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Kolumne
Chefsache Führung, 16.03.2010
Renaissance alter Tugenden
Die harten Hunde sind erfolgreich
Mitarbeiter verlangen nach Orientierung und Sicherheit. In Krisenzeiten umso mehr. Die Zeit der harten Hunde ist wieder gekommen – und das nicht nur im deutschen Fußball. Auch in der deutschen Wirtschaft sind die „Beißer“, die mit klarer Handschrift führen, wieder angesagt.
Nach 57 Wochen das erste Mal wieder Tabellenführer in der Fußball-Bundesliga: Der FC Bayern München hat unter seinem holländischen Trainer Louis van Gaal das geschafft, was dem vor zwei Jahren mit viel Medienrummel verpflichteten Sommermärchen-Klinsi nie gelang. Sicherlich gab es große Anpassungsschwierigkeiten der Spieler: Vom kumpelhaften, stets gute Laune und Spaß vermittelnden Klinsmann zum „General“ van Gaal, der, manchmal grimmig, stets auf Disziplin achtend, den Sonderpriviligen und individuellen Eitelkeiten der Stars ein Ende machte und den beliebten Münchner Luca Toni wegbiss. Aber das große Murren blieb aus. Stattdessen wurde rund um Stars wie Ribery und Robben ein neues, wahres Team geboren, in dem nicht Namen, sondern neben dem System allein die Leistung zählen und der eigentliche Star die Mannschaft selbst ist. Mit Erfolg.

Rückblick: München im Frühjahr 2009. Klinsmann scheitert, Manager Hoeneß reaktiviert seinen langjährigen Freund Heynckes, um wenigstens die Eintrittskarte für das internationale Geschäft zu sichern. Fünf Spiele, 13 Punkte, Ziel erreicht. Und Heynckes hat Blut geleckt. Im Sommer 2009 tritt er die Stelle als Cheftrainer von Bayer Leverkusen an. Er führt das junge Team zum wochenlangen Tabellenführer und Herbstmeister: 24 Spiele ohne Niederlage; neuer Ligarekord. Ortswechsel: Gelsenkirchen: Als Meistermacher und Pokalsieger kommt Felix Magath zum krisengeschüttelten FC Schalke und schafft es innerhalb kürzester Zeit, verwöhnte Stars auf Vordermann zu bringen, junge Talente zu identifizieren, an das harte Geschäft Bundesliga heranzuführen und gleichzeitig Spieler, die Extrawürste und Sonderbehandlung erwarten, kaltzustellen oder weg zu loben.

Da hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Zurück zu den harten Hunden, die klare Ziele vorgeben, Disziplin fordern und Regelverletzungen sofort sanktionieren. Sie verhalten sich manchmal autoritär, manchmal altväterlich, die Spieler nicht vordringlich als erwachsene Partner, als hoch bezahlte leitende Angestellte wahrnehmend, sondern als Erziehungspflichtige, die man mit ein paar freien Stunden belohnt oder mit ein paar Magathschen Trainingmethoden mit Medizin-Bällen bestraft wie Kinder, die es zu führen gilt. Und der Erfolg gibt ihnen Recht.

Und in der Wirtschaft? Auch hier wird verstärkt auf die Erfahrung und Kompetenz der „harten Hunde“ zurückgegriffen bzw. um deren Verbleib im Topmanagement gebuhlt. Ferdinand Piëch ist mit seinen 72 Jahren gerade am Fuße des Olymps angekommen. Peter Löscher kehrt seit über zwei Jahren bei Siemens mit großem Besen und Konsequenz den Schlendrian aus. Auch Jürgen Großmann ist bekannt dafür, seinen Laden RWE mit harter Hand auch in Krisenzeiten erfolgreich auf Kurs zu halten. Und erst jüngst beabsichtigte die Lufthansa, Vorstandschef Mayerhuber über seinen Vertrag hinaus zu beschäftigen. Alles Manager, die durch Klarheit, Konsequenz und Autorität den Mitarbeitern Orientierung und Richtung weisen und so Erfolge feiern.

Dies alles entspricht der Erwartung - und den Wünschen - vieler Mitarbeiter, ganz besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Erwarten doch die Mitarbeiter, dass ihr Chef wieder seinen Job macht. Sie wollen ihren Chef nicht als Duz-Freund, als besser bezahlten Gleichen unter Gleichen. Stattdessen erwarten sie von ihm, dass er seinen Job als Führungskraft macht. Das bedeutet, dass er dafür zu sorgen habt, dass Richtung und Weg klar sind. Dass alle zusammen in fairer Arbeitsaufteilung die Ziele erreichen. Dass er seine Mitarbeiter kennt und Selbstverantwortliche mit herausfordernden Projekten, Vertrauen und langer Leine führt. Die anderen Mitarbeiter mit Disziplin und Kontrolle zur Aufgabenerledigung anhält. Und Schlechtleistung und Fehlverhalten frühzeitig sanktioniert.

Und am 08.Mai 2010 wird ein harter Hund die Meisterschale in der Hand halten - daran habe ich keinen Zweifel.

ZUM KOLUMNIST
Über Roland Jäger
Roland Jäger ist Unternehmensberater, Trainer, Coach und Buchautor. Nach Berufsjahren im Banken- und Finanzwesen arbeitete er im Management einer renommierten Privatbank und in einem bedeutenden Beratungsunternehmen. Seit 2002 ist er Inhaber der rj management ... mehr
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