Pressemitteilung, 19.10.2006 - 16:06 Uhr
Perspektive Mittelstand
Kahn oder Lehmann, Mehrweg oder Einweg? – Entsorga-Magazin: Bei Mehrweg-Bilanz sind noch einige Fragen offen – Deutschland schoss bei der WM das Green Goal
(PM) , 19.10.2006 - Von Ansgar Lange Bonn/Frankfurt am Main – Zum WM-Titel hat es nicht ganz gereicht, doch Deutschland galt im Sommer 2006 nicht ohne Grund als „Weltmeister der Herzen“. Jetzt gib es eine neue Trophäe. Der „Weltmeistertitel in Sachen Entsorgung“ gebühre auf jeden Fall dem Gastgeber, schreibt das Entsorga-Magazin www.entsorga-magazin.de und spricht vom Sieg der „Cleansmänner“. Die erwarteten Chaos-Tage in puncto Müll blieben aus – nicht nur in den zwölf Stadien mit ihren insgesamt 3,2 Millionen Besuchern, sondern auch in den Städten mit ihren zahlreichen Fanfesten und Public-Viewing-Veranstaltungen. Das Umweltkonzept „Green Goal“ vom Öko-Institut Darmstadt/Berlin habe ein klares Ziel vorgegeben: Die Müllmenge in den Stadien und deren Umkreis sollte im Schnitt um ein Fünftel niedriger liegen als ohne Umweltkonzept. Noch liege keine offizielle Bilanz des Öko-Instituts vor. Die präzisen Zahlen wolle das Institut erst im November in seinem Abschlussbericht veröffentlichen. Bei einem regulären Bundesligaspiel mit 40.000 Zuschauern fielen im Stadion zirka fünf bis zehn Tonnen Abfall an. Im Berliner Olympiastadion mit einem Fassungsvermögen von 60.000 Plätzen seien nach Angaben des Entsorgungsunternehmens Alba www.alba.de im öffentlichen Fanbereich durchschnittlich 13 Tonnen Abfall pro Spiel angefallen; rein rechnerisch nur unwesentlich mehr als in der Bundesliga. Die VIPs sorgten für deutlich mehr Vermüllung. Hier entstanden nach Darstellung der Hamburger Sulo GmbH www.sulo.de während des Turniers insgesamt rund 1.020 Tonnen Müll. Allerdings waren darunter im Gegensatz zum Fanbereich viele Glasflaschen und eine große Menge an Werbe- und Dekorationsmaterial. Während die Nation vor der WM über Monate die Frage „Kahn oder Lehmann“ heiß hin und her diskutierte, bewegte die Frage „Mehrweg oder Einweg im Stadion“ die Gemüter derjenigen, die sich um die Umweltverträglichkeit des Massen-Ereignisses zu kümmern hatten. Klar, dass jede Seite sich als Sieger fühlt. So ist es nicht verwunderlich, dass Wolfgang Schildknecht, Geschäftsführer der Cup Concept GmbH www.cupconcept.de, die Fußball-WM als das „größte Mehrweg-Event aller Zeiten“ lobte. Dies überrascht nicht, da sein Unternehmen alle WM-Stadien mit Mehrwegbechern aus Kunststoff versorgt hat. „Ob die Mehrweg-Rechnung der WM aufgeht, ist allerdings umstritten. 1,2 Millionen Becher haben die Fans nämlich nicht zur Ausgabestelle zurückgebracht, sondern als preiswertes Souvenir mit nach Hause genommen – das entspricht laut Schildknecht einer Mitnahmequote von rund 45 Prozent. Und bei den restlichen Pfandbechern ist unklar, was damit nach der WM geschieht. Da sie speziell für die Weltmeisterschaft mit Sponsorenlogos bedruckt wurden, ist eine Weiterverwendung im Bundesligabetrieb zunächst mal nicht erlaubt“, merkt das Entsorga-Magazin kritisch an. Laut Schildknecht werde nun „überprüft“, ob die Becher überdruckt werden können. In den Pressezentren und –tribünen der Stadien seien zudem rund 800.000 unbepfandete Becher aus einem speziellen Kunststoff der Pegnitzer Firma Belland Vision www.belland.de zum Einsatz gekommen. Sie seien in Papp-Containern getrennt wieder eingesammelt und per Paketdienst zu Sammelstellen in Nürnberg und Essen gebracht worden. Der Kunststoff lasse sich nach Angaben des Unternehmens durch ein Löseverfahren reinigen, zurückgewinnen und wieder für Becher einsetzen. Eine erste Recyclinganlage solle Anfang Oktober im thüringischen Rudolstadt in Betrieb gehen. Bisher seien die gebrauchten WM-Becher erst einmal zerkleinert, gewaschen und gelagert worden. Saubere Stadien und Städte – so das Resümee des Fachmagazins – seien aber nicht nur ein Verdienst von Green Goal und fleißigen Städtereinigern. Auch die wachsende Gemeinde der Pfandjäger – Obdachlose, Sozialhilfeempfänger und Studenten – hätten ihren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft geleistet und entlang der Fanmeilen und Feste Flaschen, Dosen und Pfandbecher aus dem Müll geklaubt.