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Fachartikel, 28.11.2017
Chancen im Freihandel nutzen
Wie KMU in der Weltwirtschaft zu Playern werden
Der weltweite Freihandel bietet für Unternehmen enormes Potenzial. Doch von der Globalisierung profitierten bislang am meisten multinationale Unternehmen. Dank neuer Technologien aber haben kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mehr denn je die Chance, zu Akteuren der Weltwirtschaft zu werden.
Seit den 1930er Jahren war der Freihandel nie so in Gefahr wie heute. Präsident Donald Trump kippte das transpazifische Handelsabkommen, verspricht, selbiges mit dem nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA zu tun, und ist drauf und dran, den kontraproduktiven Weg der Verhängung von Strafzöllen auf importierte Produkte zu gehen. Parallel bedeutet der Brexit, dass Großbritannien eine Freihandelszone zwischen 28 Ländern verlässt – mit einer unsicheren Zukunftsperspektive.

Während der vergangenen fünfzig Jahre half der Welthandel rund 1,5 Milliarden Menschen aus der Armut, führte zu einem anhaltenden Wirtschaftswachstum, senkte die Verbraucherpreise und förderte Freiheiten – doch wie es aussieht, kommen wir gegenwärtig in eine neue Ära des Protektionismus, in der Regierungen bestrebt sind, Barrieren gegen die Auslandskonkurrenz zu errichten. Glücklicherweise ist Deutschland noch immer die drittgrößte Exportwirtschaft der Welt und die größte Volkswirtschaft in Europa, mit einem großen Handelsüberschuss, hat sich also bislang dieser Abgrenzungstendenz erwehrt. Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigte unlängst künftige Globalisierung gegen die Auffassungen Donald Trumps – in Form einer anderen Vorstellung von Welthandel mit Vorteilen für alle. 

Gleichwohl sahen sich in den letzten Jahren, ungeachtet der Vorteile des weltweiten Handels, jene mit mittleren Einkommen oder ohne fortgeschrittene Kompetenzen mit einer Stagnation ihres Lebensstandards konfrontiert. Zudem zerstören viele der bedeutenden Fortschritte in der Automatisierung die Arbeitsplätze derer, die damit am wenigsten umgehen können. Wer von der Globalisierung offenbar am meisten profitiert, sind multinationale Unternehmen; für KMU – den Wirtschaftsbereich, in dem die meisten Menschen beschäftigt sind – ist es sehr viel schwieriger, internationale Verbindungen aufzubauen. Dies ist wichtig, da KMU 99% aller Unternehmen in der EU darstellen – und das Gros der Weltwirtschaft. Ihnen wird auch zunehmende Bedeutung an der fortdauernden Wettbewerbsfähigkeit Europas insgesamt zugeschrieben. Und auch in der deutschen Wirtschaft haben KMU eine tragende Funktion: Sie verkörpern 62% aller Arbeitnehmer und 82% der Ausbildungsplätze. KMU haben darüber hinaus in ihrer Gesamtheit einen positiven Effekt auf Produktivität und Innovationskraft; in Deutschland investieren KMU doppelt so viel in Forschung und Entwicklung wie größere Unternehmen.

Jedoch stoßen KMU auf Hindernisse beim Zugang zu internationalen Handelschancen und Verträgen mit großen Organisationen. Je kleiner ein deutsches Unternehmen ist, desto unwahrscheinlicher, dass es auf internationaler Handelsebene agiert. Und der Anteil deutscher KMU, die aussagen, dass die Neugewinnung von Kunden ihr größtes Problem darstellt (33%), ist größer als in jedem anderen EU-Land. Zugang zu Informationen und Vertriebswegen sind für KMU ebenfalls Handelshemmnisse; zumal von HSBC im letzten Jahr veröffentlichte Studien nahelegen, dass KMU, die internationale Dienste anbieten,  sich mangels „internationaler Geschäftserfahrung und Wissen“ häufig nicht durchsetzen können.

Kleineren Unternehmen mangelt es außerdem an Ressourcen, um Geschäftsideen zu präsentieren, wenn die Wahrscheinlichkeit erdrückend ist, dass ein größerer Mitbewerber die Aufträge bekommt. Das Ergebnis ist, dass ein großer Teil der weltweiten Honorare für Fachdienstleistungen nach wie vor in erster Linie an die größten Unternehmen gezahlt werden.

Desweiteren sind überalterte Auftragsvergabeverfahren ein entscheidendes Hindernis. Bewerbungen für Ausschreibungen zu erstellen ist äußerst zeitaufwendig: Vielen KMU ist bewusst, dass sie, selbst wenn sie in die engere Wahl kommen, nur eine geringe Chance haben, einen Auftrag an Land zu ziehen. Eine weltweite Studie von Globality stellte fest, dass mehr als ein Viertel der Unternehmen zwischen sechs und zehn Auftragnehmer in die engere Wahl nehmen, was letztlich eine enorme Menge verlorener Zeit für die  Dienstanbieter bedeutet. In einer Kosten-Nutzen-Analyse kommen KMU häufig zu dem Schluss, dass sie in diesen üblichen Ausschreibungsverfahren „Kanonenfutter“ abgeben – und sie daher Zeit und Kosten nicht wert sind.

Wie also sichern sich deutsche KMU einen größeren Anteil am internationalen Geschäft? Technologie liefert eine Teilantwort. Online-Plattformen haben Monopole aufgebrochen und exponieren überteuerte und mittelmäßige Dienstleistungen in verschiedenen Branchen wie Taxis und Hotels über den Einzelhandel bis hin zu Beschäftigungsverhältnissen. Sie haben Marktanteile von großen „Produzenteninteressen“ weggenommen und sie an Einzelpersonen und kleineren Unternehmen weitergereicht. Airbnb ermöglichte dem Normalbürger, ein Zimmer zu mieten und so mit Hotelketten zu konkurrieren. Und Ebay ermöglichte es Millionen von Heimgewerben, ihre Produkte online zu verkaufen und so die Machtansprüche zu umgehen, die lange von den großen Einzelhändlern ausgegangen waren.

Mit Hilfe von Technologie lassen sich deutsche KMU im Bereich professioneller Serviceleistungen – etwa im Marketing oder in der Rechts- und Unternehmensberatung – großen Kunden vorstellen, ohne enorme Investition von Zeit und Ressourcen für die Selbstvermarktung außerhalb ihrer heimischen Komfortzone. Und es ist nun möglich, die klassischen und lästigen Ausschreibungen (ein analoges Verfahren in einer digitalen Welt) mit einer unverwechselbaren digitalisierten Projektdarstellung zu umgehen.

KMU müssen zu „Mikro-Weltkonzernen“ werden – zum ersten Mal Akteure in der Weltwirtschaft – und zu einem Motor für die Schaffung von Arbeitsplätzen in den Industrienationen und Entwicklungsländern. Für große Unternehmen führen Investitionen bei qualifizierten KMU fast immer zu höherer Qualität, niedrigeren Kosten und schnellerer Markteinführung.

Deutsche KMU können sich nicht einfach auf Angela Merkel verlassen, dass sie ihnen die Vorteile von Freihandel erläutert. Vielmehr müssen größere Unternehmen die Technologien annehmen, die zu offenerem und integrativerem Handel führen. Dies wäre die überzeugendste der möglichen Reaktionen auf jene in Deutschland und auf der ganzen Welt, die einen zum Scheitern verurteilten – aber schädlichen – Versuch unternehmen wollen, den Geist der Globalisierung wieder in die Flasche zu bekommen.

Bild: Sebastian Lux  / pixelio.de
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