VOLLTEXTSUCHE
Fachartikel, 15.11.2007
Perfekte Reden halten
Der Weg zu einem wirkungsvollen Vortrag
Kommunikation und die Bereitschaft zum offenen und fairen Dialog bilden die Eckpfeiler einer von Pluralismus geprägten demokratischen Gesellschaft. Hierzu gehört auch sich zu Wort zu melden, die eigene Meinung zu vertreten und zu diskutieren. Eine besonders wirkungsvolle Form, um Sachverhalte und die eigenen Meinung darzustellen, ist die Rede und der Vortrag – insbesondere, wenn sie (scheinbar) frei erfolgen. Wie Sie perfekte Reden halten, erläutert dieser Beitrag.
Kommunikation und die Bereitschaft zum offenen und fairen Dialog bilden die Eckpfeiler einer von Pluralismus geprägten demokratischen Gesellschaft. Hierzu gehört auch sich zu Wort zu melden, die eigene Meinung zu vertreten und zu diskutieren. Eine besonders wirkungsvolle Form, um Sachverhalte und die eigenen Meinung darzustellen, ist die Rede und der Vortrag – insbesondere, wenn sie (scheinbar) frei erfolgen. Wie Sie perfekte Reden halten, erläutert dieser Beitrag.

Unumstritten ist er nicht, der große Blonde. Demgegenüber unbestritten sind seine Verdienste um die Unterhaltungsbranche. Als charmanter Unterhalter erobert Thomas Gottschalk sein Publikum immer wieder aufs Neue. Als erster Vertreter der leichten Muse wurde er in diesem Jahr mit dem Cicero-Preis ausgezeichnet, einem Preis zur Förderung der Redekultur in Deutschland. Der Rhetorik-Professor Dr. Gert Ueding von der Universität Tübingen und Laudator ehrte Gottschalk als „Artisten, der das komische Fach in seiner ganzen Bandbreite beherrscht - vom Kalauer bis zu jener witzigen Urbanitas, die Cicero rühmte.“ Gottschalk demonstriere, warum Witz und Scherzrede in der Rhetorik von Beginn an eine tragende Rolle spielen: „Neben den Argumenten, Beweisen und Gefühlsgründen ist das Prinzip Delectare, das Prinzip Unterhaltung, unerlässlich für eine überzeugende Rede.“

Der berühmte Staatsmann und Philosoph Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. Chr.) gilt als der bedeutendste römische Redner. Seinen Erfolg verdankte Cicero seiner argumentativen und stilistischen Kunst, mit der er sich dem jeweiligen Auditorium perfekt anzupassen wusste. Was Cicero von Rednern forderte, war eine möglichst schlichte und exakte Sprache. Ein zentraler Erfolgfaktor war für ihn vor allem Übung: „Reden lernt man durch reden“. Die freie Rede und Gegenrede sah er als Grundlage sowohl des privaten Wohls als auch des Gemeinwohls an. Als Praktiker und Theoretiker der Rhetorik ist Cicero ein großes Vorbild, das die Antike der modernen Kommunikationsgesellschaft überliefert hat. Sein literarisches Werk steht im Zentrum der lateinischen Prosa überhaupt – so mancher Schüler kann ein Lied davon singen. Auch ohne Latein-Kenntnisse können Sie folgende Tipps „In 10 Schritten zur perfekten Rede“ nutzen:

1. Schritt: Arbeitstitel wählen

Der Titel Ihres Vortrages weckt die Neugier Ihrer Zuhörer und ist von daher auch ein wirkungsvoller Köder. Je schlagkräftiger er ist, desto größer ist sein Wirkung. Einen guten Titel zu finden, ist aber oftmals gar nicht einfach - besonders, wenn man noch nicht viel Stoff hat. Beschränken Sie sich deshalb am Anfang auf einen Arbeitstitel. Der kongeniale Abschlusstitel kommt dann später.

2. Schritt: Stoffsammlung

Gehen Sie im Rahmen der ersten Stoffsammlung genauso vor wie der Anfänger beim Briefmarkensammeln: Sammeln Sie alles, was Ihnen in die Finger kommt – und zwar wirklich Alles! Werfen Sie nichts weg! Wer weiß, ob Sie es später nicht doch brauchen können? Zur Stoffsammlung bieten unter anderem die folgenden drei Möglichkeiten an:

• Eigene Gedanken und Ideen sammeln
• Recherche in einschlägiger Literatur/im Internet
• Gespräche führen mit Personen, die mit dem Thema vertraut sind

3. Schritt: Vorläufige Gliederung

Ein Griff - und schon beginnt die Sucherei. Georg Thomalla sagt: „Wer seine Sachen in Ordnung hält, ist bloß zu faul zu suchen.“ Auch eine Einstellung! Wenn Sie dagegen anderer Meinung sind und Zeit sparen wollen, sollten Sie auf dieser Stufe Ihrer Vorbereitung Ihr Material ordnen, vorläufig gliedern und in eine bestimmte Reihenfolge bringen. Bei uns herrscht Ordnung! Denn eine erste Gliederung macht durchaus Sinn:

  • Sie gewinnen Übersicht
  • Sie können auswählen
  • Sie befreien sich von Ballast.

4. Schritt: Materialergänzung und erste Ausarbeitung

Gehen Sie an dieser Stelle noch einmal Ihr erstes Gliederungskonzept durch. Sie werden wahrscheinlich Lücken entdecken, die Sie noch schließen müssen. Suchen Sie - mit Ihrem Gliederungskonzept im Kopf - noch einmal gezielt in Fachbüchern, Fachzeitschriften, bei Fachverbänden und Instituten nach dem fehlenden Material. Durchforschen Sie Ihr Leben nach persönlichen Erlebnissen, die Sie zu diesem Thema hatten. Stellen Sie Zusammenhänge her. Fügen Sie Beispiele, Vergleiche, Anekdoten und kleine Geschichten ein. Diskutieren und besprechen Sie Ihr Thema mit Kollegen und Bekannten. Fragen Sie diese gezielt nach deren Meinung.

5. Schritt: Abschließende Gliederung

Jetzt bringen Sie Ihr gesamtes Material in die richtige Reihenfolge. Ist die bisherige Gliederung tatsächlich sinnvoll? Trägt der Umfang der einzelnen Gliederungspunkte ihrer Bedeutung Rechnung? Leisten alle Gliederungspunkte einen Beitrag zum Ziel Ihres Vortrages? Stellen Sie sich auch jetzt wieder Ihr Publikum vor. Was wollen Sie ihm sagen? Worauf möchten Sie hinaus? Achten Sie auf Klarheit und leichte Verständlichkeit, auf den inneren Zusammenhang Ihrer Ideen und auf eine folgerichtige, sinnvolle und damit schlüssige Gedankenentwicklung. Ihr Vortrag ist jetzt inhaltlich abgeschlossen und gegliedert.

6. Schritt: Ein schlagkräftiger Titel

Warum haben wir uns das Formulieren des finalen Titels bis jetzt aufgehoben? Weil wir erst jetzt genau wissen, was die Rede enthält und wie sie aufgebaut ist. Es wird uns jetzt auch leichter fallen, den Titel mit Blick auf den Zuhörer zu formulieren. Vergessen Sie nicht: Der Titel soll Köderwirkung haben. Vorsicht aber: Er sollte nicht marktschreierisch sein und nicht zu hohe Erwartungen wecken.

7. Schritt: Letzte Kontrolle

Etwas zu vollenden heißt auch vordergründig kleine Einzelheiten zu verbessern. Nach einer Woche kreativer Entspannung nehmen Sie jetzt wieder Ihre Unterlagen zur Hand. Überprüfen Sie Ihren Vortrag und stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Habe ich im "Eifer des Gefechtes" einem Sachverhalt zu viel Gewicht beigemessen?
  • Sind andere Inhalte im Gegenzug zu kurz gekommen?
  • Kommen die Kernaussagen deutlich genug herüber?
  • Ist ein roter Faden erkennbar?
  • Ist der Vortrag logisch aufgebaut?
  • Stimmen die Proportionen der einzelnen Abschnitte?
  • Trifft der Vortrag die Interessen des Publikums?
  • Ist die Beweisführung in sich schlüssig?
  • Stimmen die Übergänge?

Sie werden bei der Endkontrolle feststellen, dass dies und jenes doch noch überflüssig oder nebensächlich ist. Streichen Sie es! Wenn Sie schon sehr viel rhetorische Erfahrung haben oder Ihre Zeit extrem knapp ist, dürfen Sie den folgenden Schritt Nr. 8 auslassen und den übernächsten tun. Haben Sie noch nicht so viel Routine, sollten Sie ihn in jedem Fall zum Training nutzen.

8. Schritt: Wörtliche Ausformulierung

Bringen Sie Ihren Vortrag nun auf Papier - Wort für Wort. Sprechen Sie beim Schreiben halblaut vor sich hin. Warum? Weil Sie so am leichtesten über das Papierdeutsch hinwegkommen. Stellen Sie sich dabei vor, wie Ihnen Ihre imaginären Zuhörer beim Schreiben über die Schulter gucken und Sie unablässig mahnen: Eine Rede ist keine Schreibe! Das wortwörtliche Ausformulieren bringt folgende Vorteile:

  • Wenn Sie die Rede aufschreiben, haben Sie genügend Zeit, nach dem treffenden Wort zu suchen. Sie verbessern so Ihren Redestil.
  • Durch die motorische Bewegung des Schreibens prägt sich der Stoff leichter ein.
  • Sie haben eine optimale Zeitkontrolle. Wenn Sie nämlich den wörtlichen Text im richtigen Sprechrhythmus zur Probe laut vorlesen, können Sie ziemlich genau die Zeit stoppen.

9. Schritt: Erstellung eines Manuskripts

Würden Sie es einem Hochseilartisten verübeln, wenn er hoch in der Zirkuskuppel zu seiner Sicherheit mit einem Netz arbeitet? Sicher nicht. Warum sollte er ein unnötiges Risiko eingehen? Genauso wenig verübeln es Ihnen Ihre Zuhörer, wenn Sie mit einem Stichwortmanuskript arbeiten. Auch wenn Sie der Meinung sind, kein Manuskript nötig zu haben, nehmen Sie einen Stichwortzettel mit ans Rednerpult. Denn allein die Gewissheit, einen Rettungsanker dabei zu haben, hilft Ihnen, selbstsicherer zu werden. Sie wissen genau: Mir kann eigentlich gar nichts passieren, auch wenn ich stecken bleibe. Mein Manuskript hilft mir weiter.

10. Schritt: Generalprobe

Ich werde sie nicht vergessen, jene Generalprobe für ein Theaterstück, mit dem wir eine Feier unseres Gymnasiums verschönern wollten. Viele Proben lagen hinter uns. Proben, bei denen wir Spaß hatten. Proben, die uns halfen, immer sicherer zu werden. Aber: Wir hatten immer ohne Publikum geprobt. Und dieses Publikum machte unsere Generalprobe zu einer einzigen Katastrophe. Dabei waren es nur wenige Leute, die uns zuschauten: ein paar Lehrer, einige Schüler, Freunde. Aber allein die Tatsache, dass wir jetzt zum ersten Mal vor - wenn auch nur wenigen - Zuschauern spielten, ließ uns den Text vergessen. Und doch war die Generalprobe letztlich ein Erfolg. Warum? Sie hat uns vorgewarnt. Sie hat uns auf den Ernstfall vorbereitet.

Ohne Vorbereitung kein Ergebnis

Es gibt eine Krankheit, die ist unheimlich weit verbreitet: die „Aufschieberitis“. Es ist, als sei man in Treibsand geraten. Je länger man wartet, je länger man den ersten Schritt hinausschiebt, desto tiefer sinkt man ein. Erkennen Sie, was es für eine Barriere auf dem Weg zu Ihrem Redeerfolg ist, wenn Sie die Vorbereitung immer wieder hinauszögern? Sie geraten immer mehr unter Zeitdruck. Gedanken und Ideen aber lassen Sie nicht im Zeittakt des Fließbandes produzieren. Die Rede muss langsam in Ihnen wachsen. Wenn Sie rechtzeitig mit dem Vorbereiten beginnen, werden Sie etwas Seltsames erleben: Sie werden kein Buch, keine Zeitung, keine Zeitschrift lesen, Sie werden keinen Film anschauen, keine Rundfunksendung hören, ohne dass in Ihrem Gehirn permanent gleichsam ein rotes Lämpchen brennt, das Ihnen signalisiert: Ist hier irgend etwas dabei, das du für deinen Vortrag verwenden kannst?

Kaum eine zweite Fähigkeit hilft schneller, ein positives Image aufzubauen, als die Fähigkeit zur öffentlichen Rede. Zugegeben: In jedem Gespräch ist es wichtig, sich gut darzustellen. Umso wichtiger ist dies jedoch, wenn Sie vor Publikum eine Rede halten sollen. Ohne Vorbereitung kann dies leicht zum Fiasko werden. Es ist noch kein Rhetorik-Meister vom Himmel gefallen. Wenn Sie erkennen, wie wichtig die Vorbereitung ist, können Sie Ihre Wirkung um ein Vielfaches multiplizieren. Damit nutzen Sie die Chance, sich von anderen abzuheben.

ZUM AUTOR
Über Gerhard Reichel
Institut für Rhetorik
In mehr als 30 Jahren hat sich Gerhard Reichel einen exzellenten Ruf als Rhetorik-Trainer erarbeitet. Unternehmer, Politiker und Führungskräfte schätzen das Know-how und die Persönlichkeit des mehrfachen Buchautors und gefragten ...
Institut für Rhetorik
Goethestrasse 1
91301 Forchheim

+49-9191-89501
ZUM AUTOR
Über Oliver Reichel
Institut für Rhetorik
Schon während seines Studiums der Rhetorik, Geschichte und Germanistik begann Oliver Reichel, sich mit Strategien der fairen und respektvollen Kommunikation und Überzeugungspsychologie zu befassen. Nach mehreren Zusatzausbildungen ...
Institut für Rhetorik
Goethestrasse 1
91301 Forchheim

+49-9191-89501
WEITERE ARTIKEL DIESES AUTORS
Erfolgsfaktor Redekunst
Manager, die blutleere Texte herunterrattern, Verkäufer, die sich durch Powerpoint-Präsentationen ... mehr

ANDERE ARTIKEL AUS DIESEM RESSORT
SUCHE
Volltextsuche





Profisuche
Anzeige
PRESSEFORUM MITTELSTAND
Pressedienst
LETZTE UNTERNEHMENSMELDUNGEN
Anzeige
BRANCHENVERZEICHNIS
Branchenverzeichnis
Kostenlose Corporate Showrooms inklusive Pressefach
Kostenloser Online-Dienst mit hochwertigen Corporate Showrooms (Microsites) - jetzt recherchieren und eintragen! Weitere Infos/kostenlos eintragen
EINTRÄGE
PR-DIENSTLEISTERVERZEICHNIS
PR-Dienstleisterverzeichnis
Kostenlos als PR-Agentur/-Dienstleister eintragen
Kostenfreies Verzeichnis für PR-Agenturen und sonstige PR-Dienstleister mit umfangreichen Microsites (inkl. Kunden-Pressefächern). zum PR-Dienstleisterverzeichnis
BUSINESS-SERVICES
© novo per motio KG