(PM) , 29.07.2009 - Stuttgart/Hohenheim, 29. Juli 2009 - Seit einigen Jahren beunruhigt die zunehmende Ausbreitung einer neuen Maiszünsler-Rasse die Maisanbauer. Diese Rasse hat einen deutlich geringeren Temperaturbedarf, wodurch sie, im Gegensatz zum bekannten univoltinen Maiszünsler, in der Lage ist, zwei Generationen im Jahr hervorzubringen (bivoltin). Der zweite Falterflug dauert von Mitte Juli/Anfang August bis Mitte September an. Diese zweite Generation schädigt den Mais insbesondere durch Raupenfraß an den Kolben.
Bis 2005 war der Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) in Baden-Württemberg ausschließlich univoltin. Erst 2006 trat die bivoltine Rasse mit zwei Generationen pro Jahr auf und breitet sich seitdem rasant aus. Im Rahmen des Maiszünsler-Monitoringprogramms des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) wurden zum Teil erhebliche Qualitäts- und Ernteeinbußen beobachtet. Besonders betroffen vom neuen Biotyp ist die Saatmaisvermehrung, da hier die Erlöse etwa 15- bis 20-mal höher als bei Konsummais sind. Experten rechnen mit einer weiteren Ausbreitung des inzwischen auf 8.000 ha geschätzten Befallgebietes.
Auch in der Schweiz wird aus der Region um das waadtländische Gland am Genfersee zwischen Morges und Commugny vom Auftreten der bivoltinen Rasse berichtet. In diesem begrenzten Gebiet zählen rund zehn Prozent der Maiszünsler zum neuen Biotyp. Die zukünftige Ausbreitung ist schwer vorhersagbar, wird aber von der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil (ACW) intensiv überwacht und erforscht.
Bekämpfungsmaßnahmen setzen momentan vor allem bei der ersten Generation der bivoltinen Rasse des Maiszünslers an. Diese fliegt etwas früher als die Falter der univoltinen Rasse in die Felder ein, also bereits Ende Mai. Folglich muss auch die Bekämpfung früher starten. Ebenso wie gegen die univoltinen Rassen werden Trichogramma-Schlupfwespen eingesetzt. Das LTZ empfiehlt drei Einsätze (Ende Mai, Mitte Juni, Ende Juli) mit insgesamt 500.000 Tieren/ha. Im Vergleich dazu werden gegen die univoltine Rasse Mitte bis Ende Juni einmal und, je nach Populationsentwicklung des Maiszünslers, nach 7 bis 10 Tagen ein zweites Mal jeweils rund 100.000 Tieren/ha ausgebracht. Auf Antrag kann zudem bei „Gefahr im Verzug“ in Baden-Württemberg auch eine Ausnahmegenehmigung für eine chemische Bekämpfung der ersten Generation der bivoltinen Rasse erteilt werden. Auch in der Schweiz kann diese mit Sonderbewilligung der kantonalen Fachstelle für Pflanzenschutz chemisch bekämpft werden. Die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Bekämpfungsmaßnahmen ist jedoch schwer einzuschätzen, zumal sich die Flugzeit beider Rassen überschneidet. Die zweite Generation könnte zwar prinzipiell auch mit Trichogramma bekämpft werden, was jedoch momentan in der Regel nicht in der Praxis zum Einsatz kommt.
Um die Maiszünsler-Population insgesamt klein zu halten empfiehlt das LTZ den Maisbauern außerdem ein konsequentes Erntereste-Management. Das Maisstroh sollte unmittelbar nach der Ernte gemulcht, zerkleinert und anschließend sorgfältig untergepflügt werden. Weiterhin kann ein engmaschiges Prognose- und Informationsnetz helfen, die Bekämpfungsstrategie zeitnah an das Vorkommen der bivoltinen Rasse anzupassen.
Weitere Informationen zum Maiszünsler sind bei Proplanta unter
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