Welcher Vorgesetzte kennt das nicht? Die Zeit vor einem wichtigen Termin drängt, gestresst und gehetzt laufen sie durchs Büro, führen Telefonate, halten schnelle Meetings ab, nur um alles noch rechtzeitig unter Dach und Fach zu bringen. Geschafft! – doch um welchen Preis? Ihre Mitarbeiter sind ebenfalls gestresst, reagieren mitunter gereizt, verlieren schließlich die Motivation. Nahezu keiner, der sich nicht anstecken ließe. Warum? Weil Menschen sich spiegeln – wir übernehmen unbewusst das Verhalten einer Person.
Mitarbeiter spiegeln die Körpersprache ihrer Vorgesetzten und die Atmosphäre eines Unternehmens spiegelt sich in dem Verhalten der Mitarbeiter wieder. Das Verhalten in der Führungsetage dringt von oben nach unten bis zu den Angestellten hin durch. Denken Sie nur an einfache Beispiele aus Ihrem Alltag: Im Film rührt das Schicksal des unmenschlich behandelten Kindes zu Tränen. Oder Sie fühlen förmlich selbst den Schmerz, den jemand erleidet, weil er sich in den Finger geschnitten hat. Oder Sie lächeln automatisch zurück, wenn ein Fremder Sie auf der Straße anlacht. Dafür verantwortlich sind die Spiegelneurone.
Die Spiegelneurone gibt es in allen Zentren des Gehirns. Sie agieren quasi wie ein Resonanzsystem. Das bedeutet, ich registriere unbewusst die Gefühlslage meines Gegenübers und übernehme die gleiche Emotion. Wir brauchen einen Gesichtsausdruck, eine Geste, eine Haltung nur beobachten und sofort reagieren unsere Spiegelneuronen. Sie sind allzeit aktiv. Intuitiv bemerken Sie und Ihre Mitarbeiter daher eine unsicheren Blick, ein falsches Lächeln und eben Anspannung, die sich anhäuft.
Spiegelneurone reflektieren, imitieren und kopieren ein Verhalten. Laufen Sie als Führungskraft permanent gehetzt durch das Unternehmen, dann übernehmen die Mitarbeiter Ihr Verhalten. Wundern Sie sich daher nicht, wenn Ihre Mannschaft gehetzt ist.
Selbstverständlich gehören anstrengenden Phasen für eine Führungskraft zum Arbeitsalltag dazu und es kann nicht immer eitel Sonnenschein im Büro herrschen, doch seien Sie sich stets Ihrer Vorbildfunktion auch in der Körpersprache und Wirkung bewusst.
Agieren und reagieren Sie daher stets mit offenen Augen, mit Gefühl und der richtigen Dosis Empathie. Versuchen Sie jedoch auch Fehlinterpretationen zu vermeiden. Das Erkennen der Körpersprachesignale ist lernbar und schützt Sie davor.
Wollen Sie, dass Mitarbeiter intensiv miteinander arbeiten, dann gehen Sie als gutes Beispiel für Zusammenarbeit voran. Nehmen Sie sich Zeit für Einzelgespräche, setzen Sie sich zu einem Kollegen an den Tisch, gehen Sie auf Augenhöhe und hören sich seinen Standpunkt an und erläutern Ihren. Hält eine Führungskraft Kontakt zu den Mitarbeitern ist es die größte Anerkennung.
Und denken Sie immer daran: Ihre Mannschaft ist Ihr größtes Gut. Jene Mitarbeiter, die sich mit Ihnen und dem Unternehmen identifizieren, werden dank ihrer Spiegelneurone unbewusst Ihr Verhalten kopieren.
Überlegen Sie sich also gut, wie Sie wirken möchten und welches Verhalten Sie sich auch bei Ihren Mitarbeitern wünschen. Haben Sie einmal eine unangenehme Nachricht wie eine betriebsbedingte Kündigung zu überbringen, helfen Ihnen auch in dieser Situation die Spiegelneuronen: Mit der passenden Körpersprache und mit gesundem Einfühlungsvermögen wird eine unangenehme Botschaft schneller und nachvollziehbar angenommen.
Sie als Führungskraft sind häufig der Motor für eine positive Atmosphäre im Unternehmen! Probieren Sie es morgen mit einer einfachen Übung doch mal aus: Wählen Sie bewusst eine positive Einstellung und schenken Sie jedem Mitarbeiter eine kleine positive Geste und dann achten Sie, was passiert. Es siegt das Gesetz der Reziprozität, der Wechselwirkung, denn „So wie ich in den Wald hineinrufe, so schallt es zurück.“ Oder frei nach Johann Wolfgang von Goethe: „Behandle den Menschen wie er ist, dann wird er schlechter. Behandle ihn wie er sein könnte, und er wird besser.“