kreditsicherheiten wie Fungibilität und juristische Durchsetzbarkeit erfüllen, werden sie von der Kreditwirtschaft bisher nur in sehr geringem Umfang als Sicherheit akzeptiert. Dies ist umso weniger verständlich, als die Sicherheit über die realisierbaren Verwertungserlöse aus immateriellen Vermögenswerten zugenommen hat. Gleichwohl existieren für immaterielle Vermögenswerte wie Patente und Marken eine zunehmende Zahl an in der Praxis allgemein anerkannten Bewertungsverfahren beziehungsweise liquide Märkte.
Sale-and-Lease-Back-Modelle zur Unternehmensfinanzierung
Trotz der nach wie vor bestehenden Zurückhaltung der Kreditwirtschaft, gibt es über das so genannte Sale-and-Lease-Back-Modell dennoch mittlerweile Möglichkeiten, das „intellektuelle Eigentum“ von Unternehmen in die Unternehmensfinanzierung einzubringen. Dabei wird das IP zunächst angekauft, um es über einen Nutzungsüberlassungsvertrag, welcher Finanzierungsvolumen, Vertragslaufzeit sowie Nutzungsentgelt regelt, wieder dem Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Die entscheidenden Vorteile dieser Finanzierungskonzepts für Unternehmen: Zum einen werden die Kreditlinien bei den Hausbanken nicht belastet, zum anderen steht den Unternehmen schnell Kapital zur Verfügung – in der Regel innerhalb von 1-2 Wochen. Am wichtigsten ist jedoch ein fairer Wertansatz der IP-Sicherheiten. In Deutschland lassen sich eine Reihe immaterieller Vermögenswerte unterscheiden, die verschiedene rechtliche Charakteristika aufweisen und von daher auch in unterschiedlichem Maße als Finanzierungsinstrument geeignet sind. Zu den wichtigsten immateriellen Vermögenswerten zu zählen sind Patente, Marken, Urheberrechte, Gebrauchs- und Geschmacksmuster. Als Instrument der Unternehmensfinanzierung von Bedeutung sind in der Praxis überwiegend die Patente und die Marken.
Intellectual Property aus Sicht der externen Rechnungslegung
Selbst wenn das geistige Eigentum sehr werthaltig ist, schlägt dies in der Bilanz in aller Regel nicht zu Buche: Während erworbene immaterielle Vermögenswerte grundsätzlich bilanzierungs- und abschreibungspflichtig sind, besteht für selbsterstelltes IP ein Aktivierungsverbot (§248 Abs.2 HGB bzw. in IAS 38). Marken und Schutzrechte werden allerdings oft im Unternehmen selbst aufgebaut bzw. entwickelt. Über die Jahre bauen sich häufig sogar hohe stille Reserven auf. In diesen Fällen kann ein bilanzoptimiertes Leasing („Off Balance“) besonders interessant sein. „Off Balance“ heißt insbesondere, dass die Finanzierung in der Bilanz nicht sichtbar ist und damit auch keine negativen Einflüsse auf Rating oder Bonitätsfaktoren hat. Durch eine Sale-and-Lease-Back Transaktion können häufig stille Reserven „gehoben“ und damit frische Liquidität generiert werden.
IP als Finanzierungsinstrument in Zukunft stärker nutzen
Vor dem Hintergrund des beschleunigten wirtschaftlichen Strukturwandels hin zu einer modernen Technologie- und Wissensgesellschaft wird es immer wichtiger, immaterielle Vermögenswerte für die Unternehmensfinanzierung stärker nutzbar zu machen. Gelingt dies nicht, ist zu befürchten, dass sich die sich die Finanzierungsmöglichkeiten von Unternehmen in Zukunft reduzieren werden. Durch den verstärkten Einsatz von IP hingegen werden die Finanzierungsmöglichkeiten von technologie- und wissensintensiven Unternehmen wesentlich verbessert. Der Gesetzgeber ist hier gefordert, die rechtlichen Rahmenbedingungen für IP als Finanzierungsinstrument zu schaffen. Eine bilanz- und steueroptimierte Leasingfinanzierung von Marken oder gewerblichen Schutzrechten ist bereits heute eine interessante Alternative für mittelständische Unternehmen.