VOLLTEXTSUCHE
Pressearchiv
NeueNachricht
Pressemitteilung

Schwarzfahrer, Selbstentsorger, sinkende Umsätze: DSD-Müllkonzern sorgt sich um seine Zukunft - Konkurrenten sprechen von durchsichtigem Manöver, um Marktbeherrschung des Grünen Punktes zu relativieren

(PM) , 11.04.2006 - Köln/Frankfurt am Main - Konkurrenten des Grünen Punktes wehren sich gegen den Vorwurf, durch ihre Angebote für die Selbstentsorgung von Verpackungsabfall die haushaltsnahe Entsorgung zu gefährden. Das berichtet die FAZ. „Das Duale System Deutschland jammert, weil es den vom Gesetzgeber gewollten Wettbewerb fürchtet", sagte Jost Vielhaber von der Pegnitzer Firma BellandVision gegenüber der FAZ. Vielhaber betonte, dass es in der Verpackungsverordnung kein „Nämlichkeitsprinzip" gebe, das dazu zwinge, exakt die eigenen Verpackungen zu erfassen und zu verwerten. Erst die Selbstentsorgerangebote hätten den Markt und die Preise in Bewegung gebracht. „Das DSD sieht sich durch die Selbstentsorger und die wachsende Zahl von Lizenzprellern, die sich ganz um die Entsorgungsgebühren drücken, unter massivem Druck“, so die FAZ. Geschäftsführer Stefan Schreiter hatte im Gespräch mit der FAZ vor einem Zusammenbruch des Grünen Punktes gewarnt, sollte es innerhalb von 18 bis 24 Monaten keine neuen gesetzlichen Vorschriften zur Stabilisierung des Systems geben. „Das ist ein durchsichtiges Manöver, um die eigene Marktposition zu verteidigen", sagte Vielhaber. Die gesamte Selbstentsorgungsbranche komme auf einen Anteil von allenfalls fünf Prozent der DSD-Mengen. Ähnlich beurteilt das Thomas Rummler vom Bundesumweltministerium (BMU): „Die Selbstentsorger haben einen derart geringen Anteil, dass dadurch die haushaltsnahe Sammlung nicht aus den Fugen geraten kann“, sagte Rummler beim Würzburger Verpackungsforum. Die Totalverweigerer seien das größte Problem. Es handelt sich um Firmen, die ihre Verpackungen weder bei haushaltsnahen Sammelsystemen noch bei sogenannten Selbstentsorgern anmelden. Bei der Selbstentsorgung, also der Rücknahme der Verpackungen im Laden, können auch mehrere Hersteller und Vertreiber zusammenwirken, um die an sie gestellten Anforderungen für die Rücknahme und Verwertung von Verkaufsverpackungen gemeinsam zu erfüllen. In diesem Fall ist es ausreichend, dass die „Selbstentsorger-Gemeinschaft" insgesamt die Vorgaben der Verordnung erfüllt. Die Schwarzfahrer oder Totalverweigerer konnte man mit der Novelle der Verpackungsverordnung 1998 nicht in den Griff kriegen, so Rummler. Das sei zwar kein neues Phänomen, hier müsse allerdings der Verordnungsgeber die Rechtslage überprüfen. Abfallexperten sehen das ähnlich. "Der Nicht-Pflichterfüller auf Seiten der Verpackungswirtschaft nutzt die technisch-organisatorischen Lösungen anderer mit, jedoch ohne dafür zu bezahlen. Eine klare, von den Behörden nicht abgestellte Wettbewerbsverzerrung", kritisiert Helmut Paschlau von der Münchner Unternehmensberatung "Umweltschutz & Abfallwirtschaft". Der Marktanteil von solchen ökologischen Schwarzfahrern liege nach Expertenschätzungen bei 20 bis 50 Prozent. Der jährliche Einnahmeausfall wird von der Entsorgungswirtschaft mit 500 Millionen Euro beziffert. Rund 1,25 Millionen Tonnen der Leichtverpackungen (Metall-, Verbund- und Kunststoffverpackungen) seien derzeit bei Dualen Systemen angemeldet. 580.000 Tonnen rechne man den "Schwarzfahrern" zu und nur 290.000 Tonnen den Selbstentsorgern. Branchenexperten wundern sich allerdings, warum gerade jetzt so intensiv wieder über Selbstentsorger und Trittbrettfahrer diskutiert werde und entsprechende Statistiken an die Öffentlichkeit gelangen. Dieses Zahlenwerk hätte man schon viel früher vorlegen können. Anscheinend wolle der DSD-Müllkonzern die Marktbeherrschung des Grünen Punktes relativieren, um den Verkauf seines Unternehmens vorzubereiten. "Die werden halt kräftig die Geschäftsfelder abspecken und Marktanteile an Konkurrenten abgeben", spekuliert Hans-Günter Fischer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse). DSD-Chef Schreiter sieht den Marktanteil des Grünen Punkt nur noch bei rund 72 Prozent der Umsätze des Gesamtmarktes. „In den kommenden zwei bis drei Jahren rechne ich mit einem Rückgang auf sechzig Prozent“, sagte Schreiter im Interview mit der FAZ. Kenner des DSD halten diese Zahlen für zu niedrig. „Die Wettbewerber erweitern zwar ihre Marktpotenziale. Bei den Lizenzverträgen ist der Grüne Punkt immer noch der Marktdominator“. Konkurrenten beklagen die kartellrechtlich problematische Preispolitik des DSD, um Kunden zu binden. Die Kölner versuchten, Kunden mit Treueprämien oder Vergünstigungen bei der Stange zu halten oder wiederzugewinnen, heißt es. "Der Leiter der 10. Beschlussabteilung des Bundeskartellamts Franz Heistermann bestätigt auf Anfrage, dass es neue Beschwerden gibt, die das Amt prüft. Die DSD ist bei der haushaltsnahen Entsorgung von Verkaufsverpackungen weiter mit rund 95 Prozent Marktanteil dominierender Anbieter", berichtet die LZ.
DRUCKEN| VERSENDEN | RSS-FEED |
SOCIAL WEB
PRESSEFACH
NeueNachricht
Ettighofferstr. 26a
53123 Bonn
zum Pressefach
Anzeige
PRESSEARCHIV
Anzeige
BUSINESS-SERVICES
© novo per motio KG