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„Saubillig“ taugt nicht als Modell für die Autobranche - NeueNachricht im Gespräch mit der Hannoveraner Autohaus-Mittelstandsberatung ICC (International Car Concept)

(PM) , 08.01.2007 - Von Ansgar Lange NeueNachricht: ICC ist das Kürzel von International Car Concept. ICC ist eine inhabergeführte Autohaus-Mittelstandsberatung. Was hat man sich darunter vorzustellen? Was unterscheidet Sie von anderen Beratungshäusern? Uwe Röhrig: Zu unserem Kundenkreis gehören sowohl Automobilhersteller als auch der Handel. Unser Leistungsspektrum umfasst die individuelle Analyse der Geschäftsprozesse und die anschließende Beratung über das Optimierungspotenzial. Unser Differenzierungsmerkmal ist die Begleitung unserer Kunden in der praktischen Umsetzung der herausgearbeiteten Optimierungsprozesse. Wir sind Spezialisten in der Beratungsbranche und haben gegenüber den Generalisten wie BCG oder McKinsey den Vorteil der Branchenkenntnis und der speziellen Prozesskenntnisse. Bei den Kunden hat hier ein Umdenken eingesetzt. NeueNachricht: Als Unternehmensberatung sind Sie erst seit kurzem am Start. Wo liegen die aktuellen Schwerpunkte Ihrer Arbeit? Was haben Sie vor der Gründung von ICC gemacht? Uwe Röhrig: Ich verfüge über mehr als 30 jährige Erfahrung in der Automobilbranche. Vor der Gründung von ICC Anfang 2006, war ich Geschäftsleiter PKW Deutschland der DaimlerChrysler AG. Grundidee der Firmengründung ist, die langjährige Erfahrung Herstellern und Händlern zur Verfügung zu stellen und dadurch an deren Erfolg mitzuhelfen. Die aktuellen Schwerpunkte unserer Arbeit sind Vertriebsnetzoptimierung, Strategieentwicklung, Marktanalyse, Ressourcen- und Prozessanalysen. NeueNachricht: In den vergangenen Wochen ist sehr viel über die drohende Erhöhung der Mehrwertsteuer gesprochen und geschrieben worden. Hatte das Einfluss auf den Autokauf? Uwe Röhrig: In der Automobilbranche nutzen viele Hersteller die Mehrwertsteuererhöhung für zusätzliche Rabatte. Diese Rabatte aber bringen nicht den gewünschten Erfolg, sondern verunsichern die Kunden. Langfristig aufgebaute Markenwerte werden durch sie nachhaltig beschädigt. Die Mehrheit der Verbraucher ist sich sicher, dass Autos in 2007 teurer werden. Trotzdem schlagen die wenigsten potenziellen Autokäufer noch in diesem Jahr zu. Viele Kaufinteressenten glauben, die Steuererhöhung in 2007 durch Rabatte und Feilschen wettmachen zu können. NeueNachricht: Ihr Unternehmen hat kürzlich eine Studie vorgelegt, über die Tageszeitungen wie Die Welt und die FAZ berichtet haben. Interpretiere ich Sie richtig, dass für Sie der Servicegedanke wichtiger ist als das reine Schielen nach dem Preis? Und was noch wichtiger ist: Verstehen das auch die Automobilhersteller und die Käufer? Provokativ gefragt: Ist „saubillig“ gut für die Autobranche? Uwe Röhrig: Überzogene Rabatte sind kein Wertzeichen und schmälern die notwendigen Gewinne für beide Seiten. Der richtige Preis muss sich nicht allein aus direkt gegebenen Rabatten definieren, er kann auch über Dienstleistungsbausteine, die der Autohandel als kompletten Fächer für die Kundenbindung zur Verfügung hat, eingesetzt werden. Dabei kann sich der Hersteller optimal mit einbringen. Dabei muss die Dienstleistung im Autohaus die Erwartungen der Kunden deutlich übertreffen. Davon profitieren Hersteller, Handel und Kunden. NeueNachricht: Müssen wir uns vom Automarkt Europa oder Amerika langfristig verabschieden? Der Stern schrieb kürzlich, „Wolfsburg oder Posen“ sei nicht mehr die zentrale Frage. Die größten Wachstumsmärkte der Zukunft seien Russland, China und Indien, wo sich der Autoabsatz bald verdopple. In Europa, den USA und Japan lege er nur noch um acht Prozent zu. 2006 sollen die Chinesen ja auch erstmals mehr Autos gebaut haben als die autoverrückten Deutschen. Uwe Röhrig: Die Automobilindustrie sieht sich heute in den westlichen Märkten einem schwierigen Wettbewerbsumfeld gegenüber: Überkapazitäten, Preiskämpfe und sinkende Margen, gesättigte Märkte und steigende Kundenanforderungen. Staaten wie Russland, China und Indien repräsentieren etwa die Hälfte des prognostizierten Pkw Fertigungswachstums über die nächsten zehn Jahre. Probleme für investierende Unternehmen: kulturell nicht einfach zu bewältigende Managementthemen abweichende Rahmenbedingen, wie mangelnder Fortschritt bei der Infrastruktur, unterschiedliches Konsumentenverhalten und bürokratische Hemmnisse. Die Vorteile sind ein vergleichsweise gut ausgebildeter Pool an Arbeitskräften insbesondere im Bereich der Hochschulabsolventen und vergleichsweise geringe Lohnkosten. Voraussetzung für den Erfolg investierender Unternehmen ist ein gut ausgeprägtes Verständnis für die lokalen Begebenheit, ein solides Planungskonzept und eine flexible und zielgerichtete Umsetzung. NeueNachricht: Das Fokusthema unserer Zeitschrift heißt „Die Abzocke-Republik“. Autofahrer fühlen sich oft als die Melkkuh der Nation. Das fängt bei den Knöllchenjägern an und hört bei den Benzinpreisen, hohen Reparaturkosten in der Werkstatt oder Steuern noch lange nicht auf. Ist der Eindruck richtig, dass Autofahrer über Gebühr zur Kasse gebeten werden? Und wo sehen Sie Möglichkeiten, die Kosten für die Pkw-Fahrer zu reduzieren? Uwe Röhrig: Ein Autokauf ist nach dem Hauskauf die zweitgrößte Investition, die ein Kunde tätigt. Der Autohandel ist zum Teil auf die Ansprüche des Kunden nach Wertigkeit innerhalb des Beratungs- und Serviceprozesses nicht vorbereitet. Ich empfehle dem PKW-Fahrer, sich Autohäuser auszusuchen, die sich auf seine Bedürfnisse nach Mobilität einstellen können. Der übertriebene Preisaktionismus, die unkoordinierten Verkaufs- und Serviceaktionen versetzen den Kunden in eine stetige Verunsicherung. Beispielsweise durch Sorglos-Pakete werden Kosten, Risiko und Preisschwankungen für den Kunden kalkulierbar. Finanzierungsangebote verbessern die aktuelle Liquidität und machen monatliche Belastungen überschaubarer. Darüber hinaus gibt es neue Techniken (wie Hybrid, Erdgas, Wasserstoffe), die attraktive Alternativen zur Dieseltechnologie darstellen können. NeueNachricht: Berlin gilt als arm aber sexy. In der Hauptstadt gibt es viel Glamour, Politik und Kultur, doch die Wirtschaft bleibt weg. Wie sieht es denn auf dem Automobilmarkt aus? Sie, Herr Röhrig und Herr Kießwetter, waren ja lange Zeit in Berlin für einen großen deutschen Autokonzern tätig. Haben Sie dort aktuelle Projekte? Uwe Röhrig: Die Analysen von VW haben ergeben, dass VW in Berlin und im Umland noch zulegen kann. Der bundesweite Erfolg soll jetzt auch auf das Marktgebiet Berlin übertragen werden. Das heißt konkret: Die Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge will innerhalb der nächsten drei Jahre auch in der Hauptstadt nachhaltig die Marktführerschaft im Segment der leichten Nutzfahrzeuge erreichen. Wir sind überzeugt davon, dass wir die Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge mittel- bis langfristig in Berlin noch deutlicher als bisher als Premium-Marke positionieren können. Der Wettbewerb im Ballungsraum Berlin ist sehr hoch. Alle Wettbewerber sind dort mit mehreren Händlern und teilweise großen Werks-Niederlassungen vertreten. VW und ICC sehen das als sportliche Herausforderung und wollen mit ihrer Kompetenz kontern, die sich in den überzeugenden bundesweiten Marktdaten für VW Nutzfahrzeuge ausdrückt. Das Interview mit dem ICC-Geschäftsführer Uwe Röhrig führte NeueNachricht-Chefredakteur Ansgar Lange. Es erschien zuerst in der Printausgabe des Magazins (Winterheft 2006).
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