(PM) , 10.01.2007 - Von Alexander Wenger
Bonn/Wien – Hat die Europäische Union mit Rumänien und Bulgarien zwei Patienten aufgenommen? Die Menschen in den neuen Beitrittsländern haben die Aufnahme jedenfalls mit Festen und Feuerwerken begangen. In Brüssel und den alten EU-Ländern blieben diese Freudenfeuer aus, schreibt Cornelius Hell in der österreichischen Wochenzeitung Die Furche
www.furche.at. Die Euphorie von 2004 sei längst verflogen, laut Eurobarometer stehe nur eine knappe Mehrheit der neuen Erweiterung positiv gegenüber. Doch laut Hell wird mit zweierlei Maß gemessen, wenn den beiden Ländern die EU-Reife abgesprochen werde: „Das organisierte Verbrechen und die Morde auf offener Straße in Sofia werden gerne gebrandmarkt, während man sich offenbar daran gewöhnt hat, dass solches in Italien, einem EU-Land und der ersten Stunde, noch bis heute zum Alltag gehört. Vor der maroden rumänischen Landwirtschaft hat man Angst, während die spanische noch immer subventioniert wird.“
Dabei sei für Österreich der EU-Beitritt von Rumänien und Bulgarien ein Grund zum Feiern, da das Land am meisten profitiert habe: „Österreichische Firmen haben das sehr früh verstanden, und laut Wirtschaftsforschungsinstitut haben jedes Jahr 10.000 Menschen bei uns Arbeit gefunden, weil österreichische Firmen in Osteuropa Geschäfte machen. Aber die Politik war nicht imstande, die Vorteile der EU-Erweiterung erfolgreich zu kommunizieren.“ Österreich sei in Bulgarien und Rumänien der größte ausländische Investor, Erste Bank, OMV, Wiener Städtische, EVN oder Mobilkom Austria und viele andere Firmen machten dort Profite, aber für die Österreicher sei es am wichtigsten, „dass nur ja ihre Arbeitskräfte keinen Zugang haben zu dem durch den EU-Beitritt ihrer Länder bei uns wachsenden Arbeitsmarkt“.
In diesem Jahr wird die europäische Staatengemeinschaft 50 Jahre alt. „Der Beitritt von Rumänien und Bulgarien ist ein guter Anfang des Jubiläumsjahres“, befindet der Furche-Redakteur. Auch für deutsche mittelständische Unternehmen scheint einiges für ein Engagement in diesen Staaten zu sprechen. Die beiden Länder sind „heiß“ auf westliche Interessenten. In Bulgarien können ausländische Investoren nach den gleichen Regeln unternehmerisch tätig werden wie die Einheimischen. In Rumänien erhalten sie sogar Vergünstigungen. So werden sie zum Beispiel von der Pflicht befreit, Zollgebühren für notwendige technologische Maschinen und Ausrüstungen zu zahlen. Selbstverständlich müssen deutsche Mittelständler beachten, dass die Mentalität in den beiden Ländern anders ist als in Deutschland. Auch Jahrzehnte des Kommunismus sind nicht spurlos an den Menschen und ihren Einstellungen vorbei gegangen. „Doch das wiegt alles nicht so schwer wie die Chancen, sich in diesen baldigen EU-Beitrittsländern auch und gerade als Mittelständler zu engagieren“, sagt Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW)
www.bvmwonline.de. Ohoven jedenfalls will den Mitgliedern seines Verbandes den Schritt nach Osten erleichtern und falsche Befürchtungen abbauen.