Umso erstaunlicher ist es, dass wir bei natürlichen Systemen grundsätzliche Gesetzmäßigkeiten (Naturgesetze) als selbstverständlich hinnehmen. Bei den virtuellen Systemen unserer Wirtschaft lehnen wir solche Grundsätze ab, beziehungsweise berücksichtigen und befolgen diese nicht. Ein Unternehmen ist ein Lebewesen und keine Maschine. Trennen wir uns also von dem mechanistischen Weltbild und der reinen Messbarkeit. Unternehmen bestehen aus Organismen und sie dienen Organismen.
Ohne Ordnung wird der Organismus krank
Der Begriff Organisation ist in der Unternehmensführung verankert. Was heißt aber Organisation? Organisation ist die sinnvolle Verbindung einzelner Organe zu einem Ganzen. Nie kämen wir auf die Idee, in einem Organismus von Abteilungen zu sprechen. Der Organismus Unternehmen hat einen Körper (materielle Dimension) und einen Geist (immaterielle Dimension). Der Geist setzt sich aus Seele (= Vision und Ziele), aus Emotionen (= Kultur und Stimmung) und Verstand (= Strategie und Organisation) zusammen. Das ganze Unternehmen hat, so wie ein Mensch, Ausstrahlung und wirkt auf seine Umgebung. Der Organismus Unternehmen kann wachsen und gedeihen (wie ein Mensch), er kann aber auch krank werden und sterben.
Um sinnvolles und damit auch gesundes Zusammenspiel des ganzen Organismus zu gewährleisten, gilt es dieses klar und dauerhaft zu regeln: Regeln zur Festlegung der Arbeitsaufteilung, Koordination, Verfahrensrichtlinien, Beschwerdewege, Kompetenzabgrenzungen, Weisungsrechte, Unterschriftsbefugnisse, etc. Die Organisation ist also die Ordnung eines Unternehmens. Diese gilt es, so einfach wie möglich zu gestalten, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Dabei sollte man stets dem Grundsatz folgen: Soviel Organisation wie nötig und so wenig wie möglich. Deshalb sollten sich Unternehmer an natürlichen Organismen orientieren und folgende Punkte bedenken:
Prinzipien wirkungsvoller Führung
Wenn Unternehmen in schwierige Situationen geraten, sind die Verantwortlichen selten um eine Ausrede verlegen. Es sind dann "die Konjunktur", "die Globalisierung", "die Politik", "die feh-lenden Subventionen", "die unmotivierten Mitarbeiter" und letztlich immer "die Kunden". Überall, wo solche Sätze fallen, haben wir es mit schlechter Führung und schlechtem Management zu tun. Für den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens sind zuallererst die Führenden dieses Unternehmens verantwortlich.
In guten Zeiten ist es einfach, erfolgreich zu sein, so wie es bei bester körperlicher und geistiger Gesundheit auch einfach ist, Höchstleistungen zu erbringen. Daher ist es wichtig, dass die Verantwortlichen eines Unternehmens die Gebote der Unternehmensführung kennen. Vier Hauptaufgaben liefern entsprechende Strukturen, die den Erfolg von Unternehmern sichern:
Der Unternehmer als „schöpferischer Zerstörer“
Joseph Alois Schumpeter hat 1942 den Unternehmer in seinem Buch „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“ als den „schöpferischen Zerstörer“ beschrieben. Seine Kernaussage lautet: Jede ökonomische Entwicklung baut auf dem Prozess der schöpferischen bzw. kreativen Zerstörung auf. Die Zerstörung alter Strukturen ist also notwendig, damit Neuordnung stattfinden kann – sie findet in vier Bereichen statt:
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1. Innovationen
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Moderne Unternehmen in einem globalen Markt müssen insbesondere „innovativ“ sein. Der Unterschied zwischen neuen innovativen Unternehmen und traditionellen Firmen ist, das letztere zwar gute Produkte auf den Markt bringen oder solide Dienstleistungen bieten, sich jedoch am Wandel der Märkte nicht beteiligen. Dabei ist „Innovation nicht nur die Erfindung oder Entwicklung von etwas ‚Neuem’, sondern auch die Durchsetzung dieser technischen oder organisatorischen Neuerung.“ (Schumpeter). Wenn wir „innovativ sein“ als Zentrum des unternehmerischen Handelns betrachten, wird jedoch deutlich, dass das „Verständnis von Innovation“ strategisch sein muss. Es muss in die unternehmerische Vision eingebettet sein, die immer Ziel- und Richtungscharakter hat. Sie wird qualitativ und zeitlich über das Tagesgeschehen hinausgehen, darf nicht nur „gedacht“, sondern muss kommuniziert und vorgelebt werden.
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2. Visionen
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Wenn wir es mit einem strategischen Element zu tun haben, muss klar sein, dass Strategien nicht wiederholbar sind, dass sie nicht imitiert werden können. Es gibt für visionäre Strategien keine Gesetzmäßigkeiten, nur Kreativität, Originalität und Querdenken helfen hier. Dies muss allerdings zugelassen werden. Das Visionäre, das Zukunft gestaltende Element, wird zum Leitbild eines Unternehmens. Teil der Vision ist die Kundenzentrierung, d.h. die immerwährende Suche nach dem Kundennutzen.
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3. Führung
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Das Visionäre wird jedoch auch zum Führungsgrundsatz, zum Motivationsfaktor für die Mitarbeiter und kann Aufbruchstimmung vermitteln. Das kann jedoch nur durch authentisches Verhalten der Führungskräfte geschehen. Wenn Führung als positiv empfunden wird, wenn gemeinsam auf der Ebene realer Utopien Zielvereinbarungen gestaltet werden, die den Mitarbeitern die Chance gibt, sich zu entwickeln und zu verändern und unternehmerisch mitzugestalten, dann ist der Erfolg kaum noch aufzuhalten.
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4. Qualität
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Das Produkt erhält eine neue Wichtigkeit gegenüber von Mitarbeitern und Kunden. Qualitätsmanagement wird aus sich heraus selbstverständlich, verbunden mit allen Management-Formen, die die kontinuierliche Verbesserung des Produktes um des Kunden willen zum Ziel haben. Die Entwicklung einer optimalen Organisation und Ordnung wird ebenfalls aus sich heraus selbstverständlich, um Qualität und Effizienz optimieren zu können. Sie muss jedoch „wachsen“ und darf nicht von oben herab verordnet werden.
Organisation als Managementfunktion ist keine einmalige, punktuelle Aufgabe, sondern ein ständiger Prozess. Fortlaufend tauchen stets neue Probleme auf, die einer organisatorischen Lösung bedürfen. Lernen mittelständische Unternehmen mit diesen Veränderungen umzugehen, werden sie auch zukünftig die tragende Säule für Wachstum und Beschäftigung sein.
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Buchtipp
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