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Fachartikel, 25.08.2006
IT-Outsourcing
Von Kantinenbetreibern und Pizzalieferanten
Ist das Ende des IT-Outsourcing-Booms erreicht? Dies fragen sich heute viele Marktbeobachter nach der Publikation aktueller Zahlen zum Outsourcing-Geschäft, wonach der Wert der weltweit unterzeichneten großen Outsourcing-Abschlüsse abgenommen hat.
Tatsächlich spiegeln die Zahlen eine zunehmende Reife des Outsourcing-Marktes wider, sagen jedoch wenig über die Neigung von Unternehmen zur Auslagerung von IT-Funktionen aus.

Die Zeit liegt noch gar nicht lange zurück, als die Dotcom-Blase platzte, die maue Konjunktur für erhöhten Kostendruck in den IT-Abteilungen sorgte und Nicholas Carr’s Aufsatz „IT doesn’t matter” für Ernüchterung unter den IT-Visionären sorgte. IT-Outsourcing galt in dieser Zeit vielen Unternehmen als Heilsbringer. Der weit verbreiterte Slogan lautete: „Unternehmens-IT gehört nicht zum Kerngeschäft der Unternehmen und kann, ähnlich wie die Betriebskantine, ausgelagert werden.” Entsprechend wurde das IT-Outsourcing-Geschäft mit der Auslagerung ganzer IT-Abteilungen oder großer Teile davon an externe Dienstleister gleichgesetzt. Klar, dass sich die etablierten IT-Dienstleister bei diesem Geschäft gerne als Kantinenbetreiber zur Verfügung stellten.

Dass sich IT-Outsourcing in der Praxis nicht ganz so einfach gestaltet wie die Auslagerung von Betriebskantinen, dürfte sich spätestens nach dem Scheitern erster großer Outsourcing-Vorhaben herumgesprochen haben. Unternehmens-IT – auch wenn sie nicht immer zwingend zum Wettbewerbsvorteil beiträgt – ist tiefer in den Kernprozessen der Unternehmen verankert, als dies der Teller Bohnensuppe aus dem Kantinenangebot je sein konnte. Die Auslagerung der gesamten IT-Kompetenz, zumal noch über große Zeiträume und häufig an einzelne Diensteister, scheint vor diesem Hintergrund mehr als riskant. Die derzeit von vielen Marktbeobachtern identifizierten Trends zum Multisourcing und zur Verkürzung von Vertragslaufzeiten sollten daher eher als notwendige Korrekturen denn als Schwächeln des Outsourcing-Marktes interpretiert werden.

Zudem dürften bei vielen Outsourcing-Entscheidungen der ersten Generation auch Sonderfaktoren eine Rolle gespielt haben. In Deutschland, dem Land der IT-GmbHs, war der Outsourcing-Trend der vergangenen Jahre auch Teil einer sich abzeichnenden Marktbereinigung. So standen viele unrentable IT-Töchter, die oft selbst als externe IT-Dienstleister auftraten, zum Verkauf. Typische Mitgift, um deren Kauf schmackhaft zu machen, waren langjährige Outsourcing-Verträge mit dem Mutterunternehmen. Solche Geschäfte, die eher in den Bereich Mergers & Acqusitions gehören, sind heute nur noch selten zu beobachten.

Dass das Volumen großer Outsourcing-Verträge rückläufig ist, bedeutet also nicht notwendigerweise eine geringere Neigung zur Auslagerung von IT-Funktionen. Ganz im Gegenteil: Sowohl Unternehmen als auch Anbieter haben dazugelernt und Voraussetzungen für ein künftiges Wachstum des Outsourcing-Marktes geschaffen.

So nahmen viele Firmen den Outsourcing-Boom der vergangenen Jahre zum Anlass, die Leistungen ihrer IT-Abteilungen zu evaluieren und IT-Services-Prozesse besser zu strukturieren. Grundlage dafür bildeten übrigens häufig Outsourcing-Angebote externer IT-Dienstleister, die zur Bewertung von Leistungen der eigenen IT-Abteilung eingeholt wurden. Auf dieser Basis kann nun entschieden werden, welche Leistungen zugekauft und welche in eigener Regie verwaltet werden.

Auf der anderen Seite haben sich viele Anbieter von der Rolle des „Kantinenbetreibers” verabschiedet und begnügen sich eher mit der des „Pizzalieferanten”, indem sie standardisierte Services zu Festpreisen oder über flexible Abrechnungsmodelle anbieten. Dies zeigen auch die Ergebnisse der aktuellen Marktanalyse IT Services 2006 von Berlecon Research. Mehr als zwei Drittel der Anbieter von Outsourcing und Processing Services in Deutschland boten 2005 standardisierte Leistungen zum Festpreis an. Für nahezu ein Viertel der Anbieter hatten im Geschäftsjahr 2005 Pay-per-use- oder On-demand-Konzepte eine große bis sehr große Bedeutung.

Diese Angebote tauchen in herkömmlichen Outsourcing-Statistiken häufig gar nicht auf, da im Gegensatz zu klassischen Outsourcing-Abschlüssen die Vertragsvolumina wesentlich geringer ausfallen und weder Personen noch Vermögensgegenstände (Assets) das Unternehmen wechseln. Dennoch stellen sie eine ernsthafte Alternative zum klassischen IT-Outsourcing dar. Unternehmen behalten damit die Kontrolle über die eigene IT und profitieren dennoch von Kosteneinsparungen und gewachsener Flexibilität, indem sie IT-Dienstleistungen als „Managed Services” zukaufen.

Für IT-Dienstleister dürfte es sich lohnen, weiter in solche Modelle zu investieren. Zwar verspricht die Position des Kantinenbetreibers viel Prestige, dauerhaft dürfte sich aber als Pizzalieferant mehr Geld verdienen lassen.
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