(PM) , 11.01.2007 - Wir alle sind Lebensmanager, müssen jeden Tag unser eigenes Leben planen und unzählige Herausforderungen annehmen. Managen zu können ist eine Fähigkeit, die einiges voraussetzt, denn es bedeutet, alles zu sehen, abzuwägen, kreativ zu sein, Ideen zu haben und die Entscheidungen aktiv umzusetzen, und nicht zuletzt auch Menschen zu motivieren, uns dabei zu helfen. Es bedeutet organisieren zu können, mehrere Dinge parallel zu bewältigen - das sind alles Dinge, die wir Frauen spielend meistern, bei denen wir sogar zur Höchstleistung auflaufen.
Ist Ihnen etwas aufgefallen? Ich spreche kaum von Problemen, sondern viel lieber von Herausforderungen. Für mich sind Probleme etwas, das zum Leben gehört wie Atmen, Essen, Schlafen. Probleme sind zum Lösen da, an ihnen kann ich wachsen, mich entwickeln, Dinge ausprobieren, etwas Neues lernen, und neue Ideen haben. Diese Sichtweise ist typisch für uns Frauen! Und mit dieser Sichtweise lehnen sie eines ganz entschieden ab: die Opferrolle. Wer Probleme als unverrückbare Tatsachen betrachtet, sich keine Gedanken über deren Lösung macht, "weil es ja sowieso nicht zu ändern ist", der wird im Leben nicht weit kommen. Die Opferrolle einzunehmen und Erfolg zu haben, diese beiden Dinge schließen sich gegenseitig aus. Ideen zu entwickeln, sich auf Neues einzulassen, Dinge auszuprobieren, etwas zu wagen, zu riskieren, das ist die bessere Strategie!
Doch auch kreative Prozesse und deren Umsetzung brauchen ein wenig Struktur. Damit wir alles im Griff behalten, ist ein Konzept sinnvoll und dazu gehört:
• das Problem wahrzunehmen
• das Problem zu benennen
• Alternativen und Visionen zu entwickeln
• Annahmen zu tätigen und diese zu überprüfen
• Lösungsalternativen zu entwickeln
• sich für eine Lösung zu entscheiden
• die Lösung umzusetzen
• den Erfolg zu überprüfen
Das klingt jetzt sehr trocken und fast zu systematisch, ist es aber nicht! Es ist die Zusammenfassung dessen, was einen Problemlösungsprozess ausmacht, ganz egal, ob Sie tagelang darüber nachdenken oder nur ein paar Sekunden brauchen, um die Lage zu checken und eine Strategie zu entwickeln.
Frauen haben einen ganz wichtigen Vorteil. Wir gehen ganzheitlich an die Sache heran und können sämtliche Konsequenzen einer Entscheidung vorab wahrnehmen. Eine gute Problemlösung ist immer langfristig ausgerichtet. Und das ist zum Beispiel für das Überleben vieler Unternehmen im globalen Wettkampf immer wichtiger. Dass sie wegkommen vom Quartalsdenken, das gelenkt ist von den Interessen der "Shareholder", der Aktieneigner. Dass sie zu langfristigen Visionen und Planungen finden, die sich nicht an schnellen (Pseudo-)Erfolgen orientieren, sondern am langsamen Wachstum zum Wohl der Mitarbeiter, der Kunden und der Gesellschaft. Die Wirtschaft konzentriert sich bis heute noch zu sehr auf die schnelle Beute, die weiblich orientierte Wirtschaft denkt in größeren Zusammenhängen, ressourcenschonend und nicht minder orientiert an Wachstum. Aber eben an gesundem Wachstum.
Prozesse kompetent anpassen
Wachstum ist dann gesund, wenn es sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Und an deren Tempo. Wenn die Prozesse nicht nur auf dem Papier festgelegt und dann stur abgearbeitet werden, sondern wenn es möglich ist, einzugreifen, zu verändern, anzupassen, Neues zu berücksichtigen und auch intuitiven Entscheidungen ihren Platz zu geben. Die Fähigkeit, diese Anforderungen zu erkennen und Lösungen zu finden, die eine ganzheitliche Sichtweise darstellen und dann mit Erfolg umzusetzen, zu implementieren, das ist "Prozesskompetenz" - eine Fähigkeit, die wir Frauen, wie so vieles andere in uns tragen, ohne uns dessen wirklich bewusst zu sein.
Prozesskompetenz ist die Fähigkeit, Pläne und Abläufe an die Umstände und Situationen anzupassen und die Komplexität nicht zu verdrängen, sondern zu meistern. Das gelingt uns Frauen deshalb so gut, weil wir alles sehen, offen sind für Neues und keine Angst vor Veränderungen haben, weil wir kreativ sind und es lieben, Ideen zu entwickeln. Prozesskompetenz heißt auch, nicht stur an einmal gefassten Plänen festzuhalten, sondern diese anzupassen, wenn die Lage sich geändert hat. Mutig an die Dinge heranzugehen, ohne in Größenwahn zu verfallen. Und natürlich auch: der Intuition zu vertrauen, dem Bauchgefühl. Auf die innere Stimme zu hören, die Dinge auch noch mal zu überschlafen, wenn wir uns unserer Entscheidungen nicht ganz sicher sind. Der Mann mit den Kindern ein paar Tage allein zu Haus? Für viele Frauen nach wie vor eine Horrorvorstellung, denn sie wissen, was passiert: Es gibt jeden Abend Pizza, die Kids werden nicht rechtzeitig von der Schule abgeholt, die Katze bekommt zu viel, zu wenig oder gar kein Futter und Geschirr, Wäsche und Rechnungen bleiben liegen. Auch in Zeiten der unkomplizierten digitalen und mobilen Kommunikation darf die Chefsekretärin nicht unerwartet ausfallen, denn sonst wird es unweigerlich chaotisch: Der Chef verliert den Überblick über seine Termine, verlegt wichtige Unterlagen, vergisst seinen eigenen Hochzeitstag und kommt nicht an seine Mails, weil er das Passwort nicht mehr weiß. Auch diese Dinge - keineswegs überzeichnet - bekomme ich in meinen Gesprächen mit Frauen ständig zu hören. Männer können (sich) nicht organisieren, ohne die Hilfe von uns Frauen sind sie nur halb so produktiv, können Mögliches nicht von Unmöglichem unterscheiden und sind plötzlich völlig hilflos.
"Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine Frau" - "Hinter jedem Mann steht eine erfolgreiche Managerin" sollte es in leichter Abwandlung lauten! Frauen sind die geborenen Managerinnen, ihr Leben lang tun sie nichts anderes. Sie leiten und führen, organisieren und koordinieren, sie haben die Augen und Ohren überall, behalten den Überblick, entscheiden, improvisieren und sorgen dafür, dass es allen gut geht, dass sich alle wohlfühlen, dass alle vorankommen.
Doch viele Frauen wissen gar nicht, dass das, was sie da tagtäglich leisten, "managen" ist. Das Führen des Haushalts, die Bewältigung eines Halbtags- oder Ganztagsjobs, Weiterbildung, soziale Kontakte - alles das unter einen Hut zu bringen, fällt Frauen nicht immer leicht, aber sie schaffen es, und sie tun es immer professioneller, indem sie sich die Unterstützung Dritter sichern. Die Organisation des Alltags wird mehr und mehr mit Hilfe von Netzwerken und dem "Zukauf" professioneller Dienstleistungen vorgenommen. Frauen engagieren Tagesmutter und Putzhilfen, holen sich Au-pairs ins Haus, die ihnen die täglichen Routine-Belastungen abnehmen, und bestellen die wöchentlichen Lebensmittellieferungen online, anstatt den halben Samstag im Supermarkt zu vergeuden.
Es ist sehr wichtig, dass wir Frauen unsere Management-Fähigkeit endlich als solche wahrnehmen und uns aus dem Hintergrund nach vorne bewegen, dort, wo wir die Verantwortung, die wir ohnehin tragen, auch offen zeigen. Sei es als Mitarbeiterin in einem Unternehmen oder als Frau, die sich selbständig macht und ihre berufliche Existenz in einem Ein-Frau-Unternehmen findet - das vielleicht rasch wächst, weil wir mit unserem Angebot erfolgreich sind.
Frauen führen anders
"Die grundlegende Aufgabe von Führungskräften besteht darin, in den Menschen, die sie führen, positive Gefühle zu wecken. Das geschieht, wenn Führungskräfte Resonanz erzeugen - ein Reservoir an positiven Gefühlen, das das Beste in den Menschen hervorbringt. Die wichtigste Aufgabe einer Führungskraft liegt nach unserer Meinung demnach im Bereich der Emotionen." Mit diesen Worten leitet Daniel Goleman sein Buch "Emotionale Führung" ein, das sich in Fortführung des Themas "Emotionale Intelligenz" der Umsetzung derselben im Management, in der Führung von Teams, von Organisationen, von Unternehmen widmet.
Die Komplexität des Alltags, die Überflutung mit Informationen, die Anhäufung von unstrukturiertem, verteiltem Wissen in den Unternehmen, eine durch technische Entwicklungen unglaublich forcierte Beschleunigung von Prozessen - für die männlich orientierte Wirtschaft eine kaum zu bewältigende Herausforderung.
Konzentration auf das Wesentliche in der täglichen Jagd nach der Beute? Allein die Entscheidung, was denn das Wesentliche nun sei, kann aufgrund der Fülle von Informationen nur schwer getroffen werden. Das Ergebnis: Fehlentscheidungen am laufenden Band, rein orientiert an den Kategorien der "Jäger in der Savanne". Da werden Milliarden in die unsichere Zukunft von Telekom-Technologien investiert (Stichwort UMTS-Lizenzen), um nur ja den "Feinden" das Wasser abzugraben. Firmen werden fusioniert, mit dem Ziel, die Marktmacht zu bündeln. Die wirtschaftliche und militärische Rüstung schreitet unaufhaltsam voran. Gerade in einer so komplexen, so vernetzten, globalisierten Welt sind wir manchmal gezwungen, die Sicht der Dinge zu vereinfachen, um nicht in der Flut der Details zu ertrinken. Doch umso wichtiger ist es, das richtige Maß zu finden und langfristig zu entscheiden. Die Folgen zu vieler kurzsichtigen Fehlentscheidungen in der Wirtschaft führen nicht selten zu Massenentlassungen - gerade in der High-Tech-Branche und in der Finanzwelt. In guten Zeiten werden Menschen scharenweise eingestellt und in schlechten entlassen. Doch die Wirtschaft war schon immer von guten und schlechten Zeiten geprägt, und man sollte meinen, die Verantwortlichen waren auf die Wellenbewegung vorbereitet. Das Paradoxe daran ist aber nun, dass mit dem nächsten wirtschaftlichen Aufschwung dieselben Unternehmen wieder händeringend nach Mitarbeitern suchen und in den Medien laut klagen, dass diese nicht zu finden seien.
Frauen geht es darum, Potenziale zu orten und zu entwickeln, die Kräfte in Teams zu bündeln, zum Wohl der Sache und der damit befassten Menschen. "Weibliche" Prinzipien der Führung werden mehr und mehr als wertvoll wahrgenommen und viele Unternehmen erkennen bereits, dass sie sich etwas Gutes tun, wenn sie mehr Frauen in ihre Führungsriegen aufnehmen, die die Menschen in den Mittelpunkt stellen. Ja, dass das vielleicht die einzige Möglichkeit ist, zu überleben.
In zahlreichen Studien wird die Existenz und Bedeutung der weiblichen Führungsqualitäten untersucht. Eine der interessantesten Untersuchungen dazu wurde von der Münchner Unternehmensberatung "System und Kommunikation" vorgelegt:
Frauen stellen die Aufgabe in den Mittelpunkt - Männer die Rolle, die Position:
Für Männer bedeutet die Übernahme einer Führungsrolle meist einen Bruch in der Berufsbiographie, der Wechsel ins Management bringt oft eine völlig neue Orientierung mit sich, quasi einen neuen Job mit neuen Inhalten und Aufgaben. Frauen dagegen sehen Führung unter ganz anderen Aspekten: Für sie geht es darum, eine Aufgabe möglichst optimal zu erfüllen. Führung hängt immer stark mit den jeweiligen Aufgaben zusammen, ist somit eine Funktion der Aufgabe. Führung ist für Frauen keine "Rolle", die sie erfüllen können, ganz egal, welche Inhalte damit verbunden sind. Während Männer durchaus von einem Vorstandsposten zum nächsten "hoppen", von Branche zu Branche, bleiben Frauen bei ihren Aufgaben und Inhalten und bauen darauf auf. Im Team, mit ihren Mitarbeitern, ausgerichtet auf die Entwicklungsmöglichkeiten des Einzelnen und auf die Sache.
Frauen gestalten ihre Karriere nach Aufgaben - Männer orientieren sich an Aufstiegschancen:
Für Frauen zählt, ob eine Aufgabe interessant, spannend und sinnvoll ist, für Männer ist wichtig, an welcher Stelle der Hierarchie sie sich befinden. Sie fragt sich "was muss getan werden?", er fragt sich "was bringt mir das?". Ausharren in einem uninteressanten aber gutbezahlten Job ist Sache der Frauen nicht, Männer neigen viel mehr zum Aussitzen von Problemen, wenn damit ein Aufstieg auf der Karriereleiter verbunden ist. Frauen möchten eine inhaltlich sinnvolle Arbeit tun, qualitativ etwas erreichen; Männer orientieren sich an Quantitäten und sehen ihre Führungsrolle stark eingebunden in ein Belohnungssystem, wo nach vorne kommt, wer etwas gut gemacht hat. Männer haben daher naturgemäß ein Problem mit flachen Hierarchien, es fehlen ihnen die Anhaltspunkte, wo sie denn nun stehen, wohin sie noch aufsteigen können. Frauen begrüßen flache Hierarchien, weil ihnen die Aufgabe wichtiger ist als die Position.
Frauen stehen mittendrin - Männer stehen oben:
In Unternehmen, die nach dem Prinzip der Pyramide organisiert sind, stehen Frauen selten ganz oben an der Spitze. Im Gegensatz zu den Männern, die alles darauf hinorientieren, so weit wie möglich aufzusteigen, organisieren Frauen sich eher in Teams, in der Mitte, kreisförmig unter Einbeziehung vieler, die miteinander arbeiten. Und nicht nur das, sie suchen gezielt das Gespräch auf allen Hierarchieebenen, während Männer gerne unter sich bleiben, also den Austausch auf der gleichen Ebene bevorzugen. Dieser weibliche Weg fördert die echte Kommunikation in Projektbesprechungen im Gegensatz zum Mechanismus von Anordnen und Berichten, wie es in der klassischen Struktur praktiziert wird.
Frauen planen nicht, sie gestalten Prozesse.
Wandel und Entwicklung wird von männlich geprägten Strukturen eher als Bedrohung und als Unsicherheitsfaktor empfunden. An einmal gefassten Plänen wird festgehalten, auch wenn sich die Umfeldbedingungen geändert haben und eine Neuorientierung dringend nötig wäre. Frauen hingegen passen sich ständig an Kunden- und Marktbedürfnisse an. Sie denken und agieren prozessorientiert, evolutionär und sind extrem flexibel, sich an neue Anforderungen anzupassen - ohne jedoch die ursprünglichen Ziele und Prinzipien aus den Augen zu verlieren.
All diese Verhaltensweisen und Eigenschaften können Männer verunsichern, können ihnen sogar Angst machen. Daran besteht kein Zweifel. Sie können einfach vieles von dem, was wir tun oder wie wir an die Dinge herangehen, nicht verstehen, weil sie einen völlig anderen Blickwinkel haben. Das zu wissen, ist für uns Frauen enorm wichtig, denn nur dann können wir in den Unternehmen mit Vorgesetzten und Mitarbeitern, aber auch als Selbstständige mit unseren männlichen Kunden und nicht zuletzt zu Hause mit unserem Lebenspartner, mit unseren Söhnen und Vätern umgehen - können wir managen.