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Fachartikel, 11.08.2009
Bildungsarbeit
Kunst als Managementtraining
„Der Mensch müsse richtig gebildet, das heißt durchgeknetet werden, von einer Ecke zur anderen“, forderte bereits vor 40 Jahren Joseph Beuys, für den die menschliche Bildung ein plastischer Vorgang ist, der Vieles formen und hervorbringen kann. Eine bekannte Metapher, die den Begriff des Bildens aus der Bildhauerei in das Gebiet der Bildung, in den Bereich des Lebens überträgt.
Können künstlerische Wahrnehmungen, Inhalte oder Prozesse auf die Bildungsarbeit und tatsächlich auf das berufliche Handeln einwirken oder bezogen werden? Welches kreative Potenzial haben Bilder für die Bildung und Wirtschaft? Und sollte die künstlerische Gestaltung nicht interdisziplinär eingesetzt, das künstlerische Element nicht generell in alle Fächer, in andere gesellschaftliche Bereiche hineingetragen werden – ganz im Sinne von Beuys erweiterten und befreiten Kunstbegriffes, im Sinne seiner plastischen Theorie?

Ein Vergleich „Kunst und Wirtschaft“ verdeutlicht, dass es tatsächlich eine große Schnittmenge zwischen diesen beiden Disziplinen gibt. Und ein Blick in die gegenwärtige Bildungsliteratur bestätigt: Gerade in Zeiten der digitalen Bilderfluten bedarf es der Bildung mit Bildern. Kunst kann nämlich viel mehr visualisieren und darstellen, als mitunter auf den ersten Blick sichtbar oder fassbar wird.

Doch was will Kunst im Unternehmen konkret? In keinem Fall ist Kunst nur die dekorative Garnierung der repräsentativen Räume eines Unternehmens. Kunst strahlt vielmehr nach innen und signalisiert dem Personal Wertschätzung einerseits, andererseits fördert Kunst die kritische Wahrnehmungsfähigkeit der Mitarbeiter. Das ist zentral, denn Mitarbeiter sind nun einmal entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Ihre kreativen Potenziale, ihre emotionale und rationale Intelligenz, ihre Persönlichkeit und kulturelle Bildung sind die Erfolgsfaktoren des Unternehmens. Nicht zuletzt sind die Mitarbeiter die Botschafter mit starker Außenwirkung. Ansehen und Reputation sind geistige Komponenten, und dazu zählen weltoffene, kritische und loyale Mitarbeiter.

Diese Fähigkeiten und Kompetenzen kann die Kunst fördern, indem sie neue Horizonte eröffnet, nachhaltig wirkt, neugierig und süchtig macht auf alles, was in unserer Welt passiert. Die Auseinandersetzung mit Kunst im Unternehmen – wie auch immer diese bewerkstelligt wird – bewirkt die Fähigkeit der Grenzüberschreitung, die Faszination der Intensität, der tiefen Rührung. Kunst führt von der Betroffenheit zur Selbsterkenntnis und gibt uns die Chance, das eigene Ego unter Kontrolle zu bringen. Die Begegnung mit einem Bild, einer Plastik ist immer höchst individuell und schärft die eigene Individualität.

Kunst entführt uns nicht nur in eine andere Welt, sondern sorgt auch für neue Gefühle, magische Augenblicke und neue Wege – jenseits der eingefahrenen emotionalen oder mentalen Sicherheitsbahnen. Die Kunst erweitert Kompetenzen, indem sie zum Sehen und zum Entwickeln neuer Ideen anstiftet, indem sie die Wahrnehmung schärft und den Sinn für Kompositionen, Zusammenhänge sowie Perspektivenwechsel weckt.

Das ist wichtig, denn in der Arbeitswelt dominiert Kopflastigkeit. Das verhindert den Zugang zur eigenen Kreativität und Lebendigkeit. Kunst hingegen öffnet – auch für die Dinge, die neben dem Berufsgebiet liegen. Die eigenen Wahrnehmungs- sowie Denkgewohnheiten – und damit persönliche Grenzen – zu durchbrechen, bringt jeden persönlich weiter und setzt Kräfte frei, die langfristig erfolgreicher machen.

Mitarbeiter, die diese Fähigkeit besitzen, brauchen Unternehmen heute mehr denn je. In einem engen System wird man nämlich nicht flügge. Die Beschäftigung mit Kunst verändert den Blickwinkel und verbessert das Selbstbewusstsein. Man läuft nicht nur dem Trend nach, sondern lernt zu relativieren.

Durch die Kunst lernt man zunächst seine eigenen Fähigkeiten kennen. Dadurch fördert man die Selbsterkenntnis. Man sieht seine Grenzen und macht Erfahrungen mit Grenzüberschreitungen. Was man noch durch die Kunst erhält, ist eine gewisse Demut vor der Leistung anderer. Das Werk eines anderen zu kritisieren, ist relativ leicht. Aber selbst ein Bild zu malen, das andere auch noch gut finden, das ist schwer. Die Beschäftigung mit der Kunst fördert intuitives Denken. Oft braucht es nur einen kleinen Schubs, diese Wahrnehmung zu aktivieren. Erst durch die Kunst wird einem klar, welche Fähigkeiten in einem stecken. Wie in der Kunst bedarf es auch in der Wirtschaft Entschlossenheit, Persönlichkeit und Know-how. Kunst kann und sollte daher als Managementtraining verstanden und genutzt werden.

Ein Mann, der nie müde wurde, vor den erstaunten Augen seiner Bewunderer immer neue Werke, neue Reichtümer auszugraben, war Pablo Picasso. Er war ein Genie, ein Spieler und Erfinder. In seiner Kunst lebt die Ungeduld des Künstlers nach Verwandlung. Picasso war nicht nur Künstler sondern Techniker und Handwerker, so wie viele, Bildhauer und Künstler, die sich mit Installationen auseinander setzen.

Hier an diesem Punkt ergeben sich die weitere Schnittmengen im geistigen Prozess von der handwerklichen oder industriellen Fertigung und den Kunstschaffenden. Beide unterliegen in ihrer Arbeit vergleichbaren Prinzipien insofern, als sie berufen sind, Dinge oder Werke zu gestalten. Am Ende eines gestalterischen Prozesses steht der Zwang einer Entscheidung, egal welche Wege gegangen, welche Zweifel aus dem Weg geräumt werden müssen. Am Ende steht das Handeln, das Bekennen und Verantworten. Kunst und Wirtschaft müssen abschließen können. Es zählt die Entscheidung – da sind die Gesetze von Kunst und Wirtschaft identisch.

Das Risiko des Handelns ist auf beiden Seiten, das Risiko der Nichtanerkennung und des Versagens. Die Auswirkungen sind ähnlich. Es spricht viel dafür, dass die Risiken für den Künstler sowie Unternehmer die gleichen Auswirkungen haben. Es erfordert Mut und Courage aus dem eigenen Schatten herauszutreten, was übrigens auch die Brutalität gegen sich selbst einschließen muss. So müssen sich Künstler und auch der Mann der Wirtschaft am Ergebnis messen lassen. Von der Sache her vereint sie beide Argwohn und Distanz gegenüber allem Dilettantischen. Diese Gemeinsamkeiten sind bemerkenswert, vor allem vor dem Hintergrund, der sonst so unterschiedlichen Perspektiven von Wirtschaft und Kunst.

Last, but not least. Wirtschaftlicher Erfolg ist selten der Erfolg des Einzelnen, hier ist das Team gefragt, es geht um Multiplikationen, um Serie. Die Kontinuität des Erfolges ist unsicher, der Markt entscheidet über das Produkt. Und genau an diesem Punkt scheiden sich die Geister. Der Künstler ist seiner Seele, seinem Denken, seiner inneren Haltung verpflichtet. Er schafft Werke, die oft nach den Regeln des Marketings nicht verkaufbar sind und gerät somit nicht selten in existenzielle Nöte. Die Ablehnung oder Nichtanerkennung seiner Arbeit trifft den Künstler tief im Inneren. In der Wirtschaft ist dieses Handeln völlig undenkbar. Sie gehorcht den Regeln des Marktes und nicht selten den Verlockungen der materiellen Macht. Dass dies nicht aus der Luft gegriffen ist, belegt die Misere unserer Zeit.

Bildung ohne Bilder bildet nicht

Wie Bilder auf die berufliche Bildung wirken können, und wie man Bildung ins Bild setzen kann, zeigt ein aktuelles Kunstprojekt der „Exzellenten Tagungshotels“, für die Kunst weit mehr ist als die Dekoration repräsentativer Räumlichkeiten. Die 27 Mitgliedshäuser initiierten dieses Kunstprojekt, um deutlich zu machen, dass Kunst personale Kompetenzen erweitern kann, dass sich mit Kunst wirksam Lernprozesse gestalten lassen und dass die Auseinandersetzung mit Kunst die Wahrnehmung schärft, Inspiration und kreative Potenziale fördert sowie von der Betroffenheit zur Selbsterkenntnis führt.

Kürzlich präsentierten Joanna Skurska, Rudi Neuland und Leszek Skurski von der Künstlergruppe „Red Corridor“ im Rahmen einer großen Weiterbildungsmesse 29 hochformatige Bildtafeln, die das komplexe Thema „Berufliche Bildung“ in all seinen Facetten aufzeigen und verschiedene Aspekte des Lernens und Lehrens, der Vermittlung von Wissen, der Teamarbeit, Trainingsmethoden sowie das Kommunizieren mit dem Gegenüber und in der Gruppe darstellen. All dies spielt sich ab an bestimmten ausgewählten Orten der Tagung, an besonderen Stätten der Bildung, in offenen lichten Räumen, in so bezeichneten Oasen des Lernens, in einer bestimmten Atmosphäre, die beides fördern wollen: das Analytische und das Wohlfühlen.

Die sehr guten Resonanzen des Publikums auf die unterschiedlichen bildlichen Darstellungen, die mal gegenständlich, mal abstrakt, mal reduziert und mal expressiv erscheinen, zeigen, dass trotz Finanz- und Wirtschaftskrise die Nützlichkeit der Verbindung „Kunst und Wirtschaft“ erkannt wird.
QUERVERWEIS
Service-Tipp
Kostenloser Test-Aufenthalt in 1a-Tagungshotels
Sind Sie Weiterbildungsverantwortliche(r) oder Organisator/in von Tagungen? Nutzen Sie die Möglichkeit, ein oder mehrere “Exzellente Tagungshotels” in Augenschein zu nehmen. Testen Sie, auch gerne mit Begleitung, an einem Wochenende Ihrer Wahl (nach Absprache mit dem Hotel) die Qualität von exzellenten Lernbedingungen.
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ZUM AUTOR
Über Rudi Neuland
Exzellente-Tagunshotels.de c/o Rudi Neuland Unternehmensberatung
In rund 30 Jahren hat Rudi Neuland seinen Nachnamen zum Markenzeichen für “Produkte lebendigen Lernens" gemacht. In seiner Funktion als geschäftsführender Gesellschafter der Neuland GmbH und des Institut Neuland wurde Rudi Neuland ...
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