Pressemitteilung, 03.04.2006 - 12:21 Uhr
Perspektive Mittelstand
Von Besseren lernen – Dänemark, Finnland und die Niederlande beschäftigen mehr ältere Arbeitnehmer
(PM) , 03.04.2006 - Bonn/Nürnberg – Bei der Beschäftigung Älterer liegen Dänemark, Finnland und die Niederlande seit den 90er Jahren klar vorn. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) www.iab.de. Diese Erfolge seien weniger durch eine rigorose Einschränkung der Frühverrentung erreicht worden. Vielmehr hätten zahlreiche andere Faktoren wie die demographische Entwicklung oder eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen die Trendwende unterstützt. Entscheidend sei zudem der wirtschaftliche Aufschwung in diesen Ländern gewesen, so die Nürnberger Arbeitsmarktforscher. Er sei der Trendwende bei der Beschäftigung von Älteren vorausgegangen und habe sie zumindest begleitet. „Das IAB legt den Finger in die Wunde: Ohne eine ökonomische Erholung des Landes wird es weder zu neuen Beschäftigungsimpulsen bei den älteren noch bei den jüngeren Arbeitnehmern kommen“, kommentiert Udo Nadolski, Geschäftsführer des Düsseldorfer Beratungshauses Harvey Nash www.harveynash.de, die Ergebnisse der Untersuchung. Diese Feststellung gelte allerdings auch für die Beschäftigungssituation zum Beispiel der Hochschulabsolventen in Deutschland: „Nicht nur das Feuilleton der großen Zeitungen diskutiert in diesen Tagen über die Generation Praktikum. Zwar finden immer noch überdurchschnittlich viele hochqualifizierte junge Menschen nach dem Studium eine Stelle. Doch ist dies längst nicht mehr so selbstverständlich wie vor ein paar Jahren. An einer weiteren Deregulierung des Arbeitsmarktes führt kein Weg vorbei, um wieder mehr Jobs für Junge und Alte zu schaffen. Die früher übliche Arbeitsplatzsicherheit wird es jedoch nicht mehr geben. Der Trend zu zeitlich befristeten Arbeitsverhältnissen lässt sich nicht mehr aufhalten.“ Nach Ansicht des IAB kann man sich bei den Vergleichsländern abschauen, wie die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer vorangebracht werden kann. Nachahmenswert seien die hohe Weiterbildungsbeteiligung im gesamten Erwerbsverlauf in allen drei Ländern, der integrierte Ansatz zur Reduzierung von Arbeitsbelastungen und zur Gesundheitsvorsorge in Finnland und die Lebenslaufregelung in den Niederlanden, die mehr Arbeitszeitflexibilität über den gesamten Lebenslauf hinweg schaffe. Die Lebenslaufregelung ermögliche es den Arbeitnehmern, im Laufe ihres Erwerbslebens steuerlich begünstigt Geld anzusparen, das dann wahlweise zur Finanzierung des Vorruhestandes, aber auch für Erwerbsunterbrechungen aus anderen Gründen wie Weiterbildung, Kindererziehung oder Pflege genutzt werden könne. Die Nürnberger Experten erkennen an, dass in Deutschland durchaus beachtliche Reformanstrengungen unternommen worden seien. So verweist die Studie auf die Verkürzung des Arbeitslosengeld-Anspruchs für Ältere auf maximal 18 Monate. Nachholbedarf bestehe allerdings bei der Förderung der Beschäftigungsfähigkeit Älterer. Hier sei Finnland vorbildlich, da dort seit Mitte der 90er Jahre zahlreiche staatliche und betriebliche Maßnahmen für Ältere im Bereich der Arbeitsorganisation, Gesundheitsvorsorge und Qualifizierung umgesetzt worden seien.