(PM) , 23.10.2006 - Von Nicolaus Gläsner
Düsseldorf/Nürnberg – Wer mit Anfang 50 arbeitslos wird, bekommt häufig massive Probleme. Schnell gelangt man in die Dauerarbeitslosigkeit, was sich selbstverständlich auch negativ auf die private Vorsorge für den eigenen Ruhestand auswirkt. Doch trotz mahnender Appelle an die Unternehmen, auf die Generation 50 plus zu setzen, ist das Problem in den letzten Jahren nicht entschärft worden. Einen Königsweg, um mehr Ältere in Lohn und Brot zu bringen, gibt es offensichtlich nicht. Nach Einschätzung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
www.iab.de könnten aber befristete Kombilöhne im Niedriglohnbereich durchaus als Einstiegshilfe dienen. Diese müssten sich jedoch auf eng begrenzte Zielgruppen konzentrieren, um die Kosten überschaubar zu machen. Insbesondere die Erwerbschancen Älterer könnten mit Kombilöhnen erhöht werden.
Die Forscher des IAB empfehlen, bei Personen mit anfangs geringer Produktivität mit Arbeitgeberzuschüssen anzusetzen. Dagegen wäre bei einem älteren Arbeitslosen mit relativ hohen Lohnerwartungen eher eine flankierende Einkommenssubvention sinnvoll. Kombilöhne nach dem Gießkannen-Prinzip, die unbefristet und flächendeckend eingeführt würden, seien kontraproduktiv. Das Nürnberger Institut plädiert daher für „passgenaue“ Lösungen, um das Wissen der Fallmanager in den Arbeitsagenturen besser nutzen zu können. Ihnen müsse mehr Flexibilität beim Einsatz von Lohnsubventionen eingeräumt werden. Auf der Grundlage eines umfassenden Profilings des Arbeitslosen und der Kenntnis der regionalen Arbeitsmarktlage könne entschieden werden, ob eine Förderung beim Arbeitgeber, beim Arbeitnehmer oder bei beiden ansetzen soll. Deshalb sei ein flexibel einsetzbares Budget für Lohnsubventionen empfehlenswert.
Ältere sind von Arbeitslosigkeit besonders gefährdet, so die IAB-Studie. Daher biete sich bei dieser Personengruppe der Einsatz von Lohnsubventionen auch besonders an. Allerdings gibt es einen neuen Job meist nur, wenn die älteren Arbeitslosen zu massiven Lohneinbußen bereit sind. Arbeitslose müssten für einen neuen Job in der Regel Einbußen von rund einem Drittel des letzten Lohns vor der Arbeitslosigkeit hinnehmen, schreibt der Tagesspiegel
www.tagesspiegel.de. Das Problem: Ältere Arbeitslose gehen mit vergleichsweise hohen Löhnen in die Arbeitslosigkeit. Während Jüngere im Schnitt um die 2.000 bis 2.500 Euro verdienten, liege das Durchschnittseinkommen vor der Arbeitslosigkeit bei 2.850 Euro. „Die Erwerbs- und damit einhergehenden Perspektivlosigkeit vieler älterer Menschen ist nicht nur ein Problem der Wirtschaft, die angeblich zu wenig Wert auf die Qualifikation dieser Gruppe legt. Mit wohlfeilen Appellen und Programmen der Politik ist es nicht getan. Die Lohnerwartungen der älteren Arbeitnehmer müssen realistischer werden. Und das heißt eindeutig: Diese Leute dürfen nicht verlangen, dass sie zu ihrem alten Gehalt einen neuen Job finden. Dies ist zwar hart, aber leider unumgänglich“, sagt Udo Nadolski, Geschäftsführer des Düsseldorfer Beratungshauses Harvey Nash
www.harveynash.de.
Ähnlich argumentiert auch Ulrich Walwei, geschäftsführender Präsident des IAB. „Einige ältere Arbeitnehmer erwarten deutlich zu viel von einer neuen Stelle – und brauchen zu lange, bis sie ihre Erwartungen korrigieren“, so Walwei gegenüber dem Tagesspiegel. „Wenn sie endlich bereit sind, ihre Ansprüche herunterzuschrauben, sind sie schon so lange ohne Beschäftigung, dass die Langzeitarbeitslosigkeit zum Einstellungshindernis wird.“ Zwar habe mit den Hartz-Reformen der Druck zugenommen, sich schnell um eine neue Stelle zu bemühen. Dennoch hemme die Kluft zwischen den Erwartungen der Arbeitslosen und dem tatsächlich gezahlten Lohn die Beschäftigung Älterer.