Kolumne
Der "Ich"-Faktor, 26.02.2013
Perspektive Mittelstand
Lohnende Umwege
Weniger Profitdenken bringt mehr
Viele Unternehmen richten ihren Blick ausschließlich auf den Profit. Geld, Zeit und Energie, die nicht unmittelbar dem Erwerb dienen, werden von vornherein als unnötig angesehen oder wegrationalisiert. Zahlen bestimmen die Strategie - ein gravierender Fehler.
Eine Geschäftskultur, die sich allein am Gewinn orientiert, ist kurzsichtig. Nachhaltiger und großer Erfolg lässt sich niemals ohne ein übergeordnetes Motiv erzielen. Erst daraus erwächst die Hingabe, die ein Geschäft wirklich voran bringt. Ein Beispiel dafür ist Steve Jobs, der Gründer von Apple. Von ihm ist bekannt, dass ihn die Vision antrieb, in jedem Haushalt müsse ein Computer stehen. Und nicht irgendein PC, sondern einer mit perfektem Design.  

Eine übergeordnete Absicht erzeugt nicht nur Ausdauer und Leidenschaft, sie prägt vor allem den Geist des Unternehmens. Es macht einen Unterschied, ob eine Apotheke nur Medikamente vertreiben oder sich bewusst für die Gesundheit der Kunden engagieren will. Ob eine Bäckerei nicht nur Brötchen verkauft, sondern den Laden zu einem beliebten Treffpunkt für die Nachbarschaft macht. Ob jemand als Coach arbeitet, weil sich damit gutes Geld verdienen lässt oder weil es ihm/ihr eine Herzensangelegenheit ist, mit dem eigenen Fachwissen Menschen zu unterstützen.

Das klingt zu idealistisch? Keineswegs. Die höhere Absicht wird schließlich immer wieder in konkrete Teilziele übersetzt. Bildlich gesprochen ist sie der Leuchtturm, der den Weg zum Handeln weist, wobei man die Rentabilität durchaus nicht aus den Augen verliert. Aber die Kunden oder Klienten spüren, dass es nicht nur um den Profit geht. Das führt zu einer verlässlichen Bindung und ist die Basis für positive Weiterempfehlung. Der britische Professor für Management John Kay spricht von „Obliquity“, einem Erfolg auf Umwegen. In einer immer komplexer werdenden Wirtschaftswelt hält er ein solches Vorgehen für weitaus sicherer als die bloße Orientierung am Gewinn.  

Deshalb lohnt sich die Frage: Was möchten Sie mit Ihrem Unternehmen außer Profit erreichen? Was an ihm macht die Welt ein bisschen besser? Was gibt Ihren Kunden einen qualitativen Mehrwert? Versuchen Sie einmal, das in einem Satz zusammen zu fassen. Und dann setzen Sie es tatkräftig um. Sie werden feststellen, dass Sie auf diesem Umweg langfristig weit mehr Profit erzielen als ein reines Gewinnstreben je gebracht hätte.  
ZUM KOLUMNIST
Über Dr. Eva Wlodarek
Dr. Eva Wlodarek ist Diplom-Psychologin, Coach und Autorin. Sie studierte Germanistik und Philosophie in Köln, danach Psychologie in Hamburg. Ihre Dissertation schrieb sie über das Thema „Glück“. In ihrer Hamburger Praxis berät sie seit über 30 Jahren als ...
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Über Perspektive Mittelstand

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