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ARD-Fernsehberichte decken auf: Immer mehr Grüner Punkt-Verpackungsmüll landet in den Restmülltonnen von Städten und Gemeinden statt in Gelben Tonnen und Säcken

(PM) , 05.02.2007 - Von Matthias Schmitz Köln, www.ne-na.de - Seitdem der ehemalige Monopolist Duales System Deutschland (DSD) Wettbewerber zulassen muss und zudem seit 2005 als private GmbH der Private Equity-Gesellschaft KKR Gewinne erwirtschaften muss, häufen sich bundesweit Beschwerden über gelbe Tonnen, die nicht mehr geleert oder ganz abgezogen werden. So landet immer mehr Verpackungsmüll statt in gelben Tonnen des Dualen Systems in den Restmülltonnen von Städten und Gemeinden. Dies berichten das ARD-Morgenmagazin und das WDR-Wirtschaftsmagazin markt. Schuld daran seien Unternehmen, deren Verpackungen in der gelben Tonne landen, aber von diesen nicht bezahlt würden, so das Duale System Deutschland. Wichtiger Grund seien dagegen aus Sicht der Kommunen die aktuellen Verträge über die Erfassung für Leichtverpackungen, die das Duale System mit privaten Entsorgern abschließt. Bestraft werde danach, wer mehr als eine vorgegebene Menge an Verpackungsmüll einsammelt. Mehr Geld bekomme dagegen, wer weniger abliefert, so erklärt Walter Hartwig, Verband kommunaler Entsorger (VKU). Wörtlich sagte er gegenüber der ARD: "Dass das natürlich bei einer insgesamt knappen Kalkulation dazu führt, dass man sich überlegt, ob man wirklich alle Anfahrtsstellen entsorgen muss oder ob man nicht Gründe findet, Tonnen und Säcke stehen zu lassen, ist nahe liegend." Der Grüne Punkt-Müllkonzern DSD verweist auf eine angespannte wirtschaftliche Situation in der haushaltsnahen Sammlung. Dabei erwirtschaftete das DSD nach eigenen Angaben im ersten Jahr nach der Übernahme durch den amerikanischen Investor KKR 146 Millionen Euro Gewinn. Aus Sicht des Verbandes kommunaler Entsorger auch durch Kosteneinsparungen bei der Entsorgung des gelben Mülls. Zu ähnlichen Erkenntnissen gelangt die ARD-Fernsehreportage „Müll-Geschäfte - Der Milliarden-Poker mit Grünem Punkt und Gelbem Sack“: „Der Müll aus der Gelben Tonne ist vom herkömmlichen Hausmüll kaum noch zu unterscheiden. Wie sollte man auch? Vor allem in Großstädten landet immer mehr Hausmüll in den Gelben Säcken und Tonnen. Oft beträgt der Hausmüllanteil, der hier nicht hingehört, über fünfzig Prozent. Mit hohem Kostenaufwand muss er wieder aussortiert und in die Müllverbrennung geschafft werden“, berichtet der ARD-Film. Was da auf unseren Straßen so mächtig aussehe – seien noch nicht einmal fünf Prozent des Hausmüllgewichts. Recycelt werde noch weniger. Die ökologische und finanzielle Gesamtbilanz sei ernüchternd. “Die Ressourcenschonungspotentiale, die tatsächlich umgesetzt werden, die sind marginal. Der Anteil der Kunststoffverpackungen, die tatsächlich vom Dualen System verwertet werden, machen gerade mal ein Promille der Gesamtabfallmenge aus oder 1 Prozent dessen, was sie im Hausmüll tatsächlich haben. Und sie werden insbesondere mit einem hohen Betrag erkauft“, so Hermann Kessler vom Umweltbundesamt. Die Gelbe Tonne wäre nach Expertenmeindung eigentlich überflüssig. So hat Reinhard van Vlodrop, Geschäftsführer der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) die Genehmigung des Kreises und des Landes für einen Großversuch erhalten, Verpackungen direkt aus dem Restmüll zu holen. Doch das DSD wolle seinen Müll nicht hergeben. Es seien noch nicht alle Rahmenbedingungen geklärt, teilt man in der DSD Zentrale in Köln mit. „Das kommt für mich so rüber, als würde man einen weiteren Grund suchen, dieses Thema nicht anzupacken... Aus meiner Sicht sucht DSD weitere Gründe, diesem Vorhaben die Zustimmung zu verweigern und auf Zeit zu spielen“, kritisiert Vlodrop. Das Spiel auf Zeit laufe nach ARD-Recherchen schon seit Jahren. Bisher unter Verschluss gehaltene eigene Filmaufnahmen eines Müllentsorgers aus dem Jahr 2000 würden Versuche zeigen, wonach es schon vor Jahren gelang, alle „Grüne Punkt“-Verpackungen direkt aus dem Hausmüll zu sortieren. „Doch praktisch umgesetzt wurde es nicht. Denn mit einer getrennten Erfassung lässt sich mehr Geld verdienen“, berichtet die ARD-Reportage. Drei Jahre später wurde auf Initiative von Mitarbeitern des Umweltbundesamtes wieder ein Versuch durchgeführt, die DSD-Verpackungen direkt aus dem Hausmüll zu sortieren. Der Versuch findet in einer Anlage statt, die eigentlich nur für „Grüne Punkt“ -Verpackungen ausgelegt ist. „Am zweiten Tag des Versuchs taucht ein führender Mitarbeiter des Dualen Systems in der Anlage auf. Anwesende berichten, bei der Besichtigung der Ergebnisse sei er blass geworden. Denn aus dem Hausmüll wurden mehr Kunst- und Wertstoffe aussortiert als es das DSD mit der gelben Tonne schafft“, so der ARD-Film. Die Stadtreinigung in Kassel will sich nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau von der DSD-Mülltrennung verabschieden. Danach soll der Hausmüll nur noch nach einem Kriterium getrennt werden: Ist er feucht oder ist er trocken? In die Feuchtmülltonne gehören dann die bisherigen "Bioabfälle", aber auch beispielsweise Hygieneartikel wie Babywindeln, die derzeit in die Restmülltonne geworfen werden. Alles Übrige landet im Trockenmüll. Für Glas und Papier soll es weiterhin Container geben. Mit dem Wegfall des Gelben Sacks hätte jeder Haushalt nur noch zwei Tonnen, die regelmäßig geleert werden müssten. Das würde Kosten sparen, erklärt Gerhard Halm, Leiter der Stadtreiniger, gegenüber der Frankfurter Rundschau. Die Kostenbilanz ließe sich weiter verbessern, wenn ein Teil des Feuchtmülls vergärt werden würde. Das dabei gewonnene Biogas, sagt Halm, sei wesentlich besser zu verkaufen als der Kompost des Bioabfalls. Dass der Trockenmüll noch einmal sortiert werden müsste – nach lizenzierten Verpackungen mit dem Grünen Punkt und anderen Produkten – hält er angesichts verbesserter Technologien für unproblematisch. Schließlich enthielten auch die gelben Säcke zu 40 bis 50 Prozent Abfall ohne Grünen Punkt, die wieder herausgefischt werden müssten, erklärt er. „Das System hat aber nur eine Chance, wenn es in der Summe günstiger ist als das bisherige – für den Gebührenzahler ebenso wie für den Verpackungshersteller", so Halm.
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