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Fachartikel, 29.10.2007
Offshoring
Kein Thema (mehr) für deutsche IT-Dienstleister?
­Während internationale Offshore-Dienstleister ihre Aktivitäten im deutschen Markt verstärken, zeigen sich deutsche IT-Dienstleister gegenüber der ausländischen Konkurrenz gelassen und sich sich zunehmend aus dem Offshoring-Markt zurück.
Vor kurzem kündigte Natarajan Chandrasekaran, Vizevorstandschef des indischen IT-Dienstleisters Tata Consultancy Services (TCS) in einem Interview mit der Financial Times Deutschland an, die Investitionen in den deutschen Markt aufstocken zu wollen. "Wir haben in Europa drei Prioritäten: Deutschland, Deutschland, Deutschland", untermauerte Chandrasekaran das ehrgeizige Vorhaben für den deutschen IT-Markt. Doch während noch vor wenigen Monaten die Aktivitäten der Inder in der deutschen IT-Presse für Schlagzeilen wie "Die Inder kommen" und unter den deutschen IT-Dienstleistern für Aufregung sorgten, zeigen sich diese mittlerweile eher gelassen. Der Aussage "Offshore-Dienstleister sind eine ernsthafte Konkurrenz für uns" stimmten im Rahmen der von Berlecon Research durchgeführten aktuellen Marktanalyse "IT Services 2007/2008" gerade einmal sechs Prozent der befragten IT-Dienstleister zu.

Während man dieses Ergebnis noch mit einer gewissen Gelassenheit der einheimischen IT-Dienstleister gegenüber dem Thema "Offshoring" erklären kann, sind die Bewertungen zur Aussage "Wir integrieren Offshore-Komponenten in unsere Dienstleistungen" geradezu ernüchternd. So integrieren den Umfrageergebnissen zufolge heute nur noch etwa 12 Prozent der deutschen IT-Dienstleister Offshore-Komponenten – 10 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Die Erwartung, dass sich das Thema Offshoring über die Jahre in Deutschland etabliert, erfüllt sich offensichtlich nicht – im Gegenteil: Einige vormals in diesem Bereich aktive IT-Dienstleister scheinen sich wieder aus dem Offshoring-Geschäft zurückgezogen zu haben.

Sollte die Party etwa schon wieder vorbei sein, noch eher Sie richtig begonnen hat? Es bleibt abzuwarten, ob die Gelassenheit der deutschen Anbieter gegenüber der Offshore-Konkurrenz tatsächlich berechtigt und die Zurückhaltung beim Thema Offshoring eine Erfolgsstrategie ist. Denn erstens fangen viele Offshore-Anbieter gerade erst an, den bisher stiefmütterlich behandelten Absatzmarkt Deutschland zu bearbeiten. So stecken die Aktivitäten der indischen Anbieter hierzulande verglichen mit dem US-Geschäft noch in den Kinderschuhen. Und dass sich der deutsche Markt nicht über Nacht mit einigen Verkaufsniederlassungen erschließen lässt, dürfte sich mittlerweile auch in Bangalore, Mumbai und Neu Delhi herumgesprochen haben.

Zweitens sollte beachtet werden, dass auch IT-Dienstleistungskonzerne aus der westlichen Welt wie Accenture, Capgemini oder IBM mittlerweile beträchtliche Offshore-Ressourcen aufgebaut haben und damit ebenso zu den Offshore-Anbietern gehören. Anders als Tata, Wipro, Infosys & Co. besitzen diese Anbieter hierzulande schon starke lokale Einheiten und werden nicht selten sogar als deutsche Unternehmen wahrgenommen. Und spätestens beim Ringen um international aktive Großkunden, die dem Offshoring weniger skeptisch gegenüberstehen als so mancher deutsche Mittelständler, werden Offshore-Kapazitäten zum Differenzierungs- und Erfolgsmerkmal.

Drittens sollte bei der Interpretation der Ergebnisse beachtet werden, dass Deutschland derzeit einen schon länger anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Eine mittelfristig durchaus wahrscheinliche Abschwächung der Konjunktur dürfte auch die Kostenaspekte wieder stärker in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Und ob sich dann deutsche Mittelständler gegenüber dem Thema "Offshoring" immer noch so skeptisch zeigen wie das heute der Fall ist, bleibt abzuwarten.

Klar ist, dass "Offshoring" nicht der Königsweg schlechthin ist, für viele Themen eine Einbindung von Offshore-Ressourcen nicht lohnt und Kostenvorteile durch Lohnkostenarbitrage mittelfristig geringer ausfallen oder durch Automatisierungslösungen obsolet werden. Dennoch meinen wir, dass die Zurückhaltung vieler deutscher IT-Dienstleister bei diesem Thema riskant ist. Ob vor dem Hintergrund einer wahrscheinlichen Abschwächung der Konjunktur oder des akuten Fachkräftemangels im IT-Umfeld: Dienstleister, die bereits heute Offshore-Kapazitäten aufbauen und integrieren, sind für zukünftige Herausforderungen des IT-Dienstleistungsmarktes tendenziell besser gerüstet.

So zeigt auch ein aktueller Fallstudienreport, den Berlecon Research im Rahmen des Forschungsprojektes INTERDIG erstellt, dass der Aufbau globaler Liefermodelle zwar eine sehr lange Vorlaufzeit erfordert, aber – wenn er erst einmal vollzogen ist – durchaus Vorteile bringt. Die Fallstudien belegen, dass sich "Offshoring" nicht nur für die Top-20-IT-Dienstleister dieser Welt lohnt, sondern durchaus auch für kleine und mittelständische IT-Services-Anbieter ein gangbarer Weg ist. Dies wird auch dadurch untermauert, dass nach den Ergebnissen der Marktanalyse IT Services der Anteil der Offshore-aktiven Unternehmen unter den kleinen Anbietern mit weniger als 200 Mitarbeitern nicht geringer ist als unter den Größeren.

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Aktueller Berlecon-Report zum Thema
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IT Services 2007/2008 -- Preise und Verträge im deutschen IT-Dienstleistungsmarkt (10/2007)

Der Report analysiert aktuelle Entwicklungen bei Preisen und Verträgen im deutschen IT-Dienstleistungsmarkt. Erzielte Tagessätze in 2006, erwartete Entwicklung für 2007 und 2008 sowie Preispotenzial und Umsatzerwartungen für verschiedene Beratungs- und Integrationsthemen. Abrechnungsmodelle, Erwartungen für die wirtschaftliche Entwicklung und Bedeutung strategischer Maßnahmen im Zusammenhang mit der Internationalisierung und Industrialisierung des IT-Services-Marktes.

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