(PM) , 15.12.2006 - Bonn – „Wer wird schon gerne abgezockt? Gerade in der Vorweihnachtszeit kann man das gar nicht gebrauchen, denn in den Wochen vor dem 24. Dezember braucht man jeden Groschen. Zum Beispiel, um der holden Gattin ein Navigationssystem fürs Auto zu schenken“, schreibt NeueNachricht-Chefredakteur
www.neue-nachricht.de Ansgar Lange in der Winterausgabe des Bonner Wirtschaftsmagazins. Der Romantikfaktor sei so garantiert: „Schatz, Du hast doch immer solche Probleme mit der Straßenkarte. Und rechts und links kannst Du auch nicht unterscheiden.“ Auf jeden Fall waren diese elektronischen Assistenten der Renner im vorweihnachtlichen Geschäft. Lange warnt: „Doch auch diese Technik hat ihre Tücken. So wurde blindes Vertrauen in ihr Navigationssystem zwei britischen Krankenwagenfahrern zum Verhängnis. Sie brauchten sieben Stunden, bis sie ihren Patienten in der richtigen Klinik abgeliefert hatten. Eigentlich sollte die Fahrt nur 20 Minuten dauern.“
Das Gesundheitssystem auf der Insel sei bekanntlich nicht unfehlbar, fährt der Bonner Publizist fort. Unfehlbar sei nur der Papst – und die „Gebühreneinzugszentrale der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik Deutschland“, liebevoll auch „GEZ“ genannt. Lange schildert einen persönlichen Fall: „Vor kurzem trudelte in unser Büro eine neue Aufforderung dieses Vereins ins Haus: ‚Rundfunkgebühren! Anmelden ist Pflicht!’ Angeblich hätten wir auf irgendein Schreiben nicht reagiert. Garniert wurde das Ganze mit dem freundlichen Hinweis, im Carl Schmittschen Ernstfall müssten wir mit einem Bußgeld von bis zu 1.000 Euro rechnen. Leider war das Schreiben völlig falsch adressiert. Und in solchen Situationen gibt man sich auch mal gern ganz korrekt und beharrt auf der richtigen Anschrift, bevor überhaupt irgendwas geschieht. So ein falsches Anschreiben kann ja nicht ordentlich abgeheftet werden...“
In Schweden musste sogar eine Ministerin der neuen konservativen Regierung nach kurzer Zeit zurücktreten, weil herauskam, dass sie 16 Jahre lang keine Rundfunkgebühren bezahlt hatte. „Ich erinnere mich noch gut an einen Fernsehbericht der Öffentlich-Rechtlichen, in dem über diesen Vorfall berichtet wurde, als handele es sich mindestens um ein so schweres Vergehen wie Kinderpornographie“, so Lange. „Am Ende vermerkte der Journalist dann voller Genugtuung, als Reaktion auf den Skandal hätten sich jetzt ganz viele Schweden bei der Gebühreneinzugszentrale angemeldet. Sonst hätte auch Kommissar Beck gegen sie ermittelt. Nur am Rande sei die Frage gestattet, ob die GEZ-Gebühren dazu gedacht sind, Harald Schmidts Arbeitsverweigerung – auch ‚Harald Schmidt Show’ genannt – zu bezahlen? Der Mann traut sich ja nach eigenem Bekunden noch nicht mal mehr, Witze über radikale Islamisten zu machen. Zahlen wir Gebühren, um am Wochenende nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, also Florian Silbereisen, einem Degeto-Film, einer Krimiwiederholung oder einem Rosamunde-Pilcher-Inga-Lindström-Geschleim zu haben? Gute und informative Sendungen verschieben ARDZDF ja gern nach Mitternacht, wenn Otto Normalverbraucher längst die Sexy Sport Clips auf DSF oder debile Raterunden bei Neun Live schaut.“
NeueNachricht bringt in diesem Heft einige Beispiele für so genannte „Abzocke“. Es geht um Knöllchenjäger, GEZ-Opfer, den „kölschen Klüngel“ und andere schöne Dinge. Abmahnen ist beispielsweise zu einer Art Volkssport für Anwälte geworden. Auf diesem Feld tummelt sich unter anderem der sympathische Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel, der für Media Markt zugleich Werbung macht und fleißig Abmahnungen schreibt. Auf seiner Seite
www.steinhoefel.de hat er auch eine Rubrik „Gästebuch“. Dort könnte man dem zurückhaltenden und bescheidenen Herrn die eigene Meinung ins Stammbuch schreiben. „Die Politik haben wir diesmal größtenteils ausgespart. Die große Koalition regiert bekanntlich seit über einem Jahr unter dem Motto ‚Mehr Abzocke wagen’. Aber das ist ja allseits bekannt“, lautet das Resümee des Artikels.
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