Kolumne
Wachstumstreiber, 07.10.2009
Perspektive Mittelstand
Unternehmergeist
Tellerwäscher braucht das Land
Die Wirtschaftskrise neigt sich dem Ende. Selbst professionellen Schwarzsehern wie dem Leiter des Münchener Ifo-Institutes Prof. Dr. Sinn gehen allmählich die Argumente aus. Doch in einem sind sich die Auguren einig: Es gibt einen großen Nachholbedarf für die weggebrochenen Aufträge des Jahres 2009, das Wirtschaftswachstum der nächsten Jahre wird mäßig ausfallen.
Die Situation ist ein wenig wie bei Monopoly: „gehe zurück zur Badstraße, ohne über Los zu gehen und die € 4.000 einzustreichen“. Die Wirtschaft befindet sich wieder im Jahr 2002. Der Vorsprung der letzten Jahre, spürbar in Marktanteilen und vor allem Cash-Zuwächsen ist meist wieder dahin. Viele Unternehmen müssen wieder von vorne anfangen.  

Was in dieser Situation nun dringend benötigt wird, ist Gründer-Spirit, Aufbruchstimmung, Biss und Besessenheit. Die Krise hat an vielen Orten und in vielen Unternehmen tiefe Wunden und Narben hinterlassen. Manche vertraute Unternehmen sind nicht mehr da oder wirtschaftlich stark geschwächt. Bisher bestens funktionierende und daher auch bewährte Geschäftsmodelle und Branchenspezialisierungen haben sich als existenziell nachteilig in der Krise erwiesen. Doch es gilt die alte Weisheit: wo viel Schatten ist, muss irgendwo auch Licht sein. Und dort findet sich Platz für überarbeitete und völlig neue Geschäftsmodelle sowie für den Ausbau der Geschäftsbeziehungen zu den Stammkunden und für fundamentale Weichenstellungen in der Neukundenakquisition.

Dr. Andreas Eckert, Vorstandsvorsitzender der Eckert und Ziegler Medizintechnik AG hat den Zustand in einem Interview beschrieben: „Die Deutschen gründen aus der Not, die Amerikaner aus der Kraft heraus.“ Und er setzte noch eines drauf: „Wissen kann sich jeder aus Büchern aneignen, viel wichtiger ist, dass man Biss hat.“ - Vom Tellerwäscher zum Millionär, dieses aktive, besessene, leidenschaftliche und hingebungsvolle Verhalten, dieses unsere Sympathie weckende Hinfallen, Aufstehen und noch härter Arbeiten, genau das brauchen wir jetzt.

Wichtig sind in dieser Phase Unternehmer und Erfolgsbeispiele, die das Zaudern und Jammern der Politik um den finanziellen Scherbenhaufen, auf dem Deutschland sitzt, übertönen, die Aufbruchstimmung verbreiten und mit diesem Enthusiasmus die Politiker in ihren Bann ziehen. Auf diese Weise nehmen sie nicht nur das Heft des Handelns in die Hand, sondern geben auch die Richtung vor.  

Denn nicht die Politik mit ihren auswechselbaren und auf das Verwalten spezialisierten Lichtgestalten darf zum Aushängeschild unseres Landes werden, sondern die Unternehmer. Schließlich wächst in ihrem Umfeld die nächste Generation heran. Die Rahmenbedingungen für dieses Vorhaben sind aufgrund der Prognosen und politischen Weichenstellungen so günstig wie seit langem nicht mehr.

Jetzt sind also mehr denn je „Tellerwäscher“ gefragt. Menschen, die die deutsche Wirtschaft verändern und dafür sorgen, dass die Unternehmen wachsen. Denn nur über die Gesundung der Unternehmen ist es möglich, die Staatsfinanzen zu gesunden. Dabei sind es nicht in erster Linie die Steuern, die von diesen Unternehmen an den Staat bezahlt werden, sondern die Sicherung und Ausdehnung weiterer Arbeitsplätze, die ein höheres Investition- und Konsumvolumen ermöglichen.

Packen wir´s an! Werden wir ein Volk von Tellerwäschern!
ZUM KOLUMNIST
Über Christian Kalkbrenner
Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing und Personal startete Christian Kalkbrenner 1986 seine Karriere als Trainee bei einem mittelständischen Weltmarktführer der Automobilzuliefererindustrie. Dort wurde er zunächst ...
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Christian Kalkbrenner
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