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Fachartikel, 10.06.2009
Vernetzte Welt(en)
Wie eine Stadt zur „Smart City“ wird
Das Innovationsprojekt T-City in Friedrichshafen gibt einen Eindruck davon, welchen Nutzen innovative Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) schon heute für ein Gemeinwesen bieten bzw. welche Chancen und Möglichkeiten eine durchgängige Vernetzung von Bürgern, Institutionen und lokaler Wirtschaft in Zukunft noch eröffnen wird.
Smart City Lösungen wirken mithilfe von IKT-Anwendungen in einem Gemeinwesen. Dabei bleibt zunächst offen, in welchen Bereichen die Anwendungen wirken und welche Änderungen sie auslösen.  Die Voraussetzung für Smart Cities ist immer die Bereitstellung einer schnellen Breitbandinfrastruktur. Auf dieser können Netzbetreiber und Diensteanbieter ihre speziellen Anwendungen realisieren. Aus einer Kommune wird eine Smart City, wenn neue Anwendungen in überdurchschnittlich hohem Maße genutzt werden und die allgemeine Vernetzung steigt. Die Entwicklung zur Smart City ist ein permanenter Prozess und vermutlich zeichnet sich eine Smart City dadurch aus, dass regelmäßig neue Anwendungen getestet werden und aus der Vernetzung neue Lösungen hervorgehen.

T-City schafft innovative Breitbandanwendungen

Das Innovationsprojekt T-City kann als Ansatz zur Realisierung einer Smart City durch ein Private-Public-Partnership (PPP) gesehen werden. In dem Projekt werden zusammen mit Partnern Ideen für neue Breitbandanwendungen entwickelt und die Anwendungen erprobt. In zwei Jahren nach dem Start sind über 30 Einzelprojekte gestartet worden. Da Entwicklung und Erprobung in der Regel längere Zeit beanspruchen, nutzen derzeit etwa 1.000 Personen T-City Projekte.

Neben den Projekten initiiert das Projektteam immer wieder neue Kampagnen und einzelne Aktionen mit begrenzter Laufzeit. Im letzten Jahr war dies etwa der „Hotspot-Sommer“, bei dem in einem Zeitraum von fast drei Monaten über 30 Hotspots im Stadtgebiet kostenfrei genutzt werden konnten, während parallel Informationsveranstaltungen und Aktionen zur mobilen Internetnutzung durchgeführt wurden. Von April bis Juni 2009 hat T-City Zukünftler gesucht. Eine Jury hat am 4. Juni aus 548 Bewerbungen neun Haushalte ausgewählt, die ein Jahr lang modernste Informations- und Kommunikationstechnologie in den eigenen vier Wänden testen dürfen – auch T-City Projekte. Während der Aktion soll insbesondere die durch die IKT-Ausstattung ausgelösten Änderungen im täglichen Leben beobachtet werden. Da die Aktionen irgendwann auslaufen und auch das T-City Projekt selber Anfang 2012 endet, ist die Frage erlaubt, welche nachhaltigen Änderungen durch das Projekt in der Stadt ausgelöst werden?

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Kriterium

Eine nachhaltige Wirkung ist bereits durch den Ausbau der Festnetz- und Mobilfunk-Infrastruktur an sich gegeben. Keine andere Stadt vergleichbarer Größe in Deutschland hat derzeit eine ähnlich „schnelle“ Infrastruktur mit bis zu 50 MBit/s im Festnetz und 7,2 MBit/s im Mobilfunk (jeweils auf der Download-Strecke). Andere Kommunen zahlen den Netzbetreibern sechsstellige Beträge, um auch nur an das „normale“ DSL-Netz mit 16 oder auch 6 MBit/s angeschlossen zu werden. Für Friedrichshafen stellt alleine die Breitband-Infrastruktur einen wesentlichen Standortfaktor dar. Die Bedeutung des Breitband-Zugangs für Unternehmen belegen Umfragen der IHK.

Nach zwei Jahren Projektlaufzeit liegt die Bekanntheit des Projektes bei allen Altersgruppen der Bevölkerung bei über 80 Prozent, bei den Unternehmen sogar bei über 90 Prozent! Damit konnte die Bekanntheit gegenüber den Vorjahreswerten sogar weiter gesteigert werden. Ein Drittel der Befragten erwartet durch T-City eine Steigerung der Lebensqualität in Friedrichshafen, immerhin erwarten fast 30 Prozent auch einen persönlichen Vorteil. Dies trifft in überdurchschnittlicher Weise auf die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen zu, während die älteren Befragten weniger direkte Vorteile für sich erkennen.

Neben den bislang gerade rund 1.000 Nutzern von Einzelprojekt-Lösungen zeigt T-City aber auch bei der Nutzung neuer Medien Auswirkungen. Die Nutzung des Internets und die Durchdringung mit DSL-Anschlüssen in den Haushalten sind stärker gestiegen als in Vergleichsstädten. Offensichtlich zeigen so die Maßnahmen für solche Zielgruppen Wirkung, die sich bislang eher zurückhaltend waren. Die Vernetzung in den Unternehmen ist in Friedrichshafen deutlich gestiegen und liegt bereits über den Vergleichswerten in anderen Städten. Vernetzung ist aber eine Voraussetzung für effizientes Arbeiten und somit für Wettbewerbsfähigkeit. In der Wahrnehmung wird die Nutzung der neuen Medien in hohem Maße auch im privaten Bereich als wichtig und hilfreich für die Verbindung zu Freunden und Bekannten gesehen. Ein Veränderungsprozess ist somit bereits zu beobachten, der möglicherweise durch T-City ausgelöst schneller vonstatten geht als in anderen Kommunen vergleichbarer Größe!

Über die zeitliche Entwicklung ist zu erkennen, dass sowohl die Internet-Nutzung als auch die Zahl der DSL-Anschlüsse signifikant zugenommen haben. Im Frühjahr 2009 nutzen 90 Prozent der Haushalte Internet und 73 Prozent haben einen DSL-Anschluss. Im Hinblick auf die Bedeutung von Breitband für die persönliche und gesellschaftliche Entwicklung ist dieser positiv einzuschätzen. 51 Prozent derjenigen Personen mit Internetzugang im Haushalt nutzen das Internet an sieben Tagen in der Woche, 2007 lag der Vergleichswert noch bei 36 Prozent! Bei den Unternehmen liegt die Durchdringung mit Internet mit 95 Prozent leicht höher als bei den Haushalten, aber auch bei den Unternehmen kann man einen signifikanten Anstieg der DSL-Anschlüsse auf 84 Prozent feststellen. Dies geht allerdings zu Lasten der Anschlüsse über ISDN und Datenfestverbindungen. Gegenüber repräsentativen Vergleichsstädten liegt die DSL-Durchdringung in Friedrichshafen um erstaunliche neun Prozent höher!

Alle Internetanwendungen werden mit zunehmender Intensität genutzt, angeführt von der Informationssuche mit 86 Prozent und Email-Kommunikation mit 85 Prozent. Die signifikanteste Steigerung um neun Prozent gegenüber 2008 ist im Bereich der Online-Unterhaltungsangebote mit 38 Prozent zu beobachten. Im Vergleich zu ähnlich großen Städten fällt die um sechs Prozent höhere Nutzung von Informationsangeboten der Stadt auf und die um sechs Prozent höhere Vernetzung mit anderen! Diese Aspekte gehören immerhin zu den wichtigen Zielen des T-City Projektes!

Auch bei den Unternehmen werden die Internetanwendungen überwiegend intensiver als Anfang 2008 genutzt. Der stärkste Anstieg ist mit neun Prozent bei Telefon- und Video-Konferenzen zu verzeichnen und um sechs Prozent bei der Betriebslogistik. Dagegen werden Datenbankabfragen um 18 Prozent weniger genutzt als im Vorjahr. Auch die Abfragen von Informationen aus Friedrichshafen und Intranet-Nutzungen sind rückläufig. Im Vergleich zu anderen Städten fällt eine um elf Prozent höhere Nutzung auf im Bereich des Kaufs oder der Bestellung von Dienstleistungen sowie um neun Prozent bei Extranet-Anwendungen und immerhin um neun Prozent bei Heimarbeitsplätzen!

Vernetzung ist mehr als eine Verbindung

Die IKT-Nutzung wird von einer Mehrheit der Bevölkerung als Erleichterung im beruflichen Alltag und als wichtiger Beitrag zur Lebensqualität gesehen, die tägliche Nutzung des Internets als unverzichtbar. Alle drei Werte liegen über 50 Prozent und sind im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Bei dieser Einschätzung verwundert es nicht, dass 69 Prozent der Befragten IKT als etwas Selbstverständliches ansehen und fast 60 Prozent als wesentliche Erleichterung bei der Pflege von Kontakten zu Freunden und Bekannten! Auch bei den Unternehmen ist die interne Vernetzung seit 2007 um 17 Prozent auf 61 Prozent gestiegen und liegt damit um sechs Prozent über den Werten in den Vergleichsstädten! Die externe Vernetzung ist im gleichen Zeitraum um zehn Prozent gestiegen. In den Unternehmen wird eine zukünftig weiter steigende Bedeutung der ITK-Technologie von 68 Prozent der Befragten gesehen. In der Betriebsorganisation und im Produkt-Marketing ist die Nutzung von ITK bereits weitgehend selbstverständlich, so dass die Bedeutung gegenüber dem Vorjahr um jeweils etwa zehn Prozent rückläufig ist.

Vernetzung wird in Friedrichshafen auf verschiedenen Ebenen vorangetrieben. Neben institutionalisierten Treffen für Senioren und Aktionen für Jugendliche sind mehrere neue Plattformen für Unternehmen entstanden. Die vier großen Unternehmen am Standort Friedrichshafen haben einen gemeinsamen Steuerkreis gebildet, der sich quartalsweise trifft, sowie einen Arbeitskreis, der neue IKT-Anwendungen für Unternehmen diskutiert und vorantreibt. Das „T-City Partner Netzwerk“ wurde im Herbst 2007 gegründet und besteht mittlerweile aus über 70 Unternehmen und Institutionen. Es dient dem Austausch und als Informationsplattform. Für Unternehmen, die an elektronischen Ausschreibungen teilnehmen wollen, wurde der Arbeitskreis „eVergabe“ gegründet, an dem über 90 Unternehmen mitwirken. Diese verschiedenen Netzwerke sind eine wichtige Voraussetzung für kooperative Projekte zwischen den Unternehmen in der Region und zur Realisierung von „Open Innovation“ Vorhaben, bei dem sich mehrere Unternehmen die Arbeiten (und Ergebnisse) an Neuentwicklungen teilen. Die Hochschulen in Friedrichshafen können an diesem Prozess mit Erfahrung und Know-how mitwirken. Die im Rahmen des T-City Projektes gestarteten Maßnahmen sollten eine Weiterentwicklung der „Innovations-Kultur“ in Friedrichshafen ermöglichen!

Auch in der Vernetzung mit der Verwaltung zeigen sich bereits erste Auswirkungen durch das T-City Projekt, die nachhaltig zu Verbesserungen führen. Die Entscheidung des Gemeinderats für eGovernment im Jahr 2008 und die konsequente Umsetzung in Form von Prozessanalysen und der Entwicklung digitaler Fachverfahren erlaubt in Verbindung mit der Neuplanung des Stadtportals für Mitte 2009 zukünftig manche Verwaltungsvorgänge online oder per Telefon durch zu führen. Medienbruchfreie Arbeit und durchgängige Prozesse schaffen einen Effizienz-Gewinn, der bereits heute eine Verlängerung der Öffnungszeiten im Bürgerbüro ermöglicht. eGovernment ist als ein fortlaufender Prozess über die T-City Projektlaufzeit hinaus zu sehen, dessen Auswirkungen Schritt für Schritt spürbar werden.

T-City beschleunigt den Prozess zur Smart City

So sind bereits heute Veränderungen durch T-City fest zu stellen, die sich über die verbleibende Projektlaufzeit hinweg weiter entwickeln werden. Die Auswirkungen von neuen Lösungen im Bereich des Verkehrs können frühestens 2010 oder 2011 spürbar werden, wenn die bereits seit Anfang 2009 tätige Arbeitsgruppe ein umfassendes, interkommunal angelegtes Verkehrskonzeptes entwickelt und in die Umsetzung gebracht hat. Auch in den anderen Projektfeldern werden weitere Anwendungen hinzukommen, die das Gesamt-Bild abrunden. Es lässt sich allerdings  feststellen, dass T-City mehr ist als die Summe der heutigen und zukünftigen Einzelprojekte! Auch die zeitlich befristeten Aktionen hinterlassen im positiven Sinne Spuren. Die Nutzung des mobilen Internets ist auch Monate nach Ende der „Hotspot-Sommer“ Aktion im September 2008 mehr als doppelt so hoch wie im Zeitraum vorher! Die Durchdringung mit dem Internetfernsehen ist in Friedrichshafen trotz starker Präsenz von Kabelfernsehen deutlich höher wie in anderen mit VDSL ausgebauten Regionen.

So lässt sich erkennen, dass T-City für Friedrichshafen bereits heute messbare Veränderungen gebracht hat, die sich auf die Wirkung der „Basis-Komponenten“ im Projekt zurückführen lassen:

  • moderne und leistungsstarke Infrastruktur
  • Breitbandanwendungen, die gemeinsam mit Partnern realisiert werden
  • Zielgruppenmaßnahmen zur Förderung der Nutzung von IKT-Anwendungen
  • Aktionen, die auf die Möglichkeiten mit neuen Medien aufmerksam machen

Je mehr Unternehmen und Bürger aus Friedrichshafen das Angebot der Innovations-Plattform T-City nutzen, desto mehr lässt sich in der noch verbleibenden Projektlaufzeit erreichen und desto näher kommen wir gemeinsam dem Ziel der vernetzten Stadt mit ausgeprägter Innovations-Kultur! Es gibt zwar keine eindeutigen Kriterien, wann eine Stadt zur Smart City wird, aber mit Sicherheit ist Friedrichshafen durch das T-City Projekt auf dem Weg zur Smart City ein gutes Stück vorangekommen.

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