Kolumne
Wechselbad, 24.03.2009
Perspektive Mittelstand
Weltwirtschaftskrise
Das Positive in den Zeiten des Katastrophismus
Wer Zeitung liest, Nachrichten schaut, Gespräche führt, der empfindet zuweilen Ekel an der „Lust an der Apokalypse“ (Thea Dorn im SPIEGEL). Weltuntergangsstimmung, Weltwirtschaftskrise – kleiner geht es nicht. Und das ist richtig so, denn wir können es uns nicht leisten, die Rezessionsprobleme zu bagatellisieren. Trotzdem: Die realistische Sicht auf das Positive darf nicht vollends verloren gehen.
Ende der 80er Jahre erschien das damals revolutionär einfach geschriebene Managementbuch „Der Ein-Minuten-Manager“. Die Kernbotschaft: „Erwische deine Mitarbeiter dabei, wie sie etwas richtig machen!“ Kurz danach hielt ich eine Rede auf einem Kongress von Kundendienstleitern zum Thema „Servicewüste Deutschland?“. Zur Vorbereitung hatte ich wochenlang ganz bewusst wahrgenommen, wo und wie ich gut bedient worden bin. Unglaublich, wie viel guten Service ich erlebt habe.

Sicherlich haben sich die Mitarbeiter in den Hotels, Tankstellen, Behörden und Geschäften nicht extra für mich angestrengt. Nein: ICH habe den Unterschied gemacht. Ich habe hingeschaut, habe wahrgenommen, Dankeschön gesagt, gelächelt. Ich fand Dutzende von Service-Oasen in der angeblichen Dienstleistungswüste. Und auch in diesen Wochen schaue ich ganz bewusst auf positive Nachrichten.

Ein Film von Rainer-Werner Fassbinder bringt es auf den Punkt: „Angst essen Seele auf“, Angst lähmt. Dies ist wissenschaftlich vielfach belegt. Angst ist keine „deutsche Krankheit“ mehr allein, Angst beherrscht die Welt. Wir brauchen darum vermehrt positive Nachrichten. Wir müssen sie uns selbst suchen und finden. Die Krise ist da, ja. Aber wir brauchen Kraft, körperliche und vor allem seelisch-geistige, um aktiv aus dem Tal herauszukommen.

So hat es gerade dieser Tage besondere Wirkung, wenn Unternehmer und Manager ihre Mitarbeiter dabei erwischen, wie sie etwas richtig machen, und sie loben. Konkret: Der Vertriebsleiter lobt den Verkäufer, der einen Auftrag geholt hat, auch dann, wenn er nicht so groß ausfällt wie ursprünglich erwartet. Der größere Auftrag kommt bestimmt hinterher. Oder: Die Führungskraft ermuntert ihre Mitarbeiter, die den Kunden hervorragenden Service bieten. Wichtig ist immer, auch die positive Seite der Medaille zu sehen.

ZUM KOLUMNIST
Über Dr. Reiner Czichos
Dr. Reiner Czichos ist Experte für professionelles Veränderungsmanagement und Projektmanagement. Er arbeitet seit über 30 Jahren als Trainer, Berater, Moderator, Organisations- und Personalentwickler sowie als Buchautor. Unter dem Motto „Das einzig Stabile ist ...
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