Schifffahrts- und Finanzkrise, Piraterie und P3-Allianz haben ihre Spuren hinterlassen
(PM) Hamburg, 04.04.2014 - Manch klangvoller und geläufiger Name aus der hanseatischen Schifffahrt, der noch vor wenigen Jahren oder Jahrzehnten untrennbar mit den norddeutschen Hansestädten verbunden schien, ist zwischenzeitlich sang- und klanglos entschwunden, oder hat zumindest seine Unabhängigkeit eingebüßt, wie nicht zuletzt die Übernahme der traditionsreichen Ahrenkiel-Reederei durch die ebenfalls in Hamburg ansässige MPC Münchmeyer Petersen Steamship bezeugt.
Gleichwohl beweist die aktuelle Neugründung der Zeaborn-Reederei am Standort Bremen, dass die Schifffahrtsbranche auch heute noch ihre Chancen birgt und nicht alle Attraktivität verloren hat. Doch selbst wenn sich auch heute noch aussichtsreiche Perspektiven bieten, steht eines fest: Die Zahl der Neugründungen, Start-Ups und Spin-Offs ist der Zahl der Fusionen, Joint-Ventures und Insolvenzen im Reedereisektor merklich unterlegen.
„Vor allem geschäftsführende Gesellschafter, deren Traditionsunternehmen durch mehrere Generationen hindurch gewachsen sind, scheuen sich häufig davor, rein kaufmännisch motivierte Entscheidungen zu treffen, Betriebsprozesse anzupassen, einzelne Geschäftsbereiche auszugliedern und ganze Standorte stillzulegen,“ erläutert Raoul Richau, Gründer und Inhaber der Beratungsagentur RICHAU CONSULTING. „Um die weitreichende Tradition mit einer langfristigen Perspektive für Unternehmen und Mitarbeiter zu verknüpfen, ist aber leider beizeiten konsequentes Umdenken erforderlich, die Bereitschaft für radikale Veränderungen und das Verständnis, Business Development nicht als zeitlich befristetes Projekt, sondern als permanenten Prozess zu verstehen.“
Auch wenn sich die Schifffahrtsbranche wieder erholen wird, die Zeiten, in denen der Welthandel doppelt so stark gewachsen ist wie die Weltwirtschaft, sind erst einmal vorbei, und die Reedereibranche ist heißer umkämpft als jemals zuvor. Da ist der Umstand nur ein schwacher Trost, dass die Schifffahrtskrise die Reedereibranche bei weitem noch nicht so hart getroffen hat, wie die deutschen Traditionswerften.
Vor diesem Hintergrund dürfen sich die mittelständischen, inhabergeführten Reedereien nicht im operativen Tagesgeschäft verfangen, sondern müssen mit unternehmerischem Weitblick und Wagemut die strategische Entwicklung, Diversifikation oder Spezialisierung vortreiben, und die nötigen strukturellen, finanziellen, und personellen Rahmenbedingungen schaffen. Denn nur mit hochkompetenten und topmotivierten Führungskräften und Mitarbeitern voller Tatendrang lassen sich auch die Probleme von morgen sicher und effektiv bewältigen.