Sie casten mal wieder auf Teufel komm raus. Ob schauspielern für Schweiger, singen für Bohlen oder modeln mit Klum – die Hoffnung junger Menschen auf eine schnelle Karriere im Scheinwerferlicht ist ungebrochen. Nur so lässt sich erklären, warum sie zu Tausenden vor eine Jury traben, deren einziger Zweck es ist, die Zuschauerquoten zu steigern, indem sie sich gegenseitig mit fiesen Aufgaben und geilen Sprüchen überbieten.
Den Traum vom großen Geld - wer träumt ihn nicht?
Es stimmt traurig, dass junge Menschen für einen kurzen Moment des scheinbaren Ruhms so viel Schmach und Verletzendes erfahren müssen. Dabei verkennen sie, dass Karrieren nicht von einer Stunde auf die andere entstehen, sondern das Ergebnis harter Arbeit und Ausdauer sind. Häufig wird uns von bekannten Persönlichkeiten suggeriert, dass sie wie Phönix aus der Asche gestiegen sind und ihren Erfolg einem einzigen bravourösen Auftritt verdanken. Dem ist nicht so. Roger Federer zum Beispiel hat sein erstes Profi-Tennisturnier mit 17 Jahren bestritten, in aller Munde ist er aber erst seit seinem Wimbledon-Sieg im Jahre 2003, fünf Jahre nach diesem ersten Turnier. Und auch die Beatles sind einige Jahre lang als unbekannte Band durch unzählige Musikkeller getingelt, bevor sie 1962 ihre erste Hitsingle herausbrachten. Stefanie Heinzmann, die seit ihrem sensationellen Sieg bei Stefan Raabs "SSDSDSSWEMUGABRTLAD" im Januar 2008 einem internationalen Publikum bekannt ist oder Christina Stürmer, die dank ihrer Teilnahme an der ORF-Castingshow Starmania zu den populärsten Sängerinnen Österreichs gehört, sind die Ausnahme, nicht die Regel. Beide haben sich Respekt verschafft, indem sie sich nie verbogen hat, um anzukommen und zu gefallen. Sie haben einen klaren Brand, einen Stil mit Ecken und Kanten, sagen, was sie denken und handeln entsprechend, wirken deshalb authentisch und sympathisch. Doch auch auf sie warten lange Jahre intensiver Arbeit, wollen sie nicht im nächsten Moment in der Vergessenheit versinken. Für alle, denen das schnelle Glück nicht hold ist, bleibt also ein dicker Trost: Indem sie ihre Karriere auf ein solides Fundament stellen, sich aus- und weiterbilden und in kleinen Schritten ihrem Ziel näher kommen, haben sie eine echte Chance, letztendlich gross rauszukommen – und das ohne von selbsternannten Titanen beschimpft, angemacht oder ausgelacht zu werden.