Pressemitteilung, 16.03.2006 - 11:59 Uhr
Perspektive Mittelstand
Wirtschaftslage Handwerk, Frühjahr 2006
(PM) , 16.03.2006 - Wirtschaftslage Handwerk, Frühjahr 2006Handwerk setzt sich in BewegungDie aktuelle Geschäftslage beurteilen die knapp 3.600 von Creditreform befragten Handwerksbetriebe deutlich besser als noch im letzten Jahr: 29,1 Prozent vergaben die Noten sehr gut und gut – im Frühjahr 2005 waren es lediglich 20,4 Prozent. Und nur noch 13,4 Prozent urteilen mit mangelhaft oder ungenügend – das entspricht einem Rückgang um 6,6 Prozentpunkte. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen verbesserte sich damit von 0,4 Prozent im letzten Frühjahr auf aktuell 15,7 Prozent. Auch die Umsatzsituation verzeichnet eine klare Verbesserung, allerdings nicht so deutlich wie die Geschäftslage. Mehr als jedes vierte Unternehmen (25,8 Prozent) konnte seinen Umsatz innerhalb des letzten Jahres steigern. Im Frühjahr 2005 waren es nur 20,8 Prozent, die Umsatzsteigerungen verbuchen konnten. Noch immer überwiegt aber die Zahl der Handwerksunternehmen, die Umsatzeinbußen verkraften müssen, auch wenn der Anteil im Jahresverlauf von 35,0 Prozent auf jetzt 27,5 Prozent fiel. Die Saldenkennziffer aus Umsatzsteigerungen und -rückgängen liegt mit minus 1,7 Prozent deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (minus 14,2 Prozent).Probleme zwischen Kosten und PreisenAufgrund der anziehenden Preise für Energie und im Großhandel verbuchten 66,1 Prozent (Vorjahr: 68,1 Prozent) der Unternehmen steigende Bezugspreise. Diese konnten jedoch nur 15,6 Prozent der Handwerker an ihre Kunden weitergeben. Im letzten Jahr waren es noch 18,0 Prozent der Befragten, die ihre Angebotspreise angehoben haben. Allerdings waren nur noch 19,5 Prozent der Unternehmen gezwungen, ihre Angebotspreise zu senken, was einem Rückgang von 5,5 Prozentpunkten im Jahresverlauf entspricht. Die Personalsituation im deutschen Handwerk hat sich im Verlauf des letzten Jahres zwar verbessert, befindet sich aber nach wie vor im roten Bereich: 18,6 Prozent der Befragten haben ihren Personalbestand aufgestockt (Vorjahr: 14,6 Prozent) und 28,7 Prozent mussten sich von Mitarbeitern trennen. Im Frühjahr 2005 waren es noch 35,0 Prozent. Der Saldo der Personalsituation verbesserte sich von minus 20,4 Prozent im letzten Frühjahr auf aktuell minus 10,1 Prozent. Positiv anzumerken ist die deutliche Verbesserung der Personalsituation in Ostdeutschland: 16,6 Prozent der dortigen Unternehmer konnten ihren Personalbestand aufstocken, was einer Zunahme um 5,9 Prozentpunkten entspricht, und nur noch 30,5 Prozent mussten sich von Mitarbeitern trennen – 9,5 Prozentpunkte weniger als 2005.Zukunft in hellerem LichtDie Umsatzerwartungen im deutschen Handwerk sind von Optimismus geprägt: 26,1 Prozent der Befragten rechnen im kommenden halben Jahr mit Umsatzsteigerungen, das sind 7,3 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Mit Umsatzrückgängen rechnen noch 15,8 Prozent der Unternehmer – ein deutlicher Rückgang um 10,8 Prozentpunkte (Vorjahr: 26,6 Prozent). Die Saldenkennziffer der Umsatzerwartungen liegt aktuell bei 10,3 Prozent und damit so hoch wie in den letzten neun Jahren nicht – selbst im Boomjahr 2000 schaffte es der Saldo nur auf 7,8 Prozent. Auch die künftige Preisgestaltung zeigt nach oben: 27,5 Prozent der Handwerker wollen ihre Angebotspreise anheben (Vorjahr: 23,2 Prozent), und nur noch 12,5 Prozent werden sie senken – ein Rückgang um 7,2 Prozentpunkte. Die Gewinnerwartungen im Handwerk sind Anfang 2006 zuversichtlich, für eine positive Saldenentwicklung reicht es indes noch nicht. 22,4 Prozent rechnen mit steigenden Erträgen (Vorjahr: 17,2 Prozent), und 23,4 Prozent befürchten Rückgänge – 9,5 Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr. Der Saldo der Ertragserwartungen steigt von minus 15,7 Prozent im letzten Frühjahr auf aktuell minus 1,0 Prozent. Mitarbeiter werden gebrauchtJedes zehnte befragte Unternehmen (10,9 Prozent) aus dem Handwerk plant die Erweiterung seines Personalbestandes, was einem Zuwachs von 2,4 Prozentpunkten entspricht. Nur noch 15,8 Prozent wollen sich von Mitarbeitern trennen – im letzten Frühjahr waren es noch 23,5 Prozent. Auch die Investitionsbereitschaft im Handwerk verbucht leichte Zuwächse: Konnten im letzten Frühjahr nur 44,4 Prozent Investitionen tätigen, sind es aktuell 2,5 Prozentpunkte mehr. Erfreulich ist insbesondere, dass die konjunktursensiblen Erweiterungsinvestitionen zugelegt haben: Wollten im Frühjahr 2005 noch 34,8 Prozent in die Erweiterung ihres Betriebes investieren, sind es aktuell 35,8 Prozent. Die notwendigen Ersatzinvestitionen nahmen indes leicht um 1,8 Prozentpunkte auf jetzt 64,8 Prozent ab. Rationalisieren wollen 23,0 Prozent der Unternehmer (Vorjahr: 26,0 Prozent). Auch das Investitionsvolumen steigt bei mehr Betrieben als noch vor einem Jahr an: 42,0 Prozent wollen künftig mehr investieren (Vorjahr: 39,1 Prozent), und nur noch 9,6 Prozent planen, ihr Investitionsvolumen zu verringern (Vorjahr: 16,0 Prozent). 34,2 Prozent der Handwerker vergeben gute Noten an ihre Kunden, wenn es um das Zahlungsverhalten geht (Vorjahr: 26,7 Prozent), und nur noch 9,5 Prozent urteilen mit mangelhaft oder ungenügend (Vorjahr: 12,2 Prozent). Die Dauer der Zahlungseingänge hat sich indes nicht auffallend verbessert: Immer noch erhalten 78,6 Prozent der Befragten ihr Geld innerhalb eines Monats, und 0,8 Prozent lassen mehr als drei Monate verstreichen, ehe sie offene Forderungen begleichen (Vorjahr: 0,7 Prozent). Insolvenzen im Handwerk rückläufigForderungsverluste gehören zum Unternehmensalltag, werden aber zum Problem, wenn sie mehr als ein Prozent vom Umsatz ausmachen. Dies trifft auf 21,2 Prozent der befragten Handwerksunternehmen zu, die im vergangenen Jahr Forderungsausfälle in der beschriebenen Größenordnung aufzufangen hatten und entspricht einem Rückgang von 3,9 Prozentpunkten. Am meisten unter hohen Forderungsausfällen zu leiden haben die Betriebe aus dem Bau- und Ausbaugewerk: 28,2 Prozent der Betroffenen dieser Branche mussten Forderungsverluste von mehr als einem Prozent im Verhältnis zum Umsatz hinnehmen. Immerhin sank der Anteil im Jahresverlauf um 2,5 Prozentpunkte. Die Zahl der Insolvenzen im Handwerk nahm im Jahr 2005 leicht um 2,2 Prozent oder 100 betroffene Betriebe ab und wird für das Gesamtjahr mit 4.500 beziffert. Damit zeigt sich, dass der Rückgang der Insolvenzen im Handwerk langsamer voranschreitet als im Gesamtdurchschnitt aller Branchen – in Deutschland insgesamt war ein Rückgang der Unternehmensinsolvenzen um 3,5 Prozent auf insgesamt 37.900 betroffene Betriebe zu verzeichnen. Parallel zur Abnahme der Insolvenzen sanken auch die Forderungsverluste wegen Kundeninsolvenzen der befragten Handwerksbetriebe. Hatten im letzten Jahr noch 51,9 Prozent der Unternehmen Forderungsverluste hinzunehmen, weil ein Kunde Konkurs anmeldete, sind es aktuell nur noch 44,9 Prozent. Die Eigenkapitalquoten im Handwerk sind nach wie vor dürftig: Nur 13,9 Prozent verfügen über eine ausreichende Eigenkapitaldecke von mehr als 30 Prozent im Verhältnis zur Bilanzsumme (Vorjahr: 14,0 Prozent), und 38,4 Prozent (Vorjahr: 39,2 Prozent) sind mit weniger als zehn Prozent haftendem Eigenkapital ausgestattet und damit unterkapitalisiert.Höhere Mehrwertsteuer ist GiftWelche Maßnahmen halten die Unternehmen zur Stärkung des Handwerks für geeignet, und was sind die Hauptursachen der Schwarzarbeit? 34,2 Prozent der Befragten gaben an, die Herabsetzung des Mehrwertsteuersatzes könnte für mehr Stabilität im Handwerk sorgen. Die steuerliche Absetzbarkeit von Handwerkerleistungen im Haushalt befürworten 32,8 Prozent. Eine Abschaffung der Gewerbesteuer ist dagegen nur für 14,8 Prozent der Befragten geeignet zur Konsolidierung des Handwerks, und den Erlass der Erbschaftssteuer bei Weiterführung des Betriebes sieht noch nicht einmal jedes zehnte Unternehmen (9,4 Prozent) als zweckmäßig an. Mehr als die Hälfte (57,8 Prozent) der Handwerksunternehmen in Deutschland hält zu hohe Lohnnebenkosten für die Hauptursache der Schwarzarbeit. Nur 26,0 Prozent machen eine zu hohe Steuerbelastung als Hauptgrund aus und 15,3 Prozent halten die Arbeitsschutzregeln in Deutschland für zu bürokratisch und damit ursächlich für das hohe Aufkommen an Schwarzarbeit. (8.136 Zeichen)Neuss, 16. März 2006