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Schluss mit der 90er-Jahre-Denke – Frühverrentungspolitik hat massiven Flurschaden hinterlassen

(PM) , 30.01.2007 - Von Ansgar Lange Bonn/München – Deutsche Firmen gehen völlig unterschiedlich mit dem demographischen Wandel um. Die große Mehrheit der Arbeitgeber hat Probleme mit der Generation 50 plus. Die Zahlen sprechen Bände: Fast ein Drittel der registrierten Arbeitslosen sind älter als 50, bei den Langzeitarbeitslosen liegt der Anteil sogar noch höher. Nach einer Studie des Instituts für Sozialökonomische Strukturanalysen in Berlin (Söstra) www.soestra.de arbeiten in gut 40 Prozent der deutschen Betriebe überhaupt keine Beschäftigten über 50, schreibt die Süddeutsche Zeitung (SZ) www.sueddeutsche.de. Vor allem im Dienstleistungsgewerbe dominieren die Jungen: Rund die Hälfte der Banken, Versicherungen und sonstigen Dienstleister beschäftigen keine Älteren. Die Gründe für die Reserve der Arbeitgeber gegenüber Älteren sind bekannt: „Ältere erwarten in der Regel höhere Einkommen und sind im Durchschnitt zwar nicht öfter, aber länger krank als Jüngere. Die körperliche Belastbarkeit nimmt mit zunehmendem Alter ab.“ Außerdem bemängeln Unternehmen, ältere Mitarbeiter verfügten zwar über Erfahrungswissen und eine gute Arbeitsmoral, doch es mangele ihnen häufig an Flexibilität und Lernbereitschaft. Studien bestätigen, dass die älteren Kollegen oft große Schwierigkeiten haben, „wieder die Schulbank“ zu drücken. Allerdings bekommen sie oft gar keine Weiterbildungsangebote unterbreitet, so Michael Krause von der Duisburger Aröw GmbH www.aroew.de, die Unternehmen zum Thema Age-Management berät: „Man wirft den Älteren vor, dass sie nicht mit modernen Techniken vertraut sind. Aber das liegt auch daran, dass die Firmen jahrelang nichts in Weiterbildungen für Leute über 35 investiert haben.“ Abhilfe schaffen Internetseiten wie www.demotrans.de über Gesundheitsförderung und Weiterbildungsmethoden, die speziell auf Ältere zugeschnitten sind, so die SZ. Die Telekom www.telekom3.de, die eine besonders gravierende Alterung der Belegschaft zu erwarten habe, leiste sich seit einem Jahr einen „Vice President Age Management“, um Gesunderhaltung und Weiterbildung der älteren Mitarbeiter zu fördern. Einige Unternehmen tanzen auch schon jetzt sozusagen aus der Reihe und suchen gezielt nach Älteren. Beispiele sind das BMW-Werk in Leipzig sowie der Fahrzeugteile-Hersteller Brose www.brose.de, der eine Stellenanzeige mit dem Sensationstitel „Senioren gesucht“ schaltete. „Die Mischung macht’s“ lautet die Quintessenz des SZ-Beitrags. Diese These kann auch Udo Nadolski, Geschäftsführer des Düsseldorfer Beratungshauses Harvey Nash www.harveynash.de, bestätigen. „Die Frühverrentungspolitik der neunziger Jahre hat natürlich einen großen Flurschaden hinterlassen“, so Nadolski. „Bei Arbeitnehmern wie Arbeitgebern hat sich ins Hirn eingebrannt, dass ältere Mitarbeiter eigentlich zum alten Eisen gehören. Das ist selbstverständlich völliger Unsinn. Die Frühverrentungspolitik hat jedenfalls die Motivation getötet, länger zu arbeiten. Der Schlüssel liegt in der Stärkung der berufsbegleitenden Weiterbildung. Hier ist nicht der Staat gefragt, sondern hier sind die Unternehmen gefragt, die im eigenen Interesse dafür sorgen sollten, dass sich kein veraltetes Wissen in ihren Firmen breit macht.“
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