Seit der Neuregelung der Fahrerlaubnisklassen im Januar 2013 dürfen Jugendliche ab 16 Jahren ein sogenanntes Leicht-Kraftfahrzeug (LKFZ) steuern, wenn sie einen Führerschein der Klasse AM, einen Traktor- oder Zweiradführerschein besitzen.
(PM) Bad Rappenau, 12.08.2014 - Viele Eltern haben die LKFZ für ihren Nachwuchs inzwischen als sichere Alternative zum Roller oder Moped entdeckt, so dass die Branche mittlerweile boomt: Marktführer Driveplanet etwa verzeichnete 2013 einen Anstieg der Verkaufszahlen um 20 Prozent und rechnet für 2014 noch einmal mit einer Verdopplung. Für die Händler sind die Leichtkraftfahrzeuge besonders deshalb interessant, weil sie nach Listenpreis verkauft werden und sich daher die Marge zusammen mit dem Jahresbonus auf insgesamt bis zu 18 Prozent belaufen kann. Auch für die Halter haben die Autos mit Höchstgeschwindigkeit 45 km/h deutliche Vorteile: Ein Wagen ist bereits ab circa 8.500 Euro zu haben, die Versicherung ab 69 Euro im Jahr. Zudem fallen keine KFZ-Steuern an und die Garantie reicht mit zwei Jahren in der Regel bis zum ersten „richtigen“ PKW.
Besonders in ländlichen Gebieten, in denen Jugendliche nicht so einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu Freunden, zum Sport oder zu anderen Freizeitaktivitäten gelangen können, waren sie bis zum 18. Geburtstag meist auf den elterlichen Fahrdienst angewiesen. Doch seit der Neuregelung der Fahrerlaubnisklassen im Januar 2013 sind sie nun unabhängiger und der Weg in die Schule oder zum Ausbildungsplatz gestaltet sich einfacher: In den meisten Bundesländern dürfen Jugendliche ab einem Alter von 16 Jahren, in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sogar schon ab 15, ein LKFZ steuern. Voraussetzung sind ein Führerschein der Klasse AM, ein Traktor- oder ein Zweiradführerschein. Mit der Führerscheinklasse B darf man die kleinen Autos ab 17 Jahren ohne Begleitperson fahren.
Vom Nischenmarkt zum Boom-Sektor
Diese Neuregelung hat sich deutlich auf den LKFZ-Markt ausgewirkt: „Unsere Händler erhalten seit letztem Jahr immer häufiger Anfragen von Eltern, die nicht mehr länger Chauffeursdienste für ihre Kinder übernehmen möchten oder dies beispielsweise aus beruflichen Gründen gar nicht können“, bestätigt Hardy Dupont von der Driveplanet GmbH, Werksvertretung der Marken Ligier, Microcar und Dué in Deutschland und seit zehn Jahren Marktführer. Auch an den Absatzzahlen der Händler lässt sich diese Entwicklung ablesen: „Wir vertreiben seit Anfang 2009 LKFZ. Im letzten Jahr hat sich eine deutliche Steigerung ergeben, wir haben circa 50 Neu- und 25 Gebrauchtfahrzeuge verkauft und einen Gesamtumsatz von etwa 0,8 Millionen Euro erzielt“, bestätigt Cornelia Lill, Geschäftsführerin des Autocenters Lill in Kaufbeuren. Für 2014 rechnet Lill mit einem Anstieg auf circa 75 Neufahrzeuge. Noch deutlicher ist das Plus beim Hersteller Driveplanet: „Mit mehr als 300 verkauften Autos haben wir im Jahr 2013 einen Zuwachs von 20 Prozent erreicht. Für das Jahr 2014 zeichnet sich eine Verdopplung dieser Zahlen ab“, so Dupont. Für die Händler sind die kleinen Fahrzeuge besonders deshalb interessant, weil die LKFZ nach Listenpreis verkauft werden: Da Nachlässe nicht berücksichtigt werden müssen, kann sich die Marge zusammen mit dem Jahresbonus auf bis zu 18 Prozent belaufen.
Mehr Sicherheit, mehr Komfort
LKFZ waren bislang nur ein Nischenmarkt. Die Hauptklientel bestand in der Regel aus älteren Bundesbürgern aus Ostdeutschland, die zu DDR-Zeiten darauf verzichteten, einen Trabi-Führerschein zu machen, aber trotzdem mobil sein wollen. „Doch jetzt melden sich vor allem Eltern bei uns, die die Leichtautos als sichere Alternative beispielsweise zum Roller sehen“, erläutert Dupont. „Bei Zweirädern ist die Knautschzone der eigene Körper. Bei Unfällen mit LKFZ gab es dagegen noch keinen einzigen Verletzten.“ Für Lill war dies auch der entscheidende Faktor, Leichtautos ins Portfolio des eigenen Autocenters aufzunehmen.
Die Leichtautos verfügen serienmäßig über Gurtstraffer und kraftabsorbierende Fahrzeugträger und sind damit etwa gegenüber Motorrad und Moped klar im Vorteil. Dies gilt auch für den Komfort, denn die kleinen Wagen sind serienmäßig mit einer vollwertigen Heizung sowie teilweise mit Klimaanlage oder Autoradio ausgestattet. „Unsere Fahrzeuge bieten bereits die Komfortmerkmale ‚großer‘ PKW, der Optionskatalog umfasst unter anderem eine Lederausstattung, elektrische Fensterheber und ein Multimedia-Sound-System mit Rückfahrvideoprojektion und Einparkhilfe“, so Dupont. „Da es sich um vollwertige zweisitzige Fahrzeuge handelt, sind sie im Gegensatz zu Krafträdern uneingeschränkt für einen Einsatz im Winter geeignet“, ergänzt Lill. Auch ihr geringes Gewicht von 350 kg, das zu mehr als 50 Prozent auf der Antriebsachse liegt, trägt dazu bei. Besonders Vorsichtige können außerdem auf die Modelle der Marke Microcar zurückgreifen, die beispielsweise optional über einen Fahrerairbag verfügen. „Außerdem werden bei abruptem Abbremsen automatisch die Warnblinker eingeschaltet, um den nachfolgenden Verkehr zu warnen“, so Dupont. „Auch die Türen entriegeln automatisch, damit man im Ernstfall das Fahrzeug schnell verlassen kann.“