(PM) , 21.11.2006 - Von Ansgar Lange
Bonn/Erfurt – Mainhardt Graf Nayhauß ist ein journalistisches Urgestein. Der 1926 geborene gelernte Wirtschaftsjournalist berichtete für so unterschiedliche Blätter wie Der Spiegel, Stern, die Welt und vor allem die Bild-Zeitung. Seit einiger Zeit schreibt der publizistisch tätige Adlige auch als Kolumnist für die Netzeitung
www.netzeitung.de. Dort resümiert er das erste Jahr der Kanzlerschaft von Angela Merkel und kommt zu dem Schluss: „Aus Merkel wird man einfach nicht schlau“. Nicht nur Journalisten hätten es schwer mit ihr. Wirtschaftspolitische Berater wie der CDU-Schatzmeister Wolfgang Peiner und außenpolitische Stichwortgeber wie der ehemalige Kohl-Ratgeber Horst Teltschik seien bei der misstrauischen Frau im Kanzleramt auf taube Ohren gestoßen. So seien die von Peiner vermittelten Treffen mit Wirtschaftsbossen zwar finanziell ein großer Erfolg gewesen, für Merkels Image unter den Bossen sei das Ganze aber „niederschmetternd“ verlaufen: „Von Wirtschaft hat sie keinen blassen Schimmer“, so habe der einhellige Kommentar nach diesen Veranstaltungen gelautet.
Außenpolitik mache der machtbewussten Dame offenkundig Spaß, doch spärlicher falle der Erfolg auf dem schwierigeren Terrain der Innenpolitik aus. „Da steht eine dreiprozentige Mehrwertsteuererhöhung ins Haus, die Zahl der Arbeitslosen ist nicht wesentlich verringert, die Gesundheitsreform ein fauler Kompromiss“, stellt Nayhauß fest. „Im Amt regiert sie mit einer ihr ergebenen Truppe und ist dabei reichlich ‚bossy’. Und zwar von Anfang an.“ Etwas moderater äußert sich der Journalist Hajo Schumacher bei Spiegel-Online
www.spiegel.de. Kein Politiker in diesem Land vereine so viele Gegensätze wie die Kanzlerin. Sie repräsentiere einen „gesamtgesellschaftlichen Vermittlungsausschuss“. Auf der Strecke bleibe vorerst das Profil der CDU – und damit auch der Wähler.
Und was sagt die Wirtschaft zu „Angies“ Regierungskünsten? Im Gespräch mit der Thüringer Allgemeinen
www.thueringer-allgmeine.de forderte Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW)
www.bvmwonline.de, die Große Koalition auf, „beim Reformtempo deutlich zuzulegen“. Bisher könne der Mittelstand der Regierung Merkel nur die Schulnote drei geben: „Ein befriedigend. Gut ist, dass sie die Reform der Unternehmenssteuern auf den Weg gebracht hat, womit der Mittelstand gegenüber großen Kapitalgesellschaften nicht mehr so benachteiligt wird.“ Auf die Frage, ob Merkel oder Schröder der bessere Kanzler sei, antwortet der Mittelstands-Präsident diplomatisch: „Fest steht, dass Angela Merkel mit dem Blick auf die Konjunktur und den Arbeitsmarkt vieles für sich verbuchen kann, was unter ihrem Vorgänger angeschoben wurde.“