Obwohl sich ein Großteil der Deutschen online auch in Social Media-Kanälen über politische Themen informieren, spielen die Politiker-Präsenzen in Facebook, Twitter, Instagram & Co. bei der politischen Meinungsbildung nur eine untergeordnete Rolle, zeigt eine Bitkom-Umfrage.
Meist nicht authentisch, von PR-Experten betrieben - so bewerten die meisten Deutschen die Social Media-Präsenzen von Politikerinnen und Politikern
Während Stars im Musik- und Filmumfeld wie Lady Gaga und Kim Kardashian sich hunderter Millionen Abonnenten ihrer Posts erfreuen können, und selbst manch Influencer-Star- und Sternchen aus Deutschland immerhin noch hunderttausende Abonnenten ihrer Social Media-Accounts aufweisen, können die meisten Politiker in Deutschland von solch einer Fan-Gemeinde nur träumen. Wie der Digitalverband Bitkom in einer aktuellen repräsentativen Umfrage ermittelt hat, informieren sich zwar rund ein Drittel aller Deutschen (31 %) in sozialen Netzwerken über politische Themen, die Möglichkeit zum gezielten Austausch oder ein Abonnement von Mitteilungen in Social Media-Präsenzen von Politikern in Deutschland nutzen bislang jedoch gerade einmal 15 Prozent.
Häufigster genannter Grund für das fehlende Interesse an Social Media-Präsenzen von Politiker ist eine fehlende Authentizität der dort veröffentlichten Mitteilungen, demnach 76 Prozent das Gefühl haben, dass deren Seiten auf Facebook, Twitter & Co. von PR-Profis betreut würden. Noch mehr zu bedenken geben sollte aber, dass immerhin zwei von drei Befragten (65 %) die Meinung vertraten, dass Politikerinnen und Politiker „sowieso nur lügen“ würden. Und jeder zweite Befragte interessiert sich schlichtweg nicht für entsprechende Social Media-Posts. Ein wesentlicher Grund für dieses Desinteresse dürfte sein, dass mehr als die Hälfte der Befragten (53 %) politische Debatten politische Debatten in sozialen Netzwerken zunehmend als anstrengend empfinden. Zudem erklärte fast ein Drittel 829 %), dass die Politiker-Einzelmeinungen nicht so wichtig seien und letztlich die Linie der Partei entscheiden sei. Aber auch Partei-Accounts in Social Media betreffend ist das Interesse jedoch nur gering: Von hier bezieht bislang nur jede Zehnte (10%) Posts.
„Gerade jüngere Menschen lassen sich über soziale Netzwerke oder Messenger besser erreichen als über die klassische Wahlkreissprechstunde. Dabei erwarten sie eine offene, ehrliche und direkte Kommunikation, nicht nur die Weitergabe von durch Agenturen vorbereiteten Sprechblasen“, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. In diesem Kontext zeigt die Erhebung, dass sich die Mühen gut gepflegter und authentischer Accounts lohnen. So sagten von jenen Befragten, die bereits Social Media-Präsenzen von Politikern folgen, dass sie dadurch deren Beweggründe besser verstehen könnten. Zwei Drittel (67 %) nutzen diese auch, um Kritik zu üben, und fast jeder Zweite (44 %), um sich auszutauschen. Rund die Hälfte der Befragten hat durch diese Vernetzung das Gefühl besser informiert (54 %) oder „näher dran“ zu sein (48 %). Jeder Vierte (25%) findet es einfach unterhaltsam, und 16 Prozent hoffen, auf diesem Weg Einblicke ins Privatleben der Politikerinnen und Politiker zu bekommen.
cs/Bitkom