Pressemitteilung, 18.07.2008 - 17:29 Uhr
Perspektive Mittelstand
Profiling bietet Schulabgängern Orientierung im Job-Dschungel
(PM) , 18.07.2008 - Im Münsterland stehen tausende Jugendliche vor BerufswahlSelbstvergessen kratzt sich Christian mit dem Stift am Kopf. Der Fragebogen, über den der 18jährige Gymnasiast brütet, erfordert ganze Konzentration. Gemeinsam mit zwei weiteren Schülern füllt er den „DISG-Teen-Profil“ aus, ein speziell für Jugendliche überarbeitetes Verfahren zur Persönlichkeitsbeschreibung. Ursprünglich wurde der DISG für die Wirtschaft konzipiert, zur Personalentwicklung und für Neueinstellungen. Hier, beim Tag der Orientierung für Schüler im Haus am Graelbach in Münster, soll er den Jugendlichen helfen, ihr Verhalten zu interpretieren und dadurch Stärken und Neigungen herauszufinden. Im nächsten Schritt ermitteln die Jugendlichen dann durch weitere Tests und ausführliche Gespräche, welche Berufsfelder zu ihrer Persönlichkeit, ihren Interessen und Stärken passen könnten. Mit ihrem Teenager-Profiling möchten Andrea Bornhütter-Kassen und Dr. Barbara Schmidt-Prestin eine Lücke füllen beim „Übergangsmanagement Schule – Beruf“, zu dem es auch in Münster eine ganze Reihe von Projekten und Angeboten gibt. Die meisten richten sich jedoch an Jugendliche, deren Übergang in den Beruf gefährdet ist. Das Teenager-Profiling ist auf Realschüler und Gymnasiasten zugeschnitten. „Von anderen Angeboten zur Berufsorientierung unterscheidet sich das Profiling vor allem dadurch, dass wir nicht vom Arbeitsmarkt, sondern konsequent von den Neigungen der Jugendlichen ausgehen“, erklärt Beraterin und Coach Andrea Bornhütter-Kassen. Für die Jobwahl eindeutig das wichtigste Kriterium, da sind sich die Experten einig. Denn im Berufsalltag wird immer mehr Einsatzbereitschaft und Flexibilität gefordert. Nur wer seine Arbeit gerne macht, der kann später ständig auf Hochtouren fahren.Doch wer ist sich schon mit 17 oder 18 Jahren genau über seine Neigungen und Fähigkeiten im Klaren? „Die wenigsten“, sagt Andreas Pieper vom Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn. „Wenn man den Jugendlichen sagt, dass sie diese oder jene Fähigkeit für einen Beruf benötigen, antworten sie zuerst, das kann ich nicht.“ „Kein Wunder“, findet Dr. Barbara Schmidt-Prestin, selbst Mutter von zwei Kindern, „wie soll man seine persönlichen Stärken genau kennen, wenn man sie in der Praxis noch nicht erprobt hat?“ Die Wahlmöglichkeiten unter 350 Ausbildungsberufen und über 8 000 Studienmöglichkeiten allein in Deutschland verunsichern zusätzlich. Um jungen Menschen die wichtige Entscheidung zu erleichtern, gibt es vor allem im Internet eine Fülle von Berufswahl- und Selbsteinschätzungstests. Obwohl viele dieser Tests seriös und wissenschaftlich fundiert sind, haben sie alle einen wesentlichen Nachteil: Bei den Online-Verfahren sind die Schüler bei der Auswertung allein.„Eigen- und Fremdwahrnehmung müssen aber unbedingt in Gesprächen abgeglichen werden“, betont Andrea Bornhütter-Kassen. Nicht selten sind die Schüler enttäuscht, wenn das Testergebnis so gar nicht ihrem Selbstbild entspricht, oder sich nicht mit den Erwartungen der Familie deckt. Doch gerade unerwartete Ergebnisse bieten auch Chancen. „Jeder hat Stärken, es gibt keine Verlierer, nur Gewinner“, so Dr. Barbara Schmidt-Prestin. „Es geht bei unserem Orientierungstag nicht darum, die beste Uni für einen Prestige-Job herauszufinden, sondern ein Berufsfeld, das einem liegt und Freude macht.“ Da kann manchmal eine Berufsausbildung mit späterer Weiterqualifizierung durchaus sinnvoller sein als ein Hochschulstudium. Das Profiling soll auch einen Denkprozess anstoßen, die eigenen Fähigkeiten zu reflektieren und bei Bedarf flexibel einzusetzen. „Das ist ganz wichtig, weil heute keiner weiß, ob er seinen erlernten Beruf auch noch in zehn oder 20 Jahren ausüben wird.“ Mit ihrem Orientierungstag, der einmal pro Monat in Münster stattfindet, möchten die beiden Initiatorinnen weder Berufsberatung noch Unternehmenspraktikum ersetzten. Im Gegenteil: „Das Profiling ist ein Baustein von vielen bei der Berufswahl, sozusagen das Fundament.“ Alexander, Christian und Michael sind sich einig, ihre Berufswahl nach dem Orientierungstag zielstrebiger angehen zu können. Michael fühlt sich durch den Test in seiner Vorliebe für Mathematik bestätigt und hat dazu eine ganze Reihe von Berufsmöglichkeiten kennen gelernt. Und Christian hat neben neuen beruflichen Perspektiven noch etwas anderes herausgefunden: „Ich muss bei meiner Berufswahl wohl mehr auf mich selber als auf meine Eltern hören.“Weitere Informationen unter www.ponteo.de und 05426-945692 oder 04791-897636.