(PM) , 30.05.2007 - Von Ansgar Lange Bonn/Berlin – „Most people keep their brains between their legs“ – dieser Satz stammt von Morrissey, und er ist wahr. Die moderne Welt ist durchsexualisiert. Komisch nur, dass es einen solchen Mangel an guter erotischer Literatur gibt. Vielleicht schließen sich Denken/Schreiben und Lieben aus. Einen weiteren Beleg für diese These liefert der Roman „Rache an Johnny Fry“ aus der Feder des amerikanischen Krimiautors Walter Mosley. Angeblich ist Mosley der Lieblings-Kriminalautor des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Es mag auch sein, dass der begnadete Medienmensch und Opportunist im Weißen Haus dabei an seine schwarzen Wähler dachte. Cordell Carmel – welch schwachsinniger Name! – heißt der Held in Mosleys Hardcore-Porno und ist wie sein Schöpfer afroamerikanischer Herkunft. Carmel arbeitet als Übersetzer und führt ein eher ereignisloses (Liebes-)Leben. Eines Tages betrachtet er seine langjährige Freundin beim wilden Liebesspiel mit einem äußerst gut bestückten Weißen. Und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Carmel leidet unter einem Phänomen, das man umgangssprachlich wohl als „Dauerständer“ bezeichnen würde. Der Verlag wirbt für das Buch mit dem Satz, hierbei handele es sich um einen provokativen Roman „über obsessive erotische Beziehungen, in denen alle Tabus außer Kraft gesetzt werden“. Na ja, das hört sich ziemlich gewagt an. Nach ungefähr der Hälfte des Buches musste der Rezensent jedoch kapitulieren, weil er unter Phantomschmerzen litt. Ihm tat sein Allerwertester weh, da auf ungefähr jeder dritten Seite Analverkehrt stattfindet – mit oder ohne Dildo. Die Geschmäcker des Leute sind bekanntlich verschieden – die literarischen wie die erotischen. Wer Popo-Pornos mag, sollte zugreifen. Ich gehöre nicht dazu. Doch wie gesagte: Gute erotische Bücher sind selten. Insofern bietet Walter Mosleys Rache am Leser, ähm, an Johnny Fry keine Ausnahme. Walter Mosley: Rache an Johnny Fry. Berlin Verlag Bloomsbury: Berlin 2007. 320 Seiten. 22 Euro. ISBN –13:0783-8270-0690-5