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Fachartikel, 13.12.2011
Streitkultur
Über die Königsdisziplin niveauvollen Streitens
Wer sein „Feind“-Niveau erhöht, löst Konflikte leichter und besser. Über den Nutzen einer von Empathie und Toleranz geprägten Streitkultur und wie wir uns dazu befähigen…

„Liebet eure Feinde“ – heißt es in der Bergpredigt. Die Erkenntnis, dass es gut ist, nicht Gleiches mit Gleichem vergelten zu wollen, ermöglicht es erst, den Teufelskreis von Angriff-Gegenangriff oder Vorwurf-Gegenvorwurf, den wohl jeder aus eigener Erfahrung kennt, zu unterbrechen. Doch das ist leichter gesagt, als getan. Hier einige Beispiele, wie dieses „Liebesgebot“ tatsächlich gelebt werden kann.

1. Sich selbst mehr lieben!

Jeder Mensch hat persönliche Macken und Fehler. Entscheidend ist, die eigenen zu akzeptieren, dann fällt es leichter, nicht an Vorgesetzten, Kollegen, Mitarbeiter und Freunde herumzumäkeln. Die Devise lautet daher: Sich nicht selbst ständig zu kritisieren und zu mahnen, perfekter zu sein. Nobody ist perfect. Wer das kapiert hat, nimmt auch bei seinen „Feinden" dunkle Seiten leichter hin.

2. Papst Johannes XXIII kopieren

Ein Fehler ist es, Konflikte, zum Beispiel mit einem Mitarbeiter, persönlich zu nehmen. Aus einem beherrschbaren Sachproblem wird sonst ein persönlicher Affront. Die Folge: Man fühlt sich gekränkt oder angegriffen. Schnell entsteht der Gedanke, dass der Gegner einem an den Kragen will und alles nur tut, um einen zu schädigen. Besser ist es, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Das deeskaliert Konflikte. Am besten ist es, sich bewusst zu machen, dass ein Konfliktpartner mit seinem Handeln in der Regel in erster Linie persönliche Ziele verfolgt, die mit einem selbst meist nichts zu tun haben.

Was das mit Papst Johannes XXIII zu tun hat? Guiseppe Roncalli, so hieß dieser Papst eigentlich, nahm sich selbst überhaupt nicht wichtig, obwohl er als Oberhaupt der katholischen Kirche Macht und Einfluss hatte. Berühmt wurde er daher auch wegen dieser Aussagen, die viel über seinen Charakter verraten: "Guiseppe, nimm dich nicht so wichtig!" und: "Papst kann jeder werden. Der beste Beweis bin ich.“  Wer sich daran ein Beispiel nimmt und ein wenig die Luft aus dem eigenen Ego rauslässt, entspannt viele Situationen im Handumdrehen.

3. Absichten klären, statt auf negatives Verhalten zu reagieren

Typisch ist es, auf einen Vorwurf eines "Feindes" mit einem Gegenvorwurf zu reagieren, sich selbst zu rechtfertigen oder zu beschwichtigen versuchen. Allerdings trägt dies dazu bei, dass das Konfliktmuster beibehalten wird und ein niveauloser Kampf mit Argumenten oder Rechtfertigungen beginnt.

Wie lässt sich das vermeiden? Indem Absichten geklärt und Bedürfnisse formuliert werden, die der Kontrahent mit seinem Verhalten realisieren möchte. Auf dieser Ebene können sich beide Gesprächspartner annähern und sich im oben beschriebenen Sinne "lieben". Denn beide Seiten erkennen, dass sie im Grunde positive Absichten und meist auch ähnliche Bedürfnisse. Tragfähige Lösungen lassen sich dann leichter finden.

4. Empathisch handeln

Wer seinen Gegner gereizt hat, dass dieser ebenfalls aggressiv reagiert, sollte nicht erneut attackieren. "Segnet die, die euch fluchen", sagt Jesus. „Segnen“ könnte hier heißen, sich einzufühlen in sein Gegenüber. Meist spürt man dann dessen Hilflosigkeit und das Gefühl, verletzt zu sein. Das kennen viele von sich selbst. Dann empfiehlt es sich, dies dem Gesprächspartner mitzuteilen: "Ich spüre, dass Sie sich verletzt fühlen.“ Und dieses gemeinsame Gefühl verbindet, Vorwürfe hingegen trennen.

5. Von Riesen lernen

Ein Riese, wenn es um exzellentes Feindniveau geht, ist Uwe Holmer, der in der ehemaligen DDR als evangelischer Pfarrer tätig war. Der ostdeutsche Staat hatte ihn zum Feind erklärt. Seine zehn Kinder durften nicht studieren, acht Spitzel waren auf ihn angesetzt. Dann fiel die Mauer, und die Pfarrersfamilie nahm für neun Wochen das Ehepaar Honecker bei sich auf, weil der ehemalige Staatsratsvorsitzende bei der Kirche um Asyl gebeten hatte.

Für die meisten, wäre dies eine Gelegenheit gewesen, alte Rechnungen zu begleichen und ihr Feindniveau glatt zu vergessen. Nicht so Uwe Holmer. Er konnte den Machthaber Honecker vom Menschen trennen und sagte: "Wir haben uns gemocht!" Holmer machte seinen Selbstwert nicht abhängig vom Verhalten des Gegners, er blieb dadurch frei und unabhängig in seinem Denken und Handeln. "Das Gefühl des Triumphes wollte ich mir nicht erlauben", so Holmer, der damit bewies, dass er ein Meister in dieser Disziplin ist!

Fazit

Wer es häufiger schafft, auch seine “Feinde” zu lieben, wird sukzessive sein eigenes "Feindniveau" steigern. Und das ist die entscheidende Voraussetzung dafür, Konflikte, die zum (Berufs-)Leben dazugehören und das Salz in der Suppe sind, wirkungsvoll zu lösen.

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Helmut Kraft ist seit 1993 als Management-Trainer und Coach tätig und Inhaber der Firma Kraft-Training. Zu seinen Kunden gehören u. a. Carl Zeiss, Frankfurter Societät, Heine Versand, Intersnack, Maxdata, TÜV Süd, ZF Sachs. ...
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