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Fachartikel, 10.05.2007
Innovations-Management
Mit Ideen auf die Überholspur - ein Interview
Investitionen in die Einzigartigkeit eines Unternehmens sind Investitionen in dessen Zukunft. Um diese Einzigartigkeit fördern und in bare Münze umwandeln zu können, braucht es ein Innovations-Management im Unternehmen. In einem Interview erläutert der Experte für Innovations-Management Ulf Pleissner, wie Unternehmen Ideen und Innovationen fördern und als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie und Unternehmensführung für sich wirtschaftlich nutzbar machen können.
Innovationen machen Unternehmen einzigartig, stärken ihre Wettbewerbsfähigkeit und sichern ihren Markterfolg. Die erfolgreiche Umsetzung von einzigartigen Ideen ist der Schlüssel zu neuen Kunden und den Märkten von Morgen. Eine Idee alleine macht jedoch noch lange keine Innovation, und eine Innovation noch lange keinen wirtschaftlichen Erfolg. Voraussetzung für erfolgreiche Innovationen ist es, einen kreativen Raum zu schaffen, in dem Ideen zu neuen Produkten und Dienstleistungen gedeihen können, und diese Ideen über ein Innovations-Management-System in Wertschöpfung umzuwandeln.

In einem Interview erläutert Ulf Pleissner, Geschäftsführer der TMG Technologie Management Gruppe Karlsruhe, wie Unternehmen erfolgreiche Innovationsstrategien entwickeln können und worauf es beim Innovations-Management ankommt.

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Frage: Herr Pleissner, worauf kommt es beim Innovations- und Programm-Management heutzutage an?
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Ulli Pleissner: Da die Entwicklungszyklen immer kürzer werden und uns der globale Markt die Preise vorgibt, ist es heute zwingend erforderlich geworden, schnell eine gemeinsam abgestimmte und auch gemeinsam getragene Zielverpflichtung zu erreichen. Sehr oft finden wir extrem unterschiedliche Sichten und Meinungen auf die Wertigkeit und Zukunftsfähigkeit von Innovationsvorhaben in den Unternehmen. Damit stellen die Unternehmen den Erfolg ihrer Innovationsvorhaben meist selbst in Frage. Wir sehen im Innovations- und Programm-Management kein Portfoliomanagement, sondern den wesentlichen Basisbaustein für eine strukturierte Entscheidungsfindung und eine gemeinsame Zielverpflichtung in den Unternehmen.

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Frage: Weshalb sind so viele Unternehmen nicht selbst in der Lage, ihr Innovationsmanagement und ihren Unternehmenskurs erfolgreich zu gestalten?
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Ulli Pleissner: Ich würde nicht behaupten wollen, dass viele Unternehmen nicht in der Lage sind, ihr Innovationsmanagement und ihren Unternehmenskurs erfolgreich zu gestalten. Die Unternehmen konzentrieren sich auf die Prozesse, welche es ihnen ermöglichen, hier und heute Geld zu verdienen und dies ist auch richtig so. Innovation heißt immer Investition in die Zukunft und Innovationsmanagement heißt immer Managen von Gedanken, wie man zukünftig weiteren Erfolg haben kann. Dieser Prozess ist immer mit Risiko und unterschiedlichen Sichtweisen verbunden. Es gibt kein allgemeingültiges Rezept für den Erfolg.

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Frage: Denken Sie, dass Unternehmen in Zukunft ihr Innovationsmanagement verstärkt auslagern werden?
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Ulli Pleissner: Der Begriff Innovationsmanagement umfasst eine Gesamtheit an Prozessen, Instrumenten, Tools und Fähigkeiten. Innovationsmanagement dient der zukünftigen Wettbewerbsdifferenzierung und dem Erhalt der Unternehmenswerte. Daher glaube ich nicht und würde es auch nicht empfehlen, dass die Unternehmen ihr Innovationsmanagement gesamthaft auslagern werden. Was die Unternehmen auslagern können, sind Teilprozesse innerhalb des Innovationsmanagement, welche zum einen nur temporär erforderlich sind, z.B. die Moderation der Ideensuche und -bewertung, oder zum anderen eine höhere Effizienz und Neutralität versprechen. Hierzu zählt aus meiner Sicht die operative Führung von Projektbüros oder die Durchführung von Multiprojektmanagement. Die heutigen Projektbüros in den Unternehmen sind meist Stabsstellen, welche immer einer natürlichen internen Fluktuation der Mitarbeiter unterliegen. Hier kann ein externer Dienstleister eine nachhaltige Kontinuität und Neutralität bieten.

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Frage: Sie beschreiben, dass Innovationen im Sinne von Forschung und Entwicklung bis hin zur Markteinführung von Produkten und Prozessen einen sehr hohen Stellenwert besitzen, insbesondere in rohstoffarmen Hochlohnländern wie Deutschland. Worauf müssen deutsche Unternehmen besonders achten?
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Ulli Pleissner: Deutsche Unternehmen müssen sich damit abfinden, dass Qualität nicht nur aus Deutschland kommt. Qualität im Sinne von „Made in Germany“ ist keine Wettbewerbsdifferenzierung mehr. Des Weiteren ist es wichtig für die deutschen Unternehmen, zu erkennen, dass die Anwendung von moderner Technologie kein Privileg der Deutschen ist. Die globalen Wachstumsländer sind sehr oft schneller in der Anwendung neuer Technologien und sie besitzen eine andere Bedürfnisstruktur als der deutsche bzw. europäische Markt. Die Deutschen müssen darauf achten, dass sie ihr Wissen produktiver und kreativer nutzen. Wir sehen in der Wissensfusion eine nachhaltige Chance für die deutschen Unternehmen. Ich spreche immer gerne von der Innovation im nächst höheren Lösungsraum.

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Frage: Welchen USP hat Deutschland bzw. haben deutsche Unternehmen, die sie im globalen Wettbewerb ausspielen können?
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Ulli Pleissner: Wir Deutschen besitzen einen starken und innovativen Mittelstand. Dieser ist die Keimzelle für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Der Mittelstand besitzt die erforderliche Flexibilität und Kreativität, sich schnell auf die sich verändernden Bedürfnisstrukturen einstellen zu können.

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Frage: Sie beschreiben, dass das Erkennen von Chancen ein „Querdenken“ erfordert – welche Voraussetzungen und Soft Skills sind dafür erforderlich?
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Ulli Pleissner: Querdenken heißt, Gewohntes bewusst in Frage zustellen und Veränderungen nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu sehen. Wenn man Gewohntes in Frage stellt, nimmt man den Menschen ihre Denkheimat. Daher ist es in einem solchen Prozess zwingend erforderlich, die Menschen nicht zu überfordern und sie ernst zu nehmen in ihren Ängsten und Befürchtungen. Die gezielte und wohldosierte Provokation und das Formulieren von Metaphern sind hier erfolgsrelevant. Wir führen das „Querdenken“ in gut vorbereiteten und durchgeführten Workshops mit den wesentlichen Wissens- und Entscheidungsträgern der Unternehmen durch. Und wir formulieren die Ergebnisse nicht als Ergebnisse der TMG, sondern als Ergebnisse der Teilnehmer. Denn die selbst entdeckte Chance hat die wichtigste Voraussetzung schon erfüllt: sie weckt die Begeisterung und den eigenen Glauben an den Erfolg. Echte Überzeugung und echtes Verständnis müssen von innen kommen.

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Frage: Inwiefern spielt interdisziplinäres Know-how eine Rolle beim Querdenken?
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Ulli Pleissner: Interdisziplinäres Know-how hat immer einen unschlagbaren Vorteil, es werden immer mindestens zwei Sichten berücksichtigt. Wenn wir uns die innovativsten Ideen der letzten Jahre anschauen, so wurden immer mindestens zwei unterschiedliche Bedürfnisse gepaart. Wir können in unserer heutigen Zeit nicht mehr nur in einer Disziplin denken, wir sind gezwungen, uns der Wissensfusion zu stellen und interdisziplinär zu denken.

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Frage: Wie stufen Sie die Bedeutung der Interdisziplinarität ein – wird es in Zukunft zunehmend wichtiger oder ist doch eher das fachspezifische Know-how gefragt?
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Ulli Pleissner: Ein fachspezifisches Know-how wird es immer geben. Es wird an Tiefe auch weiter gewinnen und wird dementsprechend auch eine Nachfrage nach ausgebildeten Wissensträgern erzeugen. Neben dieser Wissenstiefe wird sich aber zunehmend eine Wissensfusion oder Wissenskombination ergeben. Wir produzieren heute immer mehr nicht rückwirkungsfreie Technologien. Als Beispiel lässt sich hier die Mechatronik nennen, welche es ermöglicht, das technologische Optimum in einem nächst höherem Lösungsraum zu finden. Nicht die Addition der Einzeloptima in den einzelnen Technologien ergibt in der Zukunft ein Gesamtoptimum im System, sondern ihre Fusion und Kombination. Hier sehe ich auch die zukünftige Wettbewerbsdifferenzierung der Deutschen. Wir müssen unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit und der ökologischen Verträglichkeit neue Lösungsräume aufbauen. Wir müssen uns einer Systemverantwortung stellen. Wir sehen zukünftig nicht nur Projektmanager sondern auch Systemmanager.

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Frage: Was können Sie abschließend Unternehmen raten, die ihr Innovationsmanagement erfolgreich verändern möchten?
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Ulli Pleissner: Die Marktmechanismen ändern sich grundlegend. Aufgrund des vorherrschenden Überangebots wird die Nachfragemacht zum dominierenden Faktor. Strategien, die früher erfolgreich waren, führen nun schnell in das wirtschaftliche Abseits. Nur wer diese Änderungen in seinem Marktsegment erkennt und den erforderlichen Paradigmenwechsel im Unternehmen durchsetzt sowie seine Innovationssteuerung auf die geänderten Anforderungen anpasst, kann profitables Wachstum generieren. Innovationsmanagement muss als Quelle der zukünftig erfolgreichen Produkte verstanden werden und einen entsprechenden Stellenwert in den Unternehmen bekommen.
ZUM AUTOR
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TMG - Technologie Management Gruppe
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76227 Karlsruhe

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