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Fachartikel, 29.06.2009
Green IT
Umweltprämie für deutsche Rechenzentren?
Deutsche Unternehmen bekunden öffentlich starkes Interesse an „Green IT-Richtlinien“. Jedoch sind Standards zur Ermittlung der Einsparungspotentiale im Rechenzentrum bislang noch Mangelware. Ein Versäumnis, denn auch Betreiber von Rechenzentren müssen in Zukunft mit schärferen gesetzlichen Auflagen rechnen.
Eine Umfrage der Unternehmensberatung Accenture im Jahr 2008 ergab, dass in Deutschland bereits jedes zweite Unternehmen grüne IT-Richtlinien besitzt und 27 Prozent in naher Zukunft ihre Einführung planen. Der Bedarf nach höherer Energieeffizienz ist also da. Der Haken: Einheitliche Methoden, Standards und Kennzahlen zur Messung der Einsparungspotentiale sind derzeit noch rar. Dabei gilt gerade für langfristig ausgelegte Projekte wie der Rechenzentrumsoptimierung das Motto: Was nicht gemessen werden kann, kann auch nicht optimiert werden.

EU-Richtlinien: Aus Klimaschutz wird schnell ein Klimamuss

Moralische Appelle an die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen haben in den vergangenen Jahren sicherlich an Bedeutung gewonnen. Nicht selten waren solche Aufrufe auch von Politikern zu hören. Wurde bisher im Wesentlichen an die Selbstverantwortung der Unternehmen appelliert, so werden in den kommenden Jahren voraussichtlich “handfestere“ Argumente zu hören sein – auch von Seiten der EU und des Gesetzgebers. Das gilt insbesondere dann wenn die freiwillige Selbstverpflichtung nicht ausreichen sollte. Der Trend hin zu mehr Regulierung zeichnet sich in anderen Technologiebereichen bereits ab. Ein aktuelles Beispiel sind die im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie (Richtlinie 2005/32/EG) verbindlich festgelegten Mindeststandards, die unter anderem für Leuchtstofflampen gelten. Diese besiegelten das Ende der klassischen Glühbirne. Die EU geht davon aus, dass dadurch bis zum Jahr 2020 EU-weit Stromeinsparungen von rund 38 TWh erzielt werden - dies entspricht rund 17 Millionen Tonnen an Kohlendioxid – und ist im Vergleich zum Einsparpotenzial in Rechenzentren ein Klacks.

Noch setzt die EU im Bereich Rechenzentrum allerdings auf Selbstbeschränkung. Die EU hat in diesem Zusammenhang eine freiwillige Initiative für Unternehmen, die ihren Energieverbrauch im Rechenzentrum senken wollen, ins Leben gerufen. Ziel des European Code of Conduct on Data Centres Energy Efficiency ist der Aufbau eines standardisierten Systems zur „grünen“ Rechenzentrumsoptimierung sowie eines Pools an aktuellen Best-Practice Beispielen. Die Initiative wurde Anfang 2007 ins Leben gerufen und wird vom Joint Research Centre der EU-Kommission koordiniert. IT-Dienstleister, die als Endorser des European Code of Conduct zertifiziert sind, begleiten die Unternehmen bei der Erreichung ihrer Ziele und auf ihrem Weg zu einem mit EU-Vorgaben konformen Rechenzentrum.

Einen weiteren empfehlenswerten Leitfaden für Rechenzentren, speziell für Deutschland, hat die Bitkom im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium und der Kfw-Bankengruppe entwickelt.

So erkennt man den „grünen“ Charakter eines Rechenzentrum

Soweit zur Theorie: Aber wie findet man heraus, wie Ressourcen und Personal optimal im Rechenzentrum eingesetzt werden? Verstecken sich die Energiefresser in der Hard- und Software, der Kühlung oder in der Stromversorgung und wie hängen all diese Komponenten zusammen? Bringt zum Bespiel der Austausch eines älteren Servers gegen ein neues Modell grundsätzlich einen Energiegewinn? Wie lassen sich Energieziele herausfiltern und definieren?

Grundsätzlich bietet die IT-Industrie unterschiedliche Kennzahlen, die Auskunft über die Energieeffizienz geben sollen. Ein Beispiel dafür ist der sogenannte Data Center Infrastructure Efficiency (DCIE). Man ermittelt ihn über den Quotienten aus Energieverbrauch des IT-relevanten Inhalts durch Gesamtenergieverbrauch. Bei diesem Effizienzwert bedeuten hundert Prozent, dass Verbrauch und Nutzung für IT- bezogene Aufgaben gleich hoch sind. Diese Kennzahl bietet zwar eine erste Orientierung, sagt aber nichts darüber aus, ob man etwas richtig macht oder nicht.

Es liegt auf der Hand: Allzu einfache Antworten beim Thema Optimierung werden der Komplexität von Rechenzentren schlichtweg nicht gerecht. Moderne Ansätze wie sie zum Beispiel Mansystems anwendet, führen deshalb nicht über einzelne Kennzahlen, sondern vielmehr über ein Effizienzfeld oder einen Effizienzkreis. Dieser umfasst drei Ebenen:

  • die Rechenzentrums Infrastruktur (Strom, Kühlung, Design),
  • die IT-Infrastruktur (Rationalisierung, Konsolidierung, Virtualisierung) sowie
  • die Management Infrastruktur (Automatisierung, Optimierung, Planung).

Das Efficiency-Team von Mansystems hat dafür ein spezielles „Spinnwebendiagramm“ entwickelt, und bei der niederländischen Regierung als Vorschlag eingereicht. Denn die Regierung ist derzeit auf der Suche nach einer geeigneten Bemessungsgrundlage für Rechenzentren, die sich für Steuererleichterungen aufgrund ihrer effizienten Energienutzung beworben haben.

Das Spinnwebendiagramm enthält eine Vielzahl unterschiedlicher Charakterisierungskriterien für Rechenzentren: Die Kennzahl Floor-usage gibt beispielsweise an, ob das Rechenzentrum rein flächenmäßig zu groß für seine Aufgabenstellung ist – man würde einen einzelnen Apfel schließlich auch nicht mit einem LKW transportieren. Beim Bypass Airflow wird untersucht, ob die Menge an zugeführter Luft einem dezidierten Kühlungsnutzen zuzuordnen ist. Schon mit einfachen Maßnahmen wie der neuen Anordnung von Kabeln, um den Luftfluss zu verbessern oder der korrekten Positionierung perforierter Platten im Serverraum können erhebliche Einsparungen erreicht werden. Komplexere Instrumente umfassen die dynamische und computerbasierte Simulation zur Festlegung der optimalen Anordnung von Racks oder die Einrichtung von warmen und kalten Fluren zur Erhöhung der verfügbaren Nutzfläche und der Kühlungskapazität.

Viele Matrizen hören bei der Analyse der oben genannten Elemente auf und beziehen Management- und Prozesselemente nicht mit ein. Diese sind jedoch eine wichtige Voraussetzung für ein nachhaltiges Capacity Management, das schließlich die Bemessungsgrundlage für die angestrebten Optimierungsprozesse liefert. Ein wichtiger Faktor hierbei ist die Automatisierung von Messungen, wie beispielsweise bei der CPU-Auslastung. Durch die software-gestützte Auswertung lässt sich auf einen Blick erkennen, ob das eingesetzte IT-Equipment eine Nummer zu groß oder zu klein ist.

Automatisierungsbedarf findet sich auch beim Life-Cycle-Management, insbesondere beim Austausch von Geräten. Wird alte IT ausgemustert, läuft diese aus Sicherheitsgründen oft noch eine Weile parallel zur Neuen mit. Oft entstehen in dieser Transitionsphase parallele Schattenwelten, in denen ausgediente Geräte weiterlaufen – ohne jeglichen Verwendungszweck.

Letztlich zeigt sich, dass erst mit der Betrachtung des Gesamtbildes das volle Ausmaß des Einsparungspotentials offenbar wird. Ganzheitliche IT-Dienstleistungen zur Rechenzentrumseffizienz bestehen deshalb aus 3 bis 4 Analysephasen mit Energiemessungen, Einzelinterviews und Vor-Ort Begehungen. Am Ende steht dann eine „Roadmap to Efficiency“, d.h. ein umfangreiches Konzept mit Handlungsempfehlungen dazu, wie der Kunde mit der bestehenden Technologie das Optimum an Kosten einsparen kann, und wo Handlungsbedarf besteht.

Laut Bitkom könnte durch den Einsatz von State-of-the-Art Technologien in den kommenden fünf Jahren der Gesamtstromverbrauch von Rechenzentren halbiert und damit trotz der vermutlich steigenden Strompreise die Stromkosten für Rechenzentren deutlich reduziert werden.

Die ITK-Branche ist heute eine der Hauptmotoren der deutschen Volkswirtschaft und übertrifft sogar die Bruttowertschöpfung von Automobilindustrie und Maschinenbau. Verknüpft man dies mit dem Gedanken, dass durch kluges IT-Consulting 20 Prozent und mehr Einsparungen bei den Gesamtkosten im Rechenzentrum möglich sind, dann ist die Frage, wo eigentlich die Umweltprämie für die Umstellung aufs effiziente Rechenzentrum bleibt, sicherlich nicht vermessen.

ZUM AUTOR
Über Mansystems Deutschland GmbH
Mansystems Deutschland GmbH
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66123 Saarbrücken

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