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Fachartikel, 09.09.2010
Finanzierungshürden
Damoklesschwert Unternehmensfinanzierung
Die Wirtschaftskrise ist für viele Mittelständler längst nicht ausgestanden. Davon zeugen nicht nur die aktuellen Insolvenzzahlen. Eine der größten Hürden ist und bleibt vor allem die Unternehmensfinanzierung.
Die Finanzwirtschaft stockt derzeit noch immer durch ihre eigenen Schwierigkeiten und bremst damit auch den Aufwärtstrend, den die Industrie mit vernünftiger Begleitung durch die Kreditinstitute durchaus schaffen könnte. Es gibt eigentlich keinen Grund dafür, dass der mittelständische Bankensektor die Probleme der Großbanken – die ihre Bilanzsummen herunterfahren müssen – auf die eigene Vergabepolitik überträgt und seine Kreditkosten ebenfalls verteuert. Das macht heute vielen Mittelständlern Probleme. Wenn Mitbewerber schon wieder aufbrechen und etwa in Asien neue Märkte erschließen und die eigene Firma bekommt keine vernünftige Finanzierung der Hausbank für die Expansion, dann hat das erhebliche Nachteile im Wettbewerb.

Der deutsche Mittelstand braucht daher eine flankierende Politik, die das Eigenkapital stärkt. Das ist ja teilweise auch schon eingeleitet, etwa die Thesaurierungsbesteuerung bei Personengesellschaften. Sie kann grundsätzlich einen positiven Beitrag zur Stärkung der Selbstfinanzierung mittelständischer Personengesellschafen leisten. Dieses neue Instrument ermöglicht es den Gesellschaften, im Unternehmen thesaurierte Gewinne – wie Kapitalgesellschaften – mit 28,25 % zu versteuern. Erst bei Auflösung der Rücklage erfolgt eine Nachversteuerung analog zur Dividende mit 25 %. Diese an sich richtige Regelung findet in der Praxis allerdings nur sehr eingeschränkt Anwendung, da sie sehr kompliziert ausgestaltet ist. Zudem hat sie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine sehr nachteilige, die Liquidität belastende Wirkung: Bei Entnahmen muss momentan selbst dann zunächst die Thesaurierungsrücklage – mit Nachversteuerung – aufgelöst werden, wenn im Unternehmen noch bereits nach früherem Recht voll versteuertes Kapital vorhanden ist. Bei dessen Entnahme wäre hingegen keine Nachversteuerung gegeben.

Um die Finanzierungsprobleme im Mittelstand dauerhaft zu lösen, braucht es in Deutschland mehr und vor allem einfach handhabbare steuerliche Anreizsysteme, die eine Thesaurierung fördern. So sollte die Gewinnverwendungsreihenfolge so geändert werden, dass bei Entnahmen zunächst auf bereits voll versteuertes Kapital zurückgegriffen wird und eine Nachversteuerung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten damit vermieden werden kann. Hilfsweise sollte zumindest ein Jahresbetrag von 100.000 Euro im Kalenderjahr im Rahmen der Verwendungsreihenfolge frei disponierbar sein. Ferner sollte die Möglichkeit der Rücknahme des Antrags auf Thesaurierungsbesteuerung auf 3 Jahre ausgeweitet werden.

Um an dem Problem der zu niedrigen Eigenkapitalquoten vieler mittelständischer Betriebe etwas zu ändern, ist vor allem die Bildung von Gewinnrücklagen auf der Grundlage auskömmlicher Gewinne eine Grundvoraussetzung. Wer die Eigenkapitaldecke des Mittelstands in seiner ganzen Breite stärken will, muss letztlich die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Unternehmen bei eigener Leistungsfähigkeit auch ausreichende Gewinne erwirtschaften können. Die Fähigkeit, Rücklagen zu bilden, hängt ganz entscheidend von der Entwicklung der Absatzmärkte, der Entwicklung der Kosten und der Höhe der Steuerlast ab. Derzeit sehen wir aber zum Beispiel beim Handel und in der Nahrungsmittelindustrie ein Absacken der Renditen –eine ungesunde Entwicklung. Profit ist nichts, was verteufelt werden sollte. Denn was deutsche Unternehmen wirklich brauchen, ist eine andere Gewinnsituation. Und das nicht nur in den Top-Branchen, sondern im Unternehmensdurchschnitt. So lange aber jeder meint, er müsse den Anderen unterbieten, geht das nicht. Gewinn zu machen, das geht nicht über Preisdrücken, sondern nur über eine Differenzierung, etwa in der Qualität. Der Kunde muss zu der Überzeugung kommen, dass die Unternehmensleistung einen Wert hat, so dass er dafür einen vernünftigen Preis bezahlt. Leider hat sich diese Überzeugung hierzulande noch nicht so richtig durchgesetzt.

Neben den aus eigener Kraft erwirtschafteten Rücklagen kann aber auch mehr Wagniskapital – oder neudeutsch: Private Equity – seinen Beitrag zur Lösung der Eigenkapital-Probleme leisten. Die Private Equity-Branche befindet sich derzeit im Umbruch – weg von einer „Heuschrecken-Mentalität“, hin zu moderateren Renditeerwartungen, längerfristigen Engagements und Minderheitsbeteiligungen. Die langfristige, nachhaltige Ausrichtung dieses Marktsegments sollte auch von Seiten der Politik gefördert werden. Die Vorteile solcher Beteiligungsformen können nicht nur in der hierdurch ermöglichten Finanzierung liegen, sondern auch im Transfer von Know-how, in der Unterstützung beim Unternehmensmanagement und in der Einbindung in unternehmensrelevante Netzwerke sowie in der Optimierung der Kapitalstruktur. Und das schafft die Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung des Mittelstandes in Deutschland.
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