(PM) , 18.09.2006 - Bonn/Düsseldorf – Nachtwächter oder Nachtwachen sind vielfältigen Gefahren ausgesetzt. Das berühmte Gemälde „Die Nachtwache“ wurde im Jahr 1642 von dem niederländischen Maler Rembrandt fertiggestellt und hängt heute im Rijksmuseum in Amsterdam. 1975 fiel das Bild einem Säureattentat einer verwirrten Person zum Opfer und wurde stark beschädigt. Die Restauration gelang jedoch sehr gut. Noch dramatischer sind die Folgen in dem dänischen Erfolgsthriller „Nightwatch – Nachtwache“ aus dem Jahr 1994. Ein Student übernimmt den Job des Nachtwächters in der Pathologie eines Krankenhauses, um sein Studium zu finanzieren. Pech, dass gerade ein gruseliger Serienmörder sein Unwesen treibt. Da wäre es doch schön, wenn in Zukunft Roboter die Nachtschicht übernehmen könnten? Eine wirklichkeitsfremde Utopie? Nicht ganz. „Aber bis man mit dem künstlichen Nachtwächter ein Schwätzchen halten kann, wird noch einige Zeit vergehen. Die Forscher gehen von 30 bis 40 Jahren aus“, schreibt die Handelsblatt-Redakteurin
www.handelsblatt.de Susanne Weiss.
Doch im Ernst: Roboter breiten sich in unserem Alltag immer stärker aus. Sie werden in die Alltags- und Arbeitsprozesse integriert. Doch bisher hapert es an der Übertragungstechnik. Um dies zu ändern, arbeiten die Forscher im DFG-geförderten Sonderforschungsbereich (SFB) „Alignmet in Communication“
www.uni-bielefeld.de an der Verbesserung der Mensch-Maschine-Kommunikation. Sprecher ist der Linguist Gert Rickheit, Professor für Psycholinguistik an der Universität Bielefeld. In der Mensch-Maschine-Kommunikation ziehe der Mensch bislang immer den Kürzeren. Seitdem immer mehr Maschinen in Arbeits- und Alltagsprozesse integriert würden, werde das zum Problem und zur Herausforderung für die interdisziplinäre Forschung von Neurowissenschaftlern, Psychologen, Linguisten und Informatikern, so Weiss.
Jens Klemann, Sprecher der Brancheninitiative Voice Business
www.voiceaward.de, die auf den Voice Days
www.voiceday.de jedes Jahr die Leistungen der neuesten Sprachcomputer prämiert, weist darauf hin, dass die Mensch-Maschine Kommunikation bereits heute vieles leisten kann: „Insbesondere in von vornherein fest umrissenen Kommunikationskontexten ist die sprachliche Kommunikation mit der Maschine längst möglich – und wird intensiv genutzt: Vermutlich hat jeder Bundesbürger bereits einmal beispielsweise mit dem Sprachcomputer einer Bank telefoniert und gestaunt, wie einfach es sein kann, sich per Telefon beim Telebanking-Computer Infos zum Kontostand oder zu Wertpapiernotierungen zu holen. Denn die Sprachtechnologie hat in den letzten Jahren aufsehenerregende Fortschritte gemacht, die eine fast schon ‚normale’ Unterhaltung mit der Maschine ermöglichen!“
Das Thema hat Zukunft, da Deutschland bei der Entwicklung von Servicerobotern weltweit einen Spitzenplatz einnimmt. In Bielefeld funktioniere die Schnittstelle Wissenschaft/Wirtschaft hervorragend, so Weiss. Aus dem SFB heraus würden Firmen gegründet. In der laufenden Arbeit kooperiere man zum Beispiel mit der Autoindustrie bei der Entwicklung „menschlicher“ Navigationsgeräte. Die sollten ihre sprachlichen Fähigkeiten verfeinern und sich besser an menschliche kognitive Fähigkeiten anpassen. In Zusammenarbeit mit Honda
www.honda.de bauten die Forscher aus Ostwestfalen einen Laufroboter, der im Haushalt, in Archiven oder Magazinen, im Bergbau, in Kontrolle und Sicherheit arbeiten könne oder Bomben entschärfe.
Die Bielefelder Wissenschaftler wollen die Roboter motorisch und intellektuell verbessern, damit die Maschinen den Mensch besser dienen können und nicht umgekehrt. Dies ist nicht so einfach, denn Muster- und Spracherkennung sind höchst komplizierte Dinge, ganz abgesehen vom Gleichgewichtssinn, für dessen Entwicklung die Menschen „selbst Äonen brauchten“.