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Die Freiheit nehm’ ich mir – Warum der Staat nicht vom Wettmonopol lassen will

(PM) , 17.01.2007 - Von Nicolaus Gläsner Bonn/Hamburg – Dem englischen Dichter Oscar Wilde verdanken wir einige der glänzendsten Gedanken zum Thema „Versuchung“. So schrieb der Dandy und Exzentriker: „Eine Versuchung wird man nur los, indem man ihr nachgibt. Wer ihr widersteht, dessen Seele wird krank vor Sehnsucht nach dem, was die Seele sich untersagt, vor Verlangen nach dem, was ihre Gesetze zu etwas Abscheulichem und Gesetzlosem macht.“ Das Spiel stellt für viele Menschen eine solche Versuchung dar. Heute ist die Wirklichkeit allerdings etwas prosaischer als zum Beispiel in Fjodor Dostojewskis Roman „Der Spieler“. Seit Monaten gibt es ein Hin und Her in der Frage, ob ein Bürger sich die Freiheit nehmen darf, der eigenen Versuchung nachzugeben. Um noch einmal Wilde zu zitieren: Der deutsche Staat handelte bisher nach der Devise „Ich kann allem widerstehen – nur nicht der Versuchung.“ Denn sein Monopol auf Sportwetten ist äußerst lukrativ. Und da ist die Versuchung einfach zu groß, dass alles so bleibt wie bisher. Wie sehen die Kontrahenten in diesem Duell aus? Die Zeitschrift Brandeins www.brandeins.de liefert eine plastische Beschreibung: Die Gegner zeigen sich gegenseitig ihr Gesicht – auf der einen Seite die Privaten, meist junge Unternehmer, auf der anderen die deutlich ergrauten Vertreter der staatlichen Monopolisten.“ Und die Herren mit den grauen Schläfen haben Macht. „Um die Wettleidenschaft und das Glücksspiel zu kontrollieren und in geordnete Bahnen zu lenken, räumte der Staat den Bundesländern ein Monopol auf den Betrieb von Casinos, Lotterien und auf Sportwetten wie Toto oder Oddset ein. Das Filialnetz der Lotto- und Wettannahmestellen ist dichter als das der Postämter.“ Die Kunden haben nicht so viel von diesem Geschäfts-Geflecht. Denn nur 50 Prozent der Umsätze werden in Form von Gewinnen an die Kunden ausgeschüttet. Angeblich wolle man den suchtgefährdeten Spielern keinen zu großen Anreiz bieten, argumentieren die Betreiber. Dies hindere beispielsweise die ARD nicht daran, die Ziehung der Lottozahlen im Fernsehen zu inszenieren, schreibt das Wirtschaftsmagazin. Ob es dem Staat beim Festhalten an seinem Macht-Monopol wirklich um Sucht und Suchtprävention geht, daran dürfen Zweifel angemeldet werden. „Vor allem, weil die staatlichen Spiel- und Wettanbieter Lotto und Oddset das Problem jahrelang überhaupt nicht zur Kenntnis genommen haben – was darauf hindeuten könnte, dass Suchtprävention bei den Privaten nicht schlechter aufgehoben ist als in den Händen des Staates“, so Brandeins. Das Magazin kommt zu dem Schluss, dass für eine Liberalisierung des Sportwettenmarktes nicht so sehr die Freiheit spricht, sondern die Toleranz. Selbst wenn jemand auf unvernünftige Art und Weise hohe Einsätze verspielt, so sollte man dieses Verhalten tolerieren. FDP-Chef Guido Westerwelle brachte dies auf die Formel: „Sollen bloß, weil einige Probleme mit dem Wetten haben, gleich alle darauf verzichten?“ „Uns geht es gar nicht darum, die negativen Begleiterscheinungen des Wettens zu verschweigen oder unter den Tisch zu kehren“, sagt Reinfried Wiesmayr, Geschäftsführer des Sportwettenanbieters Wettcorner www.wettcorner.com im österreichischen Wels. „Doch es ist ungerecht, nur bei den Wetten ständig von den Gefahren zu sprechen. Die Industrie verkauft schnelle Autos – obwohl man sich mit ihnen zu Tode fahren kann. Die Brauereien machen offensive Werbekampagnen, und bei jedem Schützenfest fließt der Gerstensaft in Strömen – obwohl man natürlich auch zum Trinker werden kann. Es ist nun mal leider so: Jedes Freizeitvergnügen kann sich schädlich auswirken, wenn man über die Stränge schlägt.“ In Deutschland rufe man zu oft nach radikalen Lösungen. Wenn beispielsweise bestimmte Gewaltspiele in der Öffentlichkeit diskutiert würden, dann riefen einige sofort nach einem Verbot sämtlicher Computerspiele. Genauso unsinnig sei es, ein staatliches Monopol mit der Bekämpfung der Spielsucht zu rechtfertigen: „Ein Staatsmonopol hat damit sehr wenig zu tun. Auch bei einer maßvollen Liberalisierung des Marktes sollte es oberstes Ziel der privaten und staatlichen Anbieter sein, durch Aufklärung und Sacharbeit dazu beizutragen, dass die Zahl der Spielsüchtigen möglichst klein gehalten wird.“ Es sei nicht länger tolerabel, dass sich nur der Staat die Freiheit nehmen wolle, mit Wetten Geld zu verdienen.
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