Pressemitteilung, 17.02.2006 - 19:53 Uhr
Perspektive Mittelstand
Ist der Begriff des Mittelstandes noch zeitgemäß?
(PM) , 17.02.2006 - Kleine Unternehmen sehen sich nicht angesprochen und beteiligtDie Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland basiert überwiegend auf kleinen Unternehmen. Schaut man sich die Zahlen näher an, so sieht man, dass die Kleinstunternehmen (1 bis 9 Mitarbeiter) mit etwa 90 %, die kleinen Unternehmen (10 bis 49 Mitarbeiter) mit ca. 8 % und die mittleren und großen Un-ternehmen (größer als 50 Mitarbeiter) zusammen mit 2 % vertreten sind.Diese Größeneinteilung der Wirtschaftsgruppen entspricht den Vorgaben der EU seit 2004, welche die Unternehmen in Kleinstunternehmen, Kleinunternehmen, mittlere Unternehmen und Großunternehmen einteilt, wobei noch Umsatzgrößen eine gewisse Rolle spielen, die hier aber nicht näher erläutert werden müssen. Bei der Frage, welche Wirtschaftsgruppe eigentlich gemeint und angesprochen werden soll, können einem als kleinem Unternehmer berechtigte Zweifel kommen.Liest man die Presseveröffentlichungen und verfolgt die Verlautbarungen der Politiker und Verbände sowie Kammern, so wird im Sprachgebrauch stets der Mittelstand genannt. Dies erstaunt, da in Deutschland nur etwa 250.000 Unternehmen der Größenklasse der mittleren Unternehmen angehören. Die Gruppe der Kleinst- und Kleinunternehmen gehören dagegen ungefähr 3,2 Millionen Unternehmen an. Die offensichtlichen klaren Zahlen der Statistik mit dem zahlungsmäßigen Übergewicht der kleinen Unternehmen einerseits und auf der anderen Seite die Dominanz des Begriffes Mittelstand im Sprach-gebrauch der Politiker, Verbände und der Presse ist stark widersprüchlich und spiegelt nicht die wirt-schaftspolitische Realität wieder.Von den Industrie- und Handelskammern wird dazu oftmals eingewendet, dass die Mittelstandsklausel des IfM Bonn den „Mittelstand“ umschreibt. Die Definition des Mittelstandes des IfM Bonn bezeichnet kleine Unternehmen als Unternehmen bis 9 Mitarbeiter mit einem Umsatz bis zu einer Million. Diese Unternehmensklasse umfasst in Deutschland alleine etwa 2,85 Millionen Unternehmen mit knapp 90 %. Der Mittelstand wird dann vom IfM Bonn mit Unternehmen definiert, die 10 bis 499 Mitarbeiter aufweisen sowie einen Umsatz zwischen einer und fünfzig Millionen Euro haben. Die Grö-ßenanzahl des Mittelstandes gemäß der Definition des IfM Bonn beträgt somit ca. 9 % oder ungefähr 285.000 Unternehmen. Die Beschreibung des IfM Bonn für den Begriff „Mittelstandes“ kann nicht die Begründung dafür sein, dass von den IHK’s, Verbänden und Politikern die Kleinst- und Kleinunternehmen einfach dem Mittelstand zugeschlagen werden. Sagt man Mittelstand, dann gibt es etwas darüber (Großunternehmen) und darunter (die kleinen Unternehmen).Die kleinen Unternehmen schaffen, wenn die Rahmenbedingungen es her geben, deutlich mehr Arbeitsplätze als größere Unternehmen und bilden mehr aus, wie die anderen Wirtschaftsgruppen. Hieran ist zu erkennen, dass den kleinen Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland mehr als bisher Aufmerksamkeit geschenkt werden muss, damit die Basis der Wirtschaft für mehr Beschäftigung in Deutschland gestärkt wird. Kleinst- und Kleinunternehmen sind als Wirtschaftsgruppe so groß und wichtig, dass eine Subsumierung unter den Begriff „Mittelstand“ nicht die Bedeutung der kleinen Unternehmen wieder geben kann.Durch die jetzige Darstellung und Einbeziehung in den Mittelstand sehen sich die kleinen Unterneh-men von den Politikern, den Kammern und Verbänden weder angesprochen noch beteiligt. Zur Zeit werden die kleinen Unternehmen entweder negiert oder als Zahlengeber für den Mittelstand miss-braucht.Die kleinen Unternehmen erwarten von den Kammern, Politikern und Verbänden, dass sie endlich ent-sprechend ihrer wirtschaftlichen Bedeutung korrekt und gleichberechtigt dargestellt werden.