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Fachartikel, 25.05.2005
Finanzmanagement
Gute Rating-Vorbereitung zahlt sich aus
Viele Mittelständler schieben das Thema Rating immer noch auf die lange Bank und unterschätzen die damit verbundenen Konsequenzen. Leitfaden zur gezielten Vorbereitung auf das Rating von Christina Zerres.
Gute Noten sind nicht zuletzt Übungssache – das gilt in der Schule und auch im Geschäftsleben. Gerade im Vorfeld von Ratings herrscht bei Betrieben große Unsicherheit. Viele wissen nicht, welche Anforderungen auf sie zukommen und wie sie diesen souverän entgegentreten können. Statt sich gezielt für ihre Unternehmensprüfung zu wappnen, bleiben gerade klein- und mittelständische Firmen untätig. Sie verschenken damit nicht nur eine gute Unternehmensbewertung, sondern gefährden unter Umständen sogar ihre unternehmerische Existenz.

Von einer systematischen Rating-Vorbereitung profitieren Firmen gleich mehrfach: Ein gutes Rating-Ergebnis bietet den Schlüssel zur sicheren, unkomplizierten und zinsgünstigen Kreditbewilligung. Darüber hinaus sind positive Bank-Beurteilungen ein Qualitätsmerkmal im Wettbewerb, auf das Zulieferer und Kooperationspartner schauen. Zudem deckt eine gründliche Rating-Vorbereitung verborgene Schwachstellen im Unternehmen auf und eröffnet Ansatzpunkte für gezielte Optimierungsmaßnahmen.

Für Großkonzerne gehört eine professionelle Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Ratings schon längst zum Standard. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind unverzichtbar für das Management und sichern unternehmerische Entscheidungen ab. Zunehmend entdecken jetzt auch klein- und mittelständische Unternehmen, dass Ratings Chancen bieten.

Schnelle und günstige Kredite

Ein siebenstelliger Kredit, lieber heute als morgen und das zu günstigen Konditionen – ein Kundenwunsch, der bei Bankern normalerweise ein kräftiges Stirnrunzeln verursacht. Nicht so im Fall des Hamburger Laser- und Feinblechtechnikers Dwenger und Grünthal. Das mittelständische Unternehmen kann auf überdurchschnittliche Rating-Resultate verweisen. Zudem pflegt Geschäftsführer Christian Dwenger einen regelmäßigen Bankkontakt mit speziell aufbereiteten Geschäftsberichten und Unternehmensplänen. Jede Krisensituation wurde bedacht und bei Bedarf mit einem Notfallplan belegt. Dadurch ist eine plötzliche Insolvenz der Firma nahezu auszuschließen und die Bank hat keinen Kreditausfall zu fürchten. Entsprechend schnell und unkompliziert verläuft die Kreditvergabe bei Dwenger und Grünthal – selbst bei Millionenbeträgen. Die Zinskonditionen liegen dabei bis zu 1,5 Prozent unter den marktüblichen Sätzen.

Diese Erfolge sind das Ergebnis einer systematischen und professionellen Rating-Vorbereitung. „Wir wollten uns frühzeitig auf die neuen Bankanforderungen einstellen und nicht auf eine Zwangsbewertung warten“, erklärt Geschäftsführer Dwenger. Tatkräftige Unterstützung erhielt die Geschäftsführung von Dwenger und Grünthal dabei von den Spezialisten der Rating-Advisory-Agentur (RAAG). Geschäftsführer Karlheinz Redecker weiß genau wie Mittelständler mit vergleichsweise geringem Aufwand Pluspunkte bei den Kreditinstituten sammeln. „Wer die Bank mit aussagekräftigen Zahlen und vorausschauenden Planungen überzeugt, wird mit schnellen und günstigen Krediten belohnt“. Als ehemaliger Vorstand der EDEKABANK und Geschäftsleiter der Zentralregulierungsbank DZB saß Redecker lange auf der anderen Seite des Schreibtischs und weiß genau, welche Unternehmenskennzahlen maßgeblichen Einfluss auf das Rating-Ergebnis haben.

Breite und nachhaltige Effekte

Gute Ratings erleichtern nicht nur den Kreditzugang, sondern bieten klare Wettbewerbsvorteile. Immer mehr Zulieferer und Kooperationspartner machen gute Beurteilungen zur Grundlage einer Zusammenarbeit. Redecker erwartet, dass Firmen in der Zukunft exzellente Rating-Ergebnisse auch für Werbezwecke einsetzen. „Vorbildliche Rating-Resultate gehören in die Marketingunterlagen, ähnlich wie Testergebnisse oder Qualitäts-Zertifizierungen.“

Im Zuge einer systematischen Rating-Vorbereitung treten zudem ungeahnte Einsparpotenziale und Risikofaktoren zu Tage. Dadurch bietet sich die Chance, zentrale Geschäftsprozesse zu überprüfen und gezielt zu optimieren. Mit der Verankerung von rating-relevanten Kennzahlen gewinnen Firmenchefs ein universelles Management-Tool, das sie bei der Unternehmenssteuerung unterstützt.

Überraschend ist für viele Unternehmer die Bedeutung des Risikomanagements bei der Rating-Beurteilung. „Als typischer Unternehmer sehe ich eher die Chancen und wiegele Risiken ab“, gesteht Mittelständler Dwenger ein. Es ist aber gerade die vorausschauende Krisenplanung, die dem Denken von Bankern entspricht und durch günstige Kredite honoriert wird. Mit strukturellen Risiken, wie einer verschärften Wettbewerbslage oder einem plötzlichen Rückgang der Kundennachfrage, setzten sich die wenigsten Unternehmer auseinander. Die Chancen des Risikomanagements als strategisches Instrument der Unternehmensführung bleiben noch weitgehend unerkannt.

Anders beim Hamburger Unternehmen Dwenger und Grünthal, das im Zuge des Ratings ein aktives Risiko- und Krisenmanagement zur Chefsache macht. Die Folge: Neben einer deutlichen Rating-Verbesserung ergeben sich handfeste Vorteile für das Tagesgeschäft. So wird eine gefährliche Versicherungslücke erkannt und fehlende Notfallpläne erarbeitet.

Aufbruchstimmung im Mittelstand

Die Stichworte Basel II und Rating rücken für alle Firmenchefs in den Fokus. „Auch Mittelständler sind gut beraten, wenn sie sich gegenüber den veränderten Rahmenbedingungen – unter denen die Kreditwirtschaft heute auf den Märkten agiert – aufgeschlossen zeigen“, appelliert Wirtschaftsminister Wolfgang Clement. Immer mehr Mittelständler erkennen die Vorteile einer umfassenden Rating-Vorbereitung und werden aktiv.

Eine Marktstudie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Simons & Moll-Simons belegt diesen Trend. Immerhin rund 55 Prozent aller in 2004 befragten Firmen verfügen bereits über eine Rating-Strategie oder entwickeln sie gerade. Andererseits haben etwa 36 Prozent der Unternehmen noch große Informationslücken. Den größten Nachholbedarf zeigen Kleinbetriebe, von denen sich immer noch rund 80 Prozent „unzureichend informiert“ fühlen. Während viele Unternehmen gezielte Aktivitäten zur Rating-Verbesserung planen, bleibt die Mehrzahl Kleinbetriebe noch untätig.

Vorreiterrolle der Verbundgruppen

Abhilfe schaffen Dachorganisationen für Einzelunternehmen, sogenannte Verbundgruppen. Sie können die Rating-Anforderungen vieler kleiner Mitglieder wahren und mit übergreifenden Maßnahmen wirkungsvoll unterstützen. Verbundgruppen übernehmen dabei eine Coaching-Funktion zwischen Bank und Einzelhändler. Davon profitieren alle Seiten: Die Bank von zuverlässigen Kunden, der Einzelhändler von einer sicheren Liquiditätsplanung und die Gruppe von starken Mitgliedern.

Das risikomindernde Potenzial von Verbundgruppen belegt eine Studie des renommierten Münsteraner Centrums für Angewandte Wirtschaftsforschung aus 2004. Eine Vergleichsanalyse von 16.000 Verbundgruppenmitgliedern mit 15.000 unkooperierten Betrieben ergibt, dass Mitglieder von Kooperationen eine deutlich höhere Bonität und ein geringeres Insolvenzrisiko aufzeigen. „Das Ergebnis könnte noch eindeutiger sein, wenn die Zentralen ihre Mitglieder noch stärker im finanzwirtschaftlichen Bereich unterstützten“, erklärt die wissenschaftliche Leiterin der Studie, Professor Dr. Theresia Theurl. „Die bisherigen Beratungsleistungen müssen zu einem ganzheitlichen ‚Rating Advisory’ forciert werden.“ Folgerichtig wird diese Aufgabe von Verbundgruppenmanagern als eine Kernherausforderung für die Zukunft wahrgenommen.

Erleichtert wird die Früherkennung von Krisen durch ausgereifte Controlling-Lösungen mit zeitnahen Auswertungen und exakten Ausfallwahrscheinlichkeiten. Im Mittelstand fehlte es bislang an bedarfs- und kostengerechten Systemen, die eine flexible Anbindung an bestehende Software-Lösungen ermöglichen. Aus diesem Grund bietet die RAAG zusammen mit dem Softwarehaus INFODAS das modulare Risiko-Controlling-System „RiCo plus“ an. Die Software ermöglicht Verbundgruppen und ihren Mitgliedern den schnellen Austausch und die gezielte Analyse von Daten. Auf diese Weise können kritische Fehlentwicklungen frühzeitig erkannt und behoben werden. In einer weiteren Zusammenarbeit mit der CONFIRM GmbH entstand das Bilanzrating-Tool „BilaRa“, das speziell für kleine und mittelständische Unternehmen entwickelt wurde und ohne großen Aufwand die Ausfallwahrscheinlichkeit für ein Jahr sehr genau prognostiziert. So erleichtert „BilaRa“ die schnelle Einschätzung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens und ermöglicht die Einleitung kurzfristiger Maßnahmen zur rating-technischen Absicherung.

Die Erfahrungen im Bereich Verbundgruppen haben Signalwirkung für den gesamten Mittelstand, ist Rating-Experte Redecker überzeugt. „Kein Unternehmen braucht Angst vorm Rating zu haben, im Grunde können Betriebe jeder Größe davon profitieren.“
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